Meiner Meinung nach ist die Einteilung zwischen Gut und Böse kein schlechtes Stilelement und verringert auch nicht die Qualität einer Story. Das passiert dann eher durch andere Stilfehler ( s.u. ). Jedes Märchen braucht diese klare Einteilung um Atmosphäre zu erzeugen ( und Star Wars z.B. ist ein modernes Märchen, genauso wie viele östliche RPG's auch ). Man braucht also auf der einen Seite die Protagonisten und auf der anderen die Antagonisten. Natürlich gibt es Ausnahmen, z.B. wenn man etwas bestimmtes mit dem Spiel aussagen will ( s. Kenjis Dreamland R ). Doch für die meisten Rollenspiele gilt, dass es für die Atmosphäre und die Spannung der Handlung notwendig ist, einen Konflikt zwischen Helden und Gegenspielern ( also Gut und Böse ) aufzubauen.

Ich finde daher, man kommt um die Einteilung in diese beiden Lager gar nicht herum ( ausser in seltenen Ausnahmen ); will man eine für ein Spiel geeignete und fesselnde Story erzählen. Vermutlich geht es den Kritisierenden aber auch gar nicht um die Einteilung in Gut und Böse, sondern um die Motivation der Charakter.

Damit ein Held sich gegen den grausamen Tyrannen aufschwingt oder ein Dorf vor einem aggressiven Monster rettet, braucht man keine großen Erklärungen abliefern, so was ähnliches machen die Menschen auch in unserer Welt. Ob nun aus Nächstenliebe, Hass gegen einen Unterdrücker, dem Wunsch nach Freiheit oder auch niederen Motiven wie Ruhmsucht oder Ansehen. Man sollte als Motivation nur nicht sagen "Ich tu's weil ich gut bin". Das Gleiche gilt ( mit einer Einschränkung ) auch für Bösewichte. Man muss nicht mit Psychologie kommen um ihr Verhalten zu erklären, aber es sollte zumindest mehr sein als das Böse sein an sich. Das gilt mMn aber nur für menschliche oder menschenähnliche Gegenspieler; irgendwelche Wesen wie Dämonen oder Teufel brauchen nicht unbedingt eine ersichtliche Motivation haben ( es sei denn sie werden "vermenschlicht" ). Diese Wesen werden ja in den ganzen Mythologien oft als Personifikation von allem Negativen dargestellt und erhalten gerade durch diese vereinfachte Sicht ihre Bedrohlichkeit.

Ich würde mir aber sowieso von den Storykritisierern nicht zu viel einreden lassen. Einige von ihnen versuchen nur ihre eigene Vorstellung von guter Story mit der Brechstange durchzusetzen, weil sie die anderen Ansichten nicht akzeptieren wollen. Es gibt keine guten und schlechten Stories, nur gut erzählte und schlecht erzählte. Und in welche Kategorie eine Story fällt, entscheiden nicht einzelne Leute, sondern das gesamte Publikum.