Ich machte die Augen auf.
»Wo- Wo bin ich?«
»In Sicherheit.« -Wumm!- Er schlug mir volle Sau ins Gesicht.
»Ah- Verdammte Scheisse, was soll-!?« -Wumm!- Und er schlug nochmal zu. Fester.
»Komm zu dir, Mann.«
»Scheisse- Wer zum-!?« -Wumm!- Und ein drittes Mal.
»Alles Klar, Mann? Dachte schon du wärst abgekratzt.«
»Du verfluchtes Arschloch- Hör auf mich zu schlagen!«
»Is' ja gut, Mann.« -Wumm!- »Beruhige dich erstmal.«
»Verdammt- Du sollst-!« -Wumm!- Er hielt mir einen Becher hin.
»Hier, trink das. Das wird dir gut tun.«
»Ich werd bestimmt nich-!« -Wumm!-
»Trink.«
»Is' ja gut, verdammt nochmal!« Ich trank also was mir der Typ gegeben hat.
»Schön.«
»Boa- Das schmeckt total fies.«
»Das ist ein gutes Zeichen.«
»Ein gutes Zeichen-? WOFÜR?«
»Für Alles. Ist dir nicht aufgefallen, dass du dich wieder bewegen kannst?« Er hatte Recht.
»Ähm- Danke- Was war das?«
»Katzensaft.«
»Was ist Katzensaft?«
»Nun, du weißt sicher wie man Orangen presst. Also man nimmt eine Katze und-«
»Ist okay, ich kann's mir vorstellen. Wo bin ich und wer bist du?«
»Mein Name ist Jerome. Ich gehöre zu den Auserwählten. Genau wie du.«
»Uhm?«
»Dazu später mehr. Mit dir sind noch 2 andere gekommen.«
»Jess und Jimmy?«
»Ja, und dein Name ist John.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Deine Freunde wissen genauso wenig. Ich führ dich zu ihnen, dann erklär ich's euch.«
Wir gingen aus dem ziemlich schäbigen Zimmer in eine Art Flur. Ich sah mich um. Es war
dreckig und es stank wiederlich nach Pudding.
»Wo sind wir?«
»In der Stadt.« Er zeigte aus dem Fenster.
»Wie spät ist es?«
»Es ist Tag.« Er zeigte wieder aus dem Fenster. Genauere Angaben wollte er mir nicht geben.
Wir gingen eine schmale Treppe hinunter in einen anderen Raum wo Jess und Jimmy
rumlungerten. Jess saß im Rollstuhl.
»Jess- Was-?«
»Den Rollstuhl? Hab ich gefunden. So muss ich nicht selber laufen. Ziemlich cool, oder?«
Verdammte Scheisse, dachte ich. In diesem Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicher, als
auch so einen Rollstuhl zu besitzen.
»John, da bist du ja.« entgegnete Jimmy.
»Ja, Mann. Dieser Typ hier hat mich hergeführt nachdem er mich windelweich geprügelt hat.«
»Ja, die Erfahrung haben wir auch schon gemacht.«
»Sogar mehr als ausreichend.« sagte Jess und rieb sich quälend die Wangen. Jerome deutete
an, dass er was zu sagen hatte und hob markierend den Mittelfinger.
»Ey, aufgepasst. Wir 4 sind die Auserwählten, die gegen den Feind kämpfen müssen.«
»Was für'n Scheiss?« Das kam mir spätestens jetzt merkwürdig vor.
»Wir 4 sind die Auserwählten, die gegen den Feind kämpfen müssen.«
»Ja, ist klar. Aber wieso und warum und wieso?«
»Es ist eben so. Wir 4 sind die einzigen Menschen des ehemaligen Planeten, deren Namen mit
J beginnen. Darum wurde wir auserwählt, alle anderen wurden plattgemacht, inklusive der
Erde.«
»Was?!«
»Plattgemacht.«
»Hä?«
»Plattgemacht. Sie waren nicht auserwählt, daher unnötig.«
»Pass auf, du verflucht brutales Arschloch, ich hab keine Ahnung was du hier für 'ne
Scheisse erzählst- Und es interessiert mich auch nicht- Aber wenn die Erde plattgemacht
wurde, wo zum Geier befinden wir uns dann?«
»Hab ich doch schon gesagt.«
»Hä? Ja, wo?«
»In der Stadt.«
»Was zum- Red jetzt endlich Klartext, ich versteh gar nichts.«
»Also. Wir 4 waren die einzigen Menschen auf der Erde, deren Namen mit J beginnen, darum
wurden wir auserwählt, die Stadt zu verteidigen.«
»Moment, wenn die Erde plattgemacht wurde, ist sie ja jetzt 'ne Scheibe, oder?«
»Hey, Jess, da hast du sogar Recht.« bemerkte Jimmy.
