Alles mit der Ruhe, Leute, wir wollen hier keinen Glaubenskrieg anzetteln... jedem das Seine halt.
Das Idealziel sollte doch sein, dass jeder sein Spiel wahlweise in Japanisch, Englisch oder der eigenen Landessprache spielen kann... dann wären alle zufrieden und niemand würde sich ausgeschlossen fühlen. Aber wie sagt man so schön: "Business is dirty..." und ein absatzschwaches Land wird halt leider wie Dreck behandelt.
Anders kann ich mir die teilweise miserable Qualität der dt. Texte nicht erklären.
In den ganzen Diskussionen hier sind IMO ein paar Punkte untergegangen:
1) Einerseits wären das die Verkaufszahlen in den einzelnen PAL-Ländern. Wenn ne gute Synchro EUR 200'000.- kostet ist das ja schön und gut, aber dieser Betrag sagt so ziemlich wenig aus.
Viel wichtiger sind doch die Verkaufszahlen, die diesem gegenüber gestellt werden müssen. Wenn man von nem RPG z.B. 500'000 Stück in Deutschland absetzen kann, sind EUR 200'000 für die Synchro locker zu verschmerzen... wenn es die Verkäufe aber nicht mal über 50'000 bringen, sieht die Lage anders aus.... und der Publisher darf sich zurecht über Sinn und Unsinn einer Synchro fragen.
Und leider ist es nun mal so, dass bei uns RPGs eher am unteren Ende der Verkaufsskala anzutreffen sind. Und ich wage mal SEHR stark zu bezweifeln, ob das mit der Synchro abhängt. Bestimmt würden ein paar mehr Leute RPGler werden, wenn sie partout darauf zählen könnten, dass ihre RPGs komplett in Deutsch sind... aber allzuviel wäre bei den Verkaufszahlen trotzdem nicht herauszuholen. In den skandinavischen Ländern wie Dänemark, Schweden, Norwegen und auch Finnland ist es ja üblich, dass man "nur" ne englische Synchro bekommt. Trotzdem sind dort AFAIK die Verkaufszahlen nicht schlechter als z.B. in Deutschland.
2) Dann wäre da die Sache mit dem Einbau der Synchro ins Spiel... AFAIK müssen da meist die Original-Programmierer ran (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Mit dem blossen Aufnehmen der Synchro ist es ja noch nicht getan... das bedeutet, dass pro PAL-Synchro auch im Mutterkonzern ein Mehraufwand entsteht, der irgendwie gerechtfertigt werden muss.... mit entsprechenden Verkaufszahlen, versteht sich.
Und wenn man dann sehen muss, dass trotzdem nur etwa 25% aller PAL-Länder eine "eigene" Synchro bekommen sollen und die anderen eh mit Englisch vorlieb nehmen müssen, kann man sich dann schon fragen, warum man nicht von vorneweg alle gleich behandeln sollte.
3) Zu den Übersetzungen... IMO ist es etwas seltsam, dass immer das Beispiel von FFX's Ending angeführt wird. Vergesst nicht, dass es bei ner Lokalisation nicht bloss um ein 1:1-Übersetzen der Japan-Fassung geht.
Ein "arigatô" kann sehr viel mehr als nur "danke" bedeuten, während man im Japanischen ein "ai shite imasu" (ich liebe dich) nur SEHR selten braucht, wenn überhaupt. Bekanntlich ist dieser direkte Ausdruck des direkten Liebesbekenntnisses in Japan oft mehr als nur peinlich.
"I love you" im Amerikanisch-Englischen hingegen ist praktisch ein Allerwertwort und wird selbst für die kleinsten Alltagsdinge gebraucht.
Und hier zeigt sich doch gerade der Unterschied zwischen Lokalisation und blosser Übersetzung. Natürlich stellt sich die Frage, was man denn überhaupt will: Viele Freaks wünschten sich vermutlich eine möglichst originalgetreue Übersetzung, aber wenn eine Firma sich auf die Fahne schreibt, ein Spiel zu lokalisieren, würden solche 1:1-Übersetzungen vom Massenmarkt kaum goutiert werden.
Aber genau dieser Markt soll ja mit lokalisierten Versionen angepeilt werden.
4) Wurde hier noch nicht konkret angesprochen, aber meist kommt in derartigen Diskussionen noch das Thema "Fluchwörter". Viele Leute beschweren sich ja immer, dass "Kraftausdrücke" v.a. in der US-Version sehr stark abgeschwächt werden.
Hier darf man einfach nicht vergessen, dass man in Japan ziemlich grob fluchen kann, ohne obszöne Wörter zu nutzen. In Amerika ist das aber kaum möglich. Sobald man irgendwie seinen Unmut ausdrücken muss, gibts kaum ein Weg neben den ungern gesehenen s- und f-Worten.
So kommt man bei jeder Lokalisation in eine ziemlich verzwickte Lage, aus zwei nicht sonderlich idealen Übersetzungsmöglichkeiten entscheiden zu müssen, im Wissen, dass eigentlich keine der beiden genau ist. Entweder wird alles stark abgeschwächt, oder man muss auf obszöne Wörter zurückgreifen... und zusätzlich hat man dann noch die ERSB im Nacken....