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Thema: Japanologiestudium

  1. #1

    Japanologiestudium

    Schon des längeren schwirrt eine übersetzte englischsprachige Polemik zum Thema "Anime&Manga-Fans im Japanologiestudium" durch das Internet. Allerdings war ich mit dieser nie ganz zufrieden, da sie sich spezifisch auf die Gegebenheiten an Unis in der USA bezog, aber Knumonmaster war so nett, die Entsprechung dafür zu finden und zu posten.

    Nur leider ganz frei von Bullshit ist auch dieser Text nicht. Es ist nichts schlechtes, durch ein Interesse an A&M ans Studium heranzukommen, aber das Groß der Lehrinhalte wird überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben und viel Zeit bleibt euch dafür auch nicht mehr. Darauf müsst ihr gefasst sein.
    Seine Statistiken sind Bullshit. Wenn ich mich auf meine eigenen Erfahrungen und einen Blick auf die Homepage der Uni Wien stütze, haben von 2002-2007 23 Frauen und 7 Männer Diplom-, bzw Magisterarbeiten abgeliefert. An der Münchner Uni des Schreibers lag die Quote im hier zum Vergleich herangezogenen Zeitraum 01-06 bei 58 Abschlussarbeiten immer noch bei 40% (25 Damen, 33 Herren). Er hat ein Problem mit einer Minderheit von vielleicht 3% und schmiert deswegen gleich mal die Hälfte seiner Mitstudenten und deren Beitrag zu seinem Fach an. Ein feiner Zug hier, zweifelsohne, sein allzu kräftiger Strich ist an anderen Orten als diesem aber vollkommen angebracht.

    Die Lage bezüglich der Räumlichkeiten und Resourcen beschreibet er nämlich akkurat. Vollkommen überfüllte Säle und zu wenig Luft sind kennzeichnend für die ersten Semester. Ich würde mich deswegen freuen, wenn ihr euch unabhängig vom Geschlecht fragen würdet, ob ihr ausreichend Passion besitzt, um eines der anspruchsvolleren Studien durchstehen zu können. Eine große Mangasammlung im Kasten allein genügt dafür nicht, wie ich selbst feststellen musste.

    Zitat Zitat
    "Ich will unbedingt Japanologie studieren, nicht nur wegen Anime und Manga" ... ich kanns echt nicht mehr hören... Wenn ihr wenigstens ehrlich wärt... Natürlich studiert ihr wegen Anime und Manga. Lasst euch von einem Japanologen erklären, wieso ihr keinen Erfolg haben werdet:

    Klientel

    90% der Japanologie-Erstsemester sind weiblich
    20% der Japanologie-Magister sind weiblich
    3% der Japanologie-Doktoren sind weiblich

    Die Studienabbrecher-Quote in Japanologie liegt an der Uni München bei etwa 94% (alle Zahlen reine Schätzungen aus beobachtung, letzte Zahl aus dem Gedächtnis).

    Die Frauenbeauftragte darf davon nie erfahren, aber meine Theorie ist, daß weibliche Abiturienten sich sagen, daß sie früher oder später sowieso weggeheiratet werden, und dann eben was studieren, was Spass macht. Jungs hingegen haben auch im Auge, daß sie später von dem gelernten mal leben müssen.

    Wieso ist diese Haltung asozial? Weil die Spassstudenten, und das sind hauptsächlich Frauen, Ressourcen verschwenden, die ernsthafte Studenten (was natürlich auch Frauen sein können, wobei diese in dieser Gruppe eher weniger vertreten sind) fehlt. Das sind unter anderem Bücher, Themen für Scheine in Seminaren, Platz, Luft (Wer schonmal mit 100 Personen in einem 40qm-Raum japanische Konversation hatte, weiß, was ich meine), und Nerven.

    Verhaltensweisen...

    Die folgende Begebenheit hat sich im Sommersemester 2003 an der LMU München zugetragen. Der Professor, Lehrstuhlinhaber und international anerkannter Profi hat bereits 45 Minuten Vorlesung gehalten, es geht um japanische Geschichte, insbesondere die militärisch-politischen Unruhen zu Beginn der Edo-Zeit. Anwesend sind etwa 30 Personen. Plözlich fliegt (laut) die Tür auf. Darin steht eine typische Erstsemesterin, bepackt mit einer NeoTokyo-Tüte (ist direkt in der Nähe des Instituts, wie praktisch). Das lässt ihre Clique in der ersten Reihe aufhorchen, sie drehen sich um, und brüllen (! Ich muss nochmal betonen, daß ich mir das nicht ausdenke !) durch den Raum:

    AH, HALLO X-CHAN!!!

    Worauf "X-chan" antwortet:

    Y-CHAN, P-SENPAI, Gomen, daß ich so spät komme.

    Muss ich erwähnen, daß keine der drei Protagonistinnen auch nur ansatzweiße asiatisch, geschweige dem japanisch aussah, sprich, daß die Einstreuung japanischen Vokabulars völlig überflüssig war?

    Ihr werdet keinen Erfolg haben!

    Nur ein wenig SailorMoon/Dragonball/Yugioh/Beyblade/Naruto/[irgendeineSerie] mögen, reicht nicht als Motiation, um durchschnittlich 100 Zeichen pro Woche zu lernen - pro Sprache. Denn Japanologen müssen natürlich nicht nur modernes, sondern auch klassisches Japanisch und klassisches Chinesisch können, um Originalquellen lesen zu können. Reine Anime-Fans oder Leute, mit "allgemeiner Japan- und spezieller Shintoismus-Faszination" werden spätestens nach dem zweiten Semester abbrechen. Spart euch das Jahr voller Streß, und lernt gleich was sinnvolles. Oder lasst euch wegheiraten.

    Lest es von meinen Lippen ab:

    Universität ist nicht Anime. Universität ist Harte Arbeit, vor allem aber Unterordnung unter existierende Strukturen. Wer einen Prof während der Vorlesung mit solchem Mist unterbricht, sollte sich gleich einen Job bei McDonalds holen.

    Wenn ihr nicht wirklich unter allen Umständen Japanforschung betreiben wollt, und das heißt in erster Linie historische Japanforschung (nein, damit ist nicht Tezuka-san gemeint, eher "Verwerfungen der Clangeschichte der Familienpolitik des Miyamoto-Clans zwischen 1433 und 1623 unter besonderer Berücksichtigung der Spätfolgen des Feldzugs gegen die harare kirishitan auf Kyushu 1619" [Das ist absolut erfunden, aber von der Aufgabenstellung her nicht unüblich. Ihr braucht nicht nachschlagen] ), dann solltet ihr Japanologie meiden wie der Teufel das Weihwasser.
    Den Rest der auch nicht uninteressanten Schreibere könntet ihr hier finden. Allerdings bestätigt er bezüglich Fandome nur, was ein Normalbegabter schon zuvor selbst erraten hat.

    Geändert von Ianus (06.03.2007 um 14:21 Uhr)

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