Die Art und Weise, auf die ich mein eigenes Verhalten bewerte, ist Ergebnis meiner Erfahrungen und Reflektionen. Solange dieser Maßstab nicht allzusehr von der gesetzlichen Norm abweicht, bekomme ich keine Probleme. Natürlich muss er ab und zu auch mal überdacht und gegebenenfalls korregiert werden, aber er ist mir wesentlich mehr Wert als die Moralvorstellung, die die Gesellschaft mir durch Gesetze aufzwängen will, oder als die Maxime anderer Menschen.Zitat von Diomedes
Das soll heißen, dass es mir eigentlich relativ egal ist, nach welchen Kritierien andere Menschen mein Handeln beurteilen, solange daraus keine Konflikte entstehen, die meine Freiheit einschränken könnten. Aber du hast natürlich Recht, man kann auch nicht zulassen, dass jeder macht, was er für richtig hält. Andererseits will ich aber nicht, dass mir irgendein autoritäres System seine Moralvorstellungen aufzwängt. Das ist in der Tat ein Problem - und zwar eines, das in diesem Thread fehl am Platze ist. Darauf weiter einzugehen, würde wahrscheinlich zu weit vom Thema wegführen.
Wenn du einem Menschen hilfst, dann tust du das aus Mitleid. Das klingt zunächst edelmütig, bis man sich mal anschaut, was dahinter steckt. Der Ausdruck "Mit-Leid" zeigt schon, dass es dir Unbehagen bereitet, wenn du nicht helfen würdest, du würdest mit-leiden. Du hilfst also, weil es dich glücklich macht bzw. vor Leid bewahrt. Wenn es dich hingegen unglücklich machen würde (d.h.z.B. wenn dich dein Gewissen nicht dafür belohnen würde), dann würdest du vermutlich auch nicht helfen. Wenn es mich beispielsweise nicht glücklich machen würde, zu helfen, dann könntest du mir das eigentlich nicht vorwerfen.Zitat von Paramite
Ebensowenig kannst du dem Geizigen vorwerfen, dass er geizig ist, oder dem Mörder, dass er ein Mörder ist. Er handelt wie jeder andere Mensch aus Eigennutz und zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse.
Jeder Mörder oder Kinderschänder ist nicht besser oder schlechter als du. Der einzige Grund, weshalb solche Menschen im Gegensatz zu dir im Gefängnis landen, um rekonditioniert zu werden, ist der, dass die Gesellschaft mit solchen Menschen nicht reibungslos funktionieren kann.
(*: genau, hier ->) Ich wollte damit nur zeigen, dass jeder Mensch egoistisch ist, was den Vorwurf, ich sei egoistisch, eigentlich bedeutungslos macht.
edit: Das gilt nicht nur für mich, sondern für jeden Menschen, der sich gegen die Gründung einer Familie entscheidet.
edit: Mitleid und Kinder großziehen hat überhaupt nichts miteinander zu tun, da habt ihr schon Recht. Worauf ich hinauswollte, findet ihr, wenn ihr zwei oder drei Sätze weiter vorne. (*)
Tut mir Leid, nun habe ich mich doch hinreißen lassen, mit Ethik anzufangen.
Es mag für diesen Thread unerheblich sein, aber ich denke, man hat der Gesellschaft gegenüber eine gewisse Schuld. Immerhin nutzt man die Gesellschaft mit all ihren Freiheiten, die sich unsere Vorfahren in dutzenden Kriegen erkämpft haben, um ein glückliches Leben zu führen, wie auch immer man das definiert. Man nimmt also eine Menge von der Gesellschaft. Aufgrund meiner Moralvorstellung würde ich mich schlecht fühlen, wenn ich nicht im Austausch dafür irgendwas tun würde, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Es wäre schade, wenn nur ich so denken würde.Zitat von Diomedes
Mein Richter ist also nicht die Gesellschaft, sondern mein Gewissen.
Okay, das kann ich akzeptieren. In dem Punkt hast du natürlich Recht. Es ist zwar in meinen Augen nach wie vor nur eine Tradition, die man ohne nachzufragen akzeptiert, aber wenn es einen glücklich macht, dann ist das gut so und dann will ich auch nichts dagegen sagen.Zitat von Diomedes