»Würdet ihr 2 Knalltüten eure elenden Fressen jetzt mal halten?«
»Nicht so ungestüm, John.« Jerome meldete sich wieder zu Wort. »Dein Freund hat Recht. Die
Erde ist jetzt 'ne Scheibe. Aber wir befinden uns nicht auf der Erde, das wär auch
Unsinn.«
»Und WO sind wir dann!?«
»In der Stadt.«
»Geht's nicht noch genauer?«
»Doch, natürlich. Wir befinden uns in der Stadt. Drumherum ist Land. Mehr kann ich euch
nicht sagen, da ich mehr nicht weiß.«
»Okay okay, du sagtest was von wegen Auserwählten, weil unsere Namen mit J beginnen, aber
es gibt doch Hunderte- Tausende- Millionen von Menschen, deren Namen mit J begannen.«
»Nein. Es gab nur uns 4. Und jetzt gibt es wirklich nur noch uns 4.«
»Was ist mit Namen wie Jack, Josh, Jay oder Jenkins?«
»Ausgeburten deiner Fantasie. Denk doch mal nach, kennst du irgendwen, der so heißt?«
»Ähm- nein.« Er hatte Recht. Mit allem. Die Erleuchtung kam über mich wie ein dunkler Mantel
aus dunklem Material, den man zu dunklen Anlässen zu dunklen Tageszeiten trägt.
»Siehst du!«
»Okay okay, und gegen was müssen wir kämpfen?«
»Das weiß ich nicht, aber es wird schon bald sein.«
»Von mir aus. Seit wann bist du hier?« Er schaute auf seine Uhr.
»Seit genau 5000 Tagen. Auf die Sekunde.«
»Moment, das sind doch- wieviel Jahre?«
»'Ne Menge.«
»Okay, und was machst du seitdem hier?«
»Meinen Job.«
»Deinen Job? Was für'n Job?«
»Ich bin Taxifahrer. Immer in den Straßen dieser Stadt unterwegs, auf der Suche nach
Kundschaft, aber das Geschäft läuft beschissen, weil hier keiner lebt.«
»Das ist doch Irrsinn!«
»Keineswegs. Jeder Mensch brauch einen Job.« Da war was dran.
»Okay, und was passiert jetzt?«
»Sie werden wieder schießen.«
»Schießen?! Wie- schießen?! Wer?! Auf uns?!«
»Oh ja.« In diesem Moment war ein pfeifendes Geräusch zu hören -NIIIEEEEUNNNG-.
»Verflucht was ist das?!« Die Decke über uns stürzte ein, ein lautes Krachen war zu hören
-BBBRRRCCHHHH- Blitzschnell packte Jerome uns alle drei - weiß Gott woher er diese Kraft
nahm - und zerrte uns 'n ganzes Stück nach links. Die Trümmer verfehlten uns nur knapp.
Da lag er nun. An der Wand. Und starrte uns an. Mit seinen riesigen Glubschaugen. Er hatte
uns verfehlt - Der rosa Elefant.
»WAS ZUM TEUFEL-!?«
»Das zum Teufel.« sagte Jerome, ging zum Elefanten und piekte ihm mit dem Finger in den
Bauch. Der Dickhäuter fing lustig an zu kichern, begab sich schwebend in die Lüfte und
krachte durch die nächst beste Wand. Dabei riss er das gegenüberliegende Gebäude ein. »Seht
ihr womit sie schießen? Mit Elefanten in allen Regenbogenfarben. Ich find spaßig, wie die
Viecher kichern.«
»Ja-« sagte Jimmy. »Irgendwie ganz komisch.«
»Ja, abgefahren.« stimmte Jess zu.
»Habt ihr sie noch alle? Das Ding hätte uns fast umgebracht.«
»Hat's aber nicht.« sagte Jerome. »Seht ihr, das passiert jeden Tag. Sie schießen ein paar
bunte Elefanten und die sausen durch die Stadt und zermalmen alles. Die Stadt ist ziemlich
groß. Aber sie wissen immer ungefähr wo wir uns aufhalten, deshalb sollten wir schleunigst
von hier verduften, denn gleich müssten sie den Blauen abfeuern und der ist ganz besonders
bösartig. Aber jetzt heißt es für uns in Bewegung bleiben. 57 Stunden am Tag.«
»Moment- 57 Stunden am Tag? Ein Tag hier hat 57 Stunden?«
»Nein. 60. Kumpel, wir müssen ja auch schlafen und ab und zu essen.«
Wieder dieser pfeifende Sound -NIIIEEEEUNNNG-.
»Lasst uns verschwinden!« rief Jess, während er mit seinem Rollstuhl durch die Tür raste.
Verdammt, ich gäbe alles um auch so einen Rollstuhl zu haben.
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Part I