Hallo auch.
Ich wollte hier einfach mal den Anfang einer Geschichte vorstellen, die ich zu Schreiben begonnen habe. Sie ist sarkastisch, zynisch und leicht angelehnt an Filme wie "The Crow" und "Spawn" was die Thematik betrifft.
Hier dann mal der erste Teil.
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Nicht mal tot hat man seine Ruhe!
Von DJ n
Welcher Tag ist wohl der Schlimmste, den man jemals haben kann?
Der Tag, an dem man von der Arbeit nach Hause kommt und seine Frau mit jemand anders im Bett erwischt und dir deine Schwester sagt, dass deine Frau die Beste ist, die sie jemals hatte? Der Tag, an dem du in jeden verdammten Scheißhauen trittst, der in deiner Stadt liegt und dich jeder mit dem Satz „Sie haben da etwas am Schuh“ auf die Eier geht?
Zugegeben, das SIND beschissene Tage, aber ein Katzendreck gegen den Tag, den ich hatte. Dies ist meine Geschichte und wenn ich den Hampelmännern in ihren Anzügen von Hugo Boss und ihren Sonnenbrillen von Gucci glauben kann, werde ich dafür auch bezahlt, dass ich meine Geschichte hier erzähle, obwohl ich mir mein Mittagessen selber mitbringen musste; soviel zum Thema, ich werde hier bezahlt… aber zurück zu meiner Geschichte.
Alles begann vor gut einem halben Jahr…
Der Tag hatte schon schlecht angefangen; der verdammte Wecker war verreckt und da meine Frau seit nunmehr 3 Monaten mit meiner Schwester in einer kleinen WG in der Innenstadt lebt und ich ein notorischer Langschläfer und Morgenmuffel bin, habe ich natürlich weiter geschlafen; so lange, bis mich die sanfte und überaus wohlklingende Stimme meines Chefs durchs Telefon geweckt hat: „JAMESON! WO ZUM DREIFALTIGKEITSTAG STECKEN SIE??“. Süßer die Glocken nie klingen…
Eine gestammelte oder genuschelte Antwort habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht zustande gekriegt, da mir zum einen die Ohren klingelten und der Schädel dröhnte – verdammtes Frustsaufen am Vorabend – und zum anderen befand sich der Teil meines Gehirns, der für das Zusammensetzen von Fragmenten zu vollständigen Sätzen zuständig war, wohl entweder auf Urlaub oder war durch den Whisky selbst noch besoffen. Daher bekam ich kaum mehr als ein „Aha… ja…“ hin. Zum Glück war mein Chef ein äußerst toleranter und verständnisvoller Mann, dem das Wohl seiner Angestellten tief am Herzen lag. „VERDAMMT NOCHMAL! SCHAFFEN SIE IHREN FETTEN, TRIEFENDEN ARSCH SOFORT HIER HER ODER ICH WERDE IHNEN EINEN URLAUB VERPASSEN, VON DEM SIE IN 10 JAHREN NOCH WAS HABEN!!“. Wenn ich schwul wäre, würde ich mich sofort in meinen Chef verknallen.
Nachdem ich mit einem weiteren „Aha… ja…“ mein Verständnis für das für mich eher unverständliche Gezeter ausgedrückt hatte – „UND WEHE SIE KOMMEN NICHT, JAMESON!“ – und meine Ohren aufgehört hatten, diesen nervenden Ton des Testbildes nachzuäffen, schaffte ich es doch endlich, mich in den Raum mit Namen „Badezimmer“ zu begeben und dort meine üblichen Geschäfte zu erledigen. Übergeben – verdammter Alkohol –, danach Duschen, wieder übergeben – scheiß Alkohol –, rasieren und das Bad verlassen, nicht ohne mich ein drittes Mal zu übergeben; gottverfluchter, beschissener Alkohol! Ich werde nie wieder einen Tropfen trinken!
In diesem Zustand verlief das Anziehen wie im Fluge und eh ich mich versah, war schon fast eine dreiviertel Stunde vergangen, seit ich den engelsgleichen Ruf meines Chefs vernommen hatte. Na ja, erst mal sollte ich etwas essen, denn nur Galle zu spucken machte mir tierischen Hunger!
Beim Blick in den Kühlschrank die nächste Ernüchterung: so gut wie leer. Bis auf Milch, Brot, Käse, Speck, Eier und allerlei Gemüse war nichts mehr da. Verdammt, das hieß nach der Arbeit noch mal einkaufen gehen. Ich riss einen Zettel vom Kalender ab und schrieb auf die Rückseite, was ich denn einkaufen müsste: Burden, Gin, Tonic, etwas Rum und Whiskey. Das konnte ja kein Zustand bleiben!
