Und wieder habe ich ein Buch beendet (ich lese in letzter Zeit wirklich schnell), diesmal in nur zwei Tagen …


South of the Border, West of the Sun (heißt auf dt. Gefährliche Geliebte) war mein zweiter Murakami, nach Naokos Lächeln, was ich bis heute zu meinem Lieblingsbuch avanciert hat. Die beiden Bücher zu vergleichen ist schwierig, trotzdem muß ich sagen, daß mir Naokos Lächeln noch ein wenig besser gefallen hat (was daran liegt, daß es einfach keinen cooleren Charakter in der gesamten Literatur gibt, als Murakamis Midori aus eben dem Buch).
South of the Border, West of the Sun beginnt irgendwie wie ein Entwicklungsroman, beschreibt wie der Protagonist Hajime durch sein Leben geht, erwachsen wird und immer an einer alten Kindheitsfreundin festhält, die er nicht vergessen kann. Es liest sich wie eine melancholische Liebesgeschichte, die aber trotzdem immer weiter geht, auch wenn sie sich von der Charakterentwicklung her eine ganze Weile auf der Stelle bewegt. Als dann irgendwann die Kindheitsfreunden wieder in Hajimes Leben tritt, beginnt Brainfuck erster Güte. Die Szenen sind schnell, intensiv und absolut packend geschrieben, und Murakami scheut sich auch nicht, sich einer recht vulgären Schreibweise zu bedienen, wenn es um Sexszenen geht. Dennoch kann das Buch seinen gehobenen Anspruch nicht leugnen, denn um Schundliteratur handelt es sich nicht. Und das Ende … na ja, ich habe es nicht wirklich verstanden. Allerdings habe ich das Gefühl, daß es so geschrieben ist, als solle man es gar nicht verstehen. Es bleiben Fragen offen, und zwar eine ganze Menge.

Also wieder mal ein empfehlenswertes Buch und ich möchte sagen, eines der besten, die ich seit einer Weile gelesen habe. So im Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte Naokos Lächeln erst nach South of the Border, West of the Sun gelesen, dann hätte der gute Haruki sich nämlich noch einmal steigern können.

Beim nächsten Einkauf im Buchladen ist wohl wieder ein Murakami dabei, entweder Kafka am Strand oder Mr. Aufziehvogel, mal sehen.