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Thema: Schnelle Gedichte, Ultrakurzgeschichten, Ideensammlung und Gedanken #1

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Danke euch beiden für das kurze Feedback. Mehr komprimieren hätte ich es nur mit Verlust dieses "Weil doch und warum und so"-Effektes können, der diesen ziemlich beschränkten Eindruck von komplexer Verkettung von Umständen zu eigentlichen Berechenbarkeit des Vorgangs auflösen will. Auch Subtilität hätte der Thematik nur Abbruch getan: Es ist ja eben eine große klatschende Rampensau, die man gern als unvorhersehbar sieht, die aber einfach nicht zu übersehen ist. Es soll ja gerade ins Gesicht springen und das von Anfang an.

    @faucon
    Der "Knick" im Metrum am Ende, um die Idylle zu brechen, funktioniert nur, wenn du das Metrum auch einigermaßen einhältst. Das passiert aber im dritten Vers nicht, bereits da brichst du die metrische Harmonie. Reparieren könntest du das sehr einfach so: "Spazieren ging ich an der Sonne"
    Ansonsten wieder ziemlich gut pointiert, gefällt.

  2. #2
    @Mordechaj:
    Dankeschön Du hast Recht. Ich habe es gleich mal in meinen Unterlagen geändert.

    Noch ein kurzes:

    Eine Tube Vaseline
    Möchte ich dir schenken
    Wenn ich in die Ferne gehe
    Sollst du an mich denken

  3. #3

  4. #4
    Wenn du sagst, dass dein einziger Wert die Wertebefreitheit ist, und du es sagst,
    als würde das Antlitz der Welt entzwei gehen, wenn das nicht so ist, dann muss
    ich lachen. Denn du stehst mitten im Knicks, den das Paradoxon in die Erdscheibe
    geschlagen hat, und meinst deshalb, für dich sei es eine Kugel.

  5. #5
    Ich hab auch wieder ein Mal ein Gedicht geschrieben... Ist aber nur recht kurz und recht cliché, und da ich sowieso keinen Thread habe, wo ich das sonst hineingeben könnte, kommt das erstmal hier her. Feedback etc. ist trotzdem erlaubt und erwünscht.

    Herbsttod

    Wisperwind und Flüsterhauch,
    hörst du die toten Blätter auch,
    wie sie raschelnd zu dir sprechen
    von des kalten Grabs Versprechen;
    wie sie tanzend nach dir greifen
    lockend deine Beine streifen
    bis du stolperst, fällst und liegend
    nun des Todes harrst, der, wiegend
    dich in seinen Blätterarmen,
    hinüberführt zur ewig warmen,
    ewig stillen Todesruh'?

    Wenn die Blätter dich bedecken,
    deinen kalten Leib verstecken,
    leise flüsternd ihn umfliegen,
    immer schwerer auