Ich mochte die Mutter seit ihrem ersten Auftritt sehr und hätte gerne mehr von ihr gesehen. Dass sie stirbt ist zwar traurig, aber für die beabsichtigte Handlung durchaus okay imho. Nur wie das abgehandelt wurde war viel zu kurz und lieblos. DAS ist doch der Stoff aus dem die Geschichten sind, und die das Ende bittersüß hätten machen können. Schließlich hatte man sie gerade erst kennengelernt. Sicher kann man sich trösten, dass Ted & Tracy so einige glückliche Jahre zusammen hatten, nur sieht man von denen ja kaum etwas außer ein paar Flashbacks und Flash-Forwards. Vor allem ein paar glückliche Szenen mit allen sechs zusammen habe ich vermisst.
Ähnliches bei den anderen Figuren: Ich habe rein vom Prinzip her kein Problem mit der Scheidung von Robin und Barney, sondern eher damit, dass sie anschließend so bescheuert dargestellt wurden - mit Barney, der alles, was er charakterlich gewonnen hatte, wieder vergessen hat, und zum Womanizer resettet wird, obwohl es nicht mehr seinem Alter entspricht und gegen alles läuft, was wir in den letzten paar Folgen davor gehört haben, und der dann vom einen Moment auf den anderen noch mal eben seine Erfüllung in der eigenen Tochter findet (auch hier übrigens super Stoff für Episoden, der nie genutzt wurde) ...oder mit Robin, die von der treuen Freundin zu einer Bekanntschaft verkommt, die sich rar macht und Beruf hin oder her überhaupt keine Zeit mehr für die Gruppe findet.
Was die Autoren aussagen wollten war klar, aber sowas von Übel mit dem Holzhammer serviert und vollkommen ohne den Humor und die Heiterkeit der früheren Serie. Ja, wir wissen, dass das Leben nicht immer perfekt ist und manchmal komische Irrwege geht. Ich habe sicherlich kein Fairytale-Happy-End erwartet, aber das hier hat sich zum Teil an einigen Stellen eher nach Downer-Ending angefühlt und war kein bisschen lustig. Die richtige Mischung haben sie meiner Ansicht nach verpasst. Es hätte mir schon gereicht, wenn sich die Gruppe trotz allen Änderungen im Leben doch noch regelmäßig zusammenfindet oder so.
Gerade dieser Punkt mit dem Auseinanderbrechen der Gemeinschaft hat mich angekotzt, weil er für mich auch eine gewisse persönliche Dimension hat - es existieren Freundschaften, die fürs Leben sind und bis zum Ende halten. Vielleicht sind sie eher selten. Sicher gibt es Veränderungen, und sicher wird man sich vielleicht nicht mehr so oft sehen. Aber man bleibt in Kontakt (was heutzutage viel einfacher sein dürfte als noch vor 30 Jahren) und kann alte Zeiten, wenn auch immer wieder nur kurz, wieder aufleben lassen. Und wenn die Bande einmal so tief waren, dass man sich alles sagen konnte, dann wird es bei einem Wiedersehen auch nach längerer Pause so sein, als wäre kaum Zeit vergangen. Spätestens nach fünf Minuten Aufwärmen. Und da spreche ich und viele meiner Freunde aus Erfahrung. Aber manche Leute insbesondere älterer Generation glauben daran offenbar nicht und zeigen sich verwundert, wenn ich erzähle, dass ich wieder dort eingeladen bin, und wieder und wieder, und dann muss ich mir trotzdem immer diese völlig bescheuerten Sprüche anhören vonwegen "Das wird alles weniger" und so. Nein, wenn beide Seiten Wert darauf legen, wird es das nicht. Angeblich finden diese Leute es ja schön und gönnen es einem auch. Aber dieses fehlende Vertrauen in Freundschaft bei den Blicken von Außen kann manchmal geradezu beleidigend oder wenigstens kränkend sein.
Und genau dieses Gefühl bekam ich beim Finale von How I met your Mother. Als hätte es eine alte Oma geschrieben, von ihren eigenen verloren Freundschaften frustriert, weil sie sich eben nicht gekümmert hat, bis es zu spät war, und die einem auch ganz ohne bewusst böse Absicht alle Hoffnungen und Träume diesbezüglich nehmen will, als wäre es die Regel. Und dabei hatte ich in der Serie immerzu das Gefühl, dass diese Gruppe nichts wirklich auf Dauer auseinanderreißen kann, selbst wenn sie an unterschiedlichen Seiten des Planeten leben würden. Tja, und dann das, einfach mal so über den Haufen geworfen.
Das war aber noch nicht der größte Kritikpunkt, den ich am Finale und besser gesagt an der ganzen letzten Staffel hatte. Die Ehre gebührt der im Nachhinein noch unendlich viel bescheuerteren Entscheidung, die gesamte Staffel auf die Hochzeit von Robin und Barney als Höhepunkt zulaufen zu lassen. Sozusagen als Zuspitzung, und das beschränkt auf einen sehr engen Zeitraum und andere Location. Denn wenn man das einmal hinter sich hatte, war es einfach völlig daneben gegenüber dem Publikum, dass sich Robin und Barney ne Folge später schon scheiden lassen. Innerhalb der Geschichte vergangene Zeiträume zählen hier nicht, und so sehr waren sie da auch noch gar nicht gealtert. Es geht um die Emotionen des Zuschauers. Und als solche haben wir eine Staffel lang pausenlos etwas von Hochzeiten gehört und gesehen, waren total auf diesem Kurs und dafür sensibilisiert. Wenn schon die ganze Staffel nur diesem Event gewidmet wird, DANN wünscht man sich eben doch, dass es hält, auch wenn man das vorher nicht unbedingt tat. Oder, wenn es schon eine Trennung sein muss, dass die nicht schon nach nur drei Jahren stattfindet. Oder, wenn es schon eine Trennung sein muss, dass Robin und Barney wirklich noch gute Freunde bleiben und das nicht nur halbherzig verlauten lassen aber sich danach genau genommen aus dem Weg gehen und aus den Augen verlieren (ja, auch das soll es ab und zu bei Ex-Ehepartnern geben und funktionieren). Aber all diese Milderungen, die ich sehnlichst willkommen geheißen hätte, blieben hier aus, sodass sich die ganzen in der Staffel vorangegangenen Ereignisse plötzlich auf einen Schlag anfühlten, als seien sie völlig umsonst geschehen.
Dazu hat es die Länge der Serie massiv verschlimmert mit diesem ganzen on-again, off-again. Das war irgendwann einmal zu viel. Und da rede ich nicht nur von Ted und Robin, das ja durch den Grund, warum Ted seinen Kindern die Geschichte erzählt, durchaus Sinn macht, aber bei weniger Staffeln viel mehr Wirkung gehabt hätte. Nein, auch bei Robin und Barney war das irgendwie fies: Sie hatten sich schon einmal getrennt und dachten, es ginge nicht, haben sich dann aber zusammengerauft und wirkten trotz Probleme glücklich miteinander. Das dann von der einen Minute auf die andere so rücksichtslos kaputt zu machen ist schon etwas grausam.
Ich meine, ich fand, Robin hatte es später durchaus verdient, so außen vor zu sein, da sie Ted mehr als einmal hat abblitzen lassen und daran oft selbst Schuld war. Die Initiative für die Scheidung von Barney schien auch von ihr auszugehen. Wer sich mit alledem nicht zufrieden gibt, braucht sich nicht wundern. Und da der zeitliche Abstand für mich als Zuschauer hier viel zu gering war, habe ich es ihr nichtmal wirklich gegönnt, dass Ted am Ende dann doch noch zu ihr kommt. Das hätte aber anders sein können, wenn die Macher es nur etwas behutsamer angepackt und diesen vielen Entwicklungen ein bisschen mehr Raum zum Atmen gegeben hätten.
Okay, es hätte natürlich noch um einiges schlimmer sein können, und ein paar Szenen insbesondere zwischen Ted und der Mutter fand ich richtig schön und süß. Oh, und die Gastauftritte so vieler Figuren aus früheren Folgen fand ich zum Ende hin auch super, selbst wenn es nur aufgewärmt wurde. Aber nachdem ich schon von allgemeiner Unzufriedenheit mit dem Ende gehört hatte, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch und trotzdem wurden die Mindestanforderungen nicht so recht erfüllt, da es mir einfach nicht versöhnlich oder auch nur positiv genug war. Und wie gesagt, Zuckerguss hätte ich auch nicht oben drauf gebraucht. Aber das? Dabei ist es nichtmal so sehr die Sache was passiert, sondern WIE das alles passiert und gezeigt wird. Die Serie hatte so viele so emotionale Szenen und Momente, sogar in dieser neunten Staffel. Da hätte ich nie für möglich gehalten, dass mich das kalte Finale kaum berührt sondern eher mit einem bitteren Beigeschmack zurücklässt. Etwas weniger dick aufgetragen mit dieser Ätschibätsch-Alles-im-Arsch-Haltung wäre hier mehr gewesen.