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The Big Guns
Steels Atemgerät piepte leise, während es mit großem Druck Luft in seine Lunge pumpte. Zittrig griff er nach der Zigarettenschachtel - eine Stange Lucky Streik - und griff sich eine heraus. Langsam schob er sie sich zwischen die Lippen und zündete sie mit dem Zip-Feuerzeug, auf dem das Emblem der Dark Ministry manifestiert war, an.
Das Zimmer im Hamburgs ehemaligem Kongress-Zentrum (CCH) war im obersten Stockwerk in der Höhe von über 70 Metern eingerichtet. Überall hingen Gemälde von den großen Anführern der DM, Spliffy und The Game. Das "Messenger-Zimmer", wie es genannt wurde, war viktorianisch-edel eingerichtet. Ein großer, ovaler Schreibtisch, auf dem ein großer Monitor, diverse Dokumente wild verstreut, drei volle Aschenbecher und einige Stangen Zigaretten ihren Platz fanden, war das Zentrum des aus mit Büchern über Recht, Religion und die Dark Ministry ausgestattetem Zimmer.
Steel sah aus dem Fenster und nahm einige Züge von der Zigarette. Er hatte bereits vier Operationen hinter sich. Den Lungenkrebs hatte er besiegt und damit sich selbst gerettet. Nur seine langjährige Freundin konnte er nicht retten. Jeden Tag sah er ihren Tod vor seinen geistigen Augen. Mittlerweile jedoch hatte er sich an die schrecklichen Bilder gewähnt. Die DM bestand fast nur aus solch gequälten Gestalten, und somit entstand eine Art Gemeinschaftsgefühl. Es war großartig. Steel grinste bei dem Gedanken und drückte die Zigarette, oder besser gesagt den brennenden Filter, in einem der vollen Aschenbecher aus.
"Messenger?", sprach ein schwarz-rot-uniformierter DM-Soldat, der hinter ihm das Zimmer betreten hatte. Steel erschrak etwas. Laut atmete er ein für den nächsten Satz, wie für fast alle seine Sätze. Im Nachhinein tat jedes einzelne Wort ein bisschen weh im Bauchbereich:
"WAS?"
"Ähm...", der Soldat schien etwas verwirrt, "...Nachricht vom Oberkommando, Messenger!"
Steel stand aus dem rustikalen Wildledersessel auf, schnappte seinen Gehstock und humpelte mithilfe dessen zu seinem elektrischen Rollstuhl. Ohne ihn konnte er sich nicht bewegen. Durch die letzte Operation vor zwei Wochen war er vorübergehend verhindert in allen Bewegungen. Er steckte sich noch eine Zigarette an und fuhr auf den Soldaten zu.
"Was wollen die jetzt schon wieder...", er atmete ein, "von mir?"
"Man bittet Sie um eine weitere Radiopredigt. Der Widerstand hierzulande scheint sich langsam zu verfestigen... Und das Kommando will unbedingt soviele wie möglich bekehren statt sie zu töten, Sir!"
Für Steel klang das nach einem typischen Befehl der DM-Oberadministration: Erst sollte man alles erobern und jeden Widerstand tilgen, dann sollte plötzlich einer auf "Wir haben euch soooo lieb!" getan und diese Idioten bekehrt werden. Niemals ein einleuchtener Befehl, immer dieselbe verdammte Masche. Steel hielt das im Kopf nicht aus.
"VERDAMMTE SCHEISSE!!!", kam es über ihn, worauf ein halbminütiger Hust-Anfall folgte. Verdammter Teer in der Lunge... "Es heißt immer nur 'Bekehrt sie!' nachdem es hieß 'Tötet sie!', können die sich nicht einmal auf eine Richtung einigen?" Der Soldat sah ihn weiterhin verwirrt-ängstlich na und schluckte kurz.
Steel befahl das Abhauen und widmete sich seinen Dokumenten. Er musste hart durchgreifen. Wenn tatsächlich der Widerstand in Hamburg sich verhärtete, dann musste gehandelt werden - schnell.
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