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Thema: Russische Literatur

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  1. #7
    Man wird mich dafür hassen, aber ich habe Dmitrij Prigows "Lebt in Moskau" und "Der himmelblaue Speck" gelesen. Keines der Bücher ist empfehlenswert, aber unterhaltsam waren sie beide.

    Sonst...Schuld und Sühne habe ich nie beendet, da mich der Hauptcharakter langweilte, aber Lolita war ganz gut. Nabokov verliert sich zwar ständig im Sprachspiel und mein Englisch war nicht gut genug, um vor dem Mord selbst herauszufinden, wer Lolitas zweiter Freier war aber die Charaterisierung der Figuren ist göttlich gelungen.

    Edit:
    Hat jemand hier schon ein Buch von Viktor Pelevin gelesen? Die Beschreibung hier klingt interessant..

    Zitat Zitat
    Vladimir Sorokin ist kein einsamer Stern auf dem russischen literarischen Himmel. Neben ihm muss unbedingt Viktor Pelevin erwähnt werden, der seine Bücher für ein breiteres Publikum als Sorokin schreibt. Sein Hauptthema ist ebenfalls die Vergangenheit und die Gegenwart, er spielt meisterhaft mit Esoterik und mit psychischen Phänomenen, er verwischt in seinen Geschichten die Grenze zwischen Realität und Virtualität, zwischen Traum und Wirklichkeit. Seine Protagonisten haben häufig Déjà-vu-Erlebnisse, die sich später zu den unglaublichsten Situationen entwickeln. Und er nimmt die Mythen der Sowjetzeit nicht weniger radikal als Sorokin aufs Korn. In seiner Novelle »Omon-Ra« dekonstruiert Pelevin den Mythos »Sowjetische Priorität in der Eroberung des Kosmos«. Er stellt die kosmischen Odysseen der Sowjetzeit als einen Betrug dar, der gemeinsam von KGB und Fernsehen in einem verlassenen U-Bahntunnel inszeniert wird. Das ganze Spiel wird auf Kosten von naiven jungen Leuten ausgetragen, die dabei ihr Leben opfern. Im Roman Buddhas kleiner Finger nimmt sich Pelevin der Folklore der späten Sowjetzeit über ihre Gründerzeit an: Die Witze über den legendären Kommandeur der Roten Armee, Wassilij Tschapaew, und seinen Adjudanten Peterchen werden zum Ausgangspunkt einer uferlosen Fantasie. In diesen Witzen, die in den Siebzigern und Achtzigern in Mengen in der Sowjetunion erzählt wurden, ist der von der Propaganda geschaffene heroische Mythos der sowjetischen Gründerzeit profaniert: Ein Held des Bürgerkrieges samt seiner ganzen »heldenhaften« Clique wird zur Lachfigur degradiert, und der Bürgerkrieg insgesamt als eine Art »silly movie« erzählt.

    Auf dieser Grundlage wirft Pelevin einen grotesken Panoramablick auf verschiedene historische Bewusstseinsschichten mit typischen sowjetischen und postsowjetischen Neurosen, Klischees, Feindbildern. Die Auseinandersetzung mit der Klassik kommt dabei auch nicht zu kurz: Der ganze Roman kann als eine Abrechnung mit dem berühmten Spruch von F. Dostojewskij, »Die Schönheit soll die Welt retten« gelesen werden. Bei V. Pelevin, als Kontrast, ist es ausgerechnet eine schöne rätselhafte Frau, die mit Hilfe eines magischen Maschinengewehrs die Welt zugrunde richtet.

    Geändert von Ianus (18.10.2006 um 09:16 Uhr)

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