Erwartungsvoll stand Virginie vor dem Eingang des Labors und sah sich neugierig um. Dass sie sich die Neugierde auch hätte sparen können, bemerkte sie schon zwei Sekunden später - die Gegend war totenstill. Nicht mal eine Ratte schien sich hierher zu verirren. "Warum auch?" dachte Virginie bei sich, "Die werden wohl freiwillig keinen Fuß hier rein setzen wollen."

Auch hier hatte die Diktatur der Mäuse ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Die Fester zum Labor waren alle regelrecht verbarrikadiert worden, kein Fünkchen Licht wurde wohl den Weg nach drinnen oder draußen finden. Das Labor wirkte, als wäre es seit Jahrhunderten verlassen - auch wenn Virginie wusste, dass es noch vor weniger als zwei Monaten noch im regen Betrieb war.

Interessanter hingegen fand sie schon das rostige Schloss am Eingang. Da hatte man sich dermaßen die Mühe gemacht, dieses Labor nach außen hin abzuschotten und praktisch unbenutzbar zu machen und riegelte die Tür so unverantwortlich ab? Virginie wurde das Gefühl nicht los, dass das Labor nicht so verlassen war, wie es wirkten sollte. Das würde ihrer Vermutung, dass Daen hier sein könnte, vielleicht also bestätigen.

Sie sah sich nochmals kurz um - nur flüchtig. Die Gegend blieb genauso tot, wie sie auch schon in den Minuten zuvor war. Also konnte sie sich um das Schloss kümmern.

Keine große Sache, das verrostete Ding hielt genau einen Tritt lang stand, bevor es leise klirrend auseinenander fiel und zu Boden plumpste. Virginie grinste. Das wäre ja fast zu einfach. Außerdem war sie in einem Punkt sehr praktisch ausgerüstet. Für den Fall, dass in ihrem eigenen Hausflur nämlich das Licht wieder nicht funktionierte, hatte sie eine Minitaschenlampe an ihren Schlüsselanhänger angebracht, um wenigstens in ihre Wohnung zu kommen. Das konnte bei diesen verbarrikadierten Fenstern nur von Vorteil sein.

Behutsam schwang Virginie die Labortür auf und trat ein.