Ein kurzer und lang gedehnter Blick auf die Uhr verriet mir, dass es allerhöchste Zeit war, dass ich meinen „fetten, triefenden Arsch“ in Bewegung setzten und schleunigst an meinem Arbeitsplatz auftauchen sollte, da mein Chef sonst ganz traurig sein würde, dass ich es nicht geschafft habe, seiner freundlichen Bitte nachzukommen. Unweigerlich fiel mir auch prompt ein, wie mein Chef seine Enttäuschung ausdrücken würde… „JAMESON! SIE HIRNVERBRANNTER PRIMAT!! LANGSAM HABE ICH IHRE ESKAPADEN DICKE!! DAS WAR DAS ALLERLETZTE MAL, DASS SIE MIR SO UNTERKOMMEN! PACKEN SIE IHRE SACHEN UND VERSCHWINDEN SIE, SIE AUSGEBURT EINES TEEBEUTELS!!!“. Das Bild, wie die Vene am fleischigen Hals meines Chefs dabei im Takt pulsiert, die Schweineaugen immer weiter aus dem aufgequollenen Gesicht hervortreten und das gesamte Gesicht eine purpurne Färbung annimmt, amüsierte mich ein wenig. Leider entlockte es mir, anstatt eines Lachers, nur wieder das Bedürfnis, mich zu übergeben, dem ich auch spontan in meiner Küche nachkam. Schöne Scheiße! Voll in die Küche gekotzt. Na ja, muss ich eben wegwischen, wenn ich wieder da bin. Bei der Laune meines Chefs dürfte das in gut zwei Stunden sein, denn dann war ich spätestens meinen Job los.
Daher ließ ich ein Frühstück in der heimischen Küche aus, in der sich selbst schon die Kakerlaken heimisch fühlten – mich machte das immer besonders stolz, denn wenigstens konnte ich meine Wohnung für alle gemütlich einrichten – und machte mich auf den Weg in die smogverseuchte Stadt, um in einer Bazillenschleuder, welche sie hier öffentliche Verkehrsmittel nennen, zur Arbeit zu fahren. So weit kam ich jedoch nicht, wie ich 15 Minuten später und mit dem Gesicht auf dem Kantstein feststellen sollte…
Ich versperrte die Tür mit einem alten, rostigen Fahrradschloss; seitdem ich die Tür aufgebrochen habe, weil mein gottverdammter Schlüssel abgebrochen ist und ich zu faul war, mir ’nen neuen Schlüssel machen zu lassen, musste ich mit dieser Art von Schloss vorlieb nehmen. Das Ergebnis war, dass bisher zwar niemand eingebrochen war – wenn ich ein Einbrecher wäre, würde ich zwar in die Wohnung einbrechen, dem Kerl aber was hinstellen, damit sich das Wiederkommen lohnt – aber dafür fand ich jeden Tag nach der Arbeit entweder eine neue Katze oder ein Geschenk dieser Katze in meinem Bett vor.
Bei meinem Gehalt wäre es aber auch zu viel verlangt, mir ein neues Schloss plus einer heilen Tür zu leisten; als Tellerwäscher in einem zweitklassigen Kabuff, mit einem drittklassigen Lohn, viertklassigem Chef und Toiletten, die außer Klasse waren, war dies auch kein Wunder.
Das Leben konnte mich echt mal am Arsch lecken; und das tat es auch prompt, besser gesagt drei Straßen vor meiner Tür entfernt. Als ich mal versuchte, einem Hundehaufen ausnahmsweise mal das Leben zu schenken und nicht, wie üblich, selbiges mit einem beherztem Tritt in seinen breiigen Körper zu beenden, schwenkte ich etwas zur Seite aus, kam dabei anscheinend in den Dunstkreis eines recht kultiviert anmutenden Mannes mit speckiger Lederjacke, abgetragenen Jeans, dicker Sonnenbrille, einem Arm, auf dem mindestens ein Mal die Worte „Tot“ und „Mutti“ in jeder Farbe drauf eingeritzt waren und der den Umfang meines Kopfes hatte. Vom gepflegten Bart, der dem Kerl wie wild wucherndes Unkraut lang und dicht herunterhing und in dem Vögel anscheinend ihre Ganzjahresbehausung eingerichtet hatten, will ich lieber nicht reden. Jedenfalls schien dieser Kerl auch einen miesen Tag erwischt zu haben – vielleicht war seine Frau auch mit seiner Schwester ins Bett gegangen, muss ja nicht immer mir passieren – und gab mir höflich, aber bestimmt zu Bemerken, dass ich ihm gerade auf einen seiner Cowboystiefel getreten war, an denen meiner Meinung nach noch ein Zahn klebte. Er sagte so etwas, wie: „Ey, Spast! Latsch mir nicht auf die Schuhe, sonst kriegste ne neue Kauleiste, klar?“. Ein sehr höflicher Mensch, dachte ich mir und versuchte, ihm höflich mein Bedauern für diese Tat auszudrücken. „Ach leck mich doch, Besenfresse…“. Leider schien der Mann meine Entschuldigung nicht so gut zu finden, wie ich. Mit seinen monströsen Händen, die ohne Probleme als Baggerschaufeln hätten durchgehen können, griff er nach mir und legte eine Pranke auf meine schmale Schulter. Freundlich wie eh und je fragte er: „Was war das eben, du Würstchen?“. „Zieh ab Besenfresse, ich hab zu tun, du hohle Nuss.“ erwiderte ich höflich. Im nächsten Moment, noch bevor der nette Gentleman mir seine übergroße Faust auf das Nasenbein pressen konnte und mir so den eh schon längst überfälligen Besuch beim Nasenklempner abnahm, wurde ich von einem der eifrigen und wie ein Bekloppter fahrenden Fahrradboten umgestoßen. Ich torkelte herum, hörte den Bärtigen etwas rufen („Ey! Komm zurück du Lackmeier!“) und presste im nächsten Moment meine Lippen und den Rest meines Körpers voller Inbrunst gegen einen heranrasenden Bus der Linie 12. Dieser wies meine Bekundung der Liebe heftig ab; er schleuderte mich hoch in die Luft und ich glaubte, endlich an einen besseren Ort zu gehen, bis mich die Schwerkraft wieder auf den Boden der Tatsache und mit dem Kopf auf den Kantstein zurück holte. Ein freundliches Knacken und ich hörte die Engel singen, begleitet von dem Geschrei meines Chefs „JAMESON! WAS ZUM GEIER FÄLLT IHNEN EIN, HIER SO FAUL AUF DER STRASSE ZU FAULLENZEN? GEHEN SIE AN DIE ARBEIT!!“.
Mein letzter Gedanke, bevor ich die Augen schloss – wenn ich Blut sehe, vor allem wenn es mein eigenes ist, wird mir immer unglaublich übel – galt meinem leeren Kühlschrank (verdammt, ohne Gin oder so was ist der so gut wie leer!) und meinem Chef:
Leck mich, alter…
Bevor jetzt irgendein Klugscheißer oder Möchtegernprofessor hier anfängt, große Reden zu schwingen, dass dies alles nicht authentisch sei, da ich ja, wenn ich denn tot wäre, kaum hier sitzen und den ganzen Schmu aufschreiben könnte (ohne eine wirkliche Bezahlung, den Glauben daran habe ich mittlerweile verloren..). All jene, die diesen Drang verspüren, können jetzt gern bei mir vorbei kommen, damit ich ihnen authentisch in den Hintern treten kann!
Na ja, wo war ich? Ach ja, ich war tot. Mausetot, so tot, wie man eben nur sein kann, wenn einem mehr als 50% der Knochen durch eine Auseinandersetzung mit einem Bus gebrochen wurden und man aus gut 2 Metern Höhe zu erst mit dem Kopf auf dem Kantstein aufschlägt. Meine Mutter hätte gesagt, gut dass es der Kopf war, da ist eh nicht viel zu verlieren drin. Wie unrecht die alte Frau doch hatte…
Jedenfalls weiß ich nicht, was mit meinem Körper passiert ist, ich weiß nur, dass ich mich plötzlich komplett in Schwarz gekleidet in einer Reihe wieder fand. Ich hasse es eh, mich anzustellen, aber irgendwo anzustehen, ohne zu wissen, wofür… davon bekam ich immer Pocken am Hals. Wäre ich damals nicht so ein Weichei gewesen, was körperliche Auseinandersetzungen betrifft, hätte ich jeden Einzelnen in dieser verfluchten Reihe die Ohren einmal um den Kopf gewickelt. Das geht, ich hab’s später selbst gesehen und machen dürfen. Das war toll, aber zurück zu der Reihe. Ich hab mich halt nicht getraut, da Stunk zu machen und hab daher brav gewartet, bis ich vor einem großen Pult ankam…
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Ich hoffe auf Kritik 
DJ n