-
Ehrengarde
„Gut das wir das geklärt hätten. Mich darfst du übrigens Yareth nennen, Kleiner.“ Und zu Claudius Überraschung schüttelte sie dem frisch benannten Gargoyle die Hand. „Danke für die Rettung. Auch wenn ich das irgendwie schon geschafft hätte. Notfalls wäre der da hinten etwas auf die Nase gefallen.“ Sie zwinkerte ihm zu und man merkte richtig, wie Newark wieder furchtbar nervös wurde. „Jetzt sollten wir aber mal sehen, dass wir aus diesem Badezimmer kommen.“ Ihr Blick glitt noch einmal durch den Raum und dann machte sich daran die einzige Tür zu öffnen.
Als sie die Tür öffnete, blickte sie in einen langen Gang mit hoher Decke, der geschmückt war mit Wandteppichen und alten Ritterrüstungen. „Nicht schlecht. Da fühlt man sich ja fast heimisch.“, meinte Yareth. Immer wenn sie gut gelaunt war, wurde sie etwas redseliger. Und jetzt war sie eindeutig gut gelaunt. Sie war endlich aus dem Regen, hatte die fremden Gargoyles gefunden und befand sich ganz offensichtlich in der Villa von dem Typen, den sie sowieso aufsuchen wollte. Drei Probleme hatten sich fast wie von selbst gelöst. Besser konnte es fast nicht laufen.
Sie betrachtete in Gedanken ein Gemälde von einem alten Mann mit Anzug und Krawatte. Das musste der angebliche Experte sein. Oder einer seiner Vorfahren. Sie hatte ein unscharfes Bild in einer Zeitung gesehen. Ob sie hier endlich ein paar Antworten auf ihre Fragen finden würde? Es war schon seltsam genug gewesen diese Gargoyles zu treffen. Sie hatte schon seit Ewigkeiten niemanden mehr von ihrer Rasse getroffen. Eigentlich seit sie in dieser neuen Zeit erwacht war. Und jetzt tauchten nicht nur diese Germanischen auf, sondern auch dieses Halbblut. Das waren ihr fast zu viele Zufälle an einem Tag…
„Na ja, immerhin besser, als der stressige Regen.“, unterbrach ein Kommentar von Claudius ihre Gedankengänge. Ihr fiel ein, warum sie eigentlich hierher gekommen war. Sie wollte Antworten und diese erhielt sie sicher nicht, wenn sie weiter hier herumstand und grübelte. Sie schaute Claudius noch einmal in die Augen mit diesem typischen kühlen Blick, der ihr zu Eigen war, und verfiel wieder in ihre ursprüngliche Rolle. Sobald ihr Blick wieder auf die Dinge fokussiert war, die sie verwirklichen wollte, fuhr sie wieder in den alten Schienen und war misstrauisch wie sonst. Auch wenn dazu jetzt kein Grund mehr zu bestehen schien. Aber sie konnte nun einmal nicht aus ihrer Haut.
Von dem Gang zweigten acht Türen ab. Jeweils drei an den Seiten und eine an den Enden. Sie waren rechts aus der Tür in der Mitte getreten. An den Wänden hingen noch weitere Gemälde und an der hohen Decke waren Kronleuchter. Eine ziemlich pompöse Villa für einen Professor, der auf seinem angeblichen Fachgebiet nicht gerade anerkannt war, da man ihn für etwas wunderlich hielt. Zugegeben die Welt war wohl noch nicht bereit für sie. Als sie am Ende des Ganges Stimmen hörte, bewegte sie sich vorsichtig auf die Tür zu und bedeutete den anderen zurückzubleiben. Leider kam sie zu spät bei der Tür an und konnte gerade noch die letzten Worte mithören, auf die Schweigen folgte. Es war an der Zeit mit den anderen in Kontakt zu treten. Ohne anzuklopfen oder sich sonst wie anzukündigen öffnete sie die Türe und gewahrte zweier Gestalten. Einer von Beiden, ein rabenähnlicher Gargoyle, zuckte erschrocken zusammen und dann breitete sich auf seinem Gesicht Erstaunen aus. Er schien mit allem gerechnet zu haben nur nicht mit diesem nächtlichen Besuch. Diese Reaktion war sie jedoch schon gewohnt, da sie sich selten ankündigte, bevor sie mit anderen in Kontakt trat. Doch diesmal schein die Überraschung etwas größer zu sein. Als gebe es noch einen Grund, der ungewöhnlich machte, dass ein Gargoyle auf einmal durch die Tür trat, den der Unbekannte nicht kannte. Er hatte sich jedoch schneller wieder gefangen als sie dachte. Er strahlte etwas aus, das sie schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Eine seltsame Ausstrahlung, die nur wenige Personen verströmten. Wahrscheinlich war er der Anführer dieses Klans. Der andere war jener Mann auf dem Gemälde, oder sein Nachfahre. Bei ihm zeichnete sich nicht der erwartete Ausdruck von erstaunen auf dem Gesicht ab. Aber wenn sie ehrlich war hatte sie such nicht erwartet, dass ihre Ankunft unbemerkt geblieben war. Sie hatte mal wieder unglaubliches Glück gehabt und genau die Personen gefunden, mit denen sie reden hatte wollen. Ungewöhnlicherweise fühlte sie sich jetzt etwas unbehaglich und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Vor allem hätte sie viel darum gegeben dieses Schweigen zu beenden. Von hinten näherten sich ihre Gefährten…
Geändert von La Cipolla (06.09.2006 um 10:12 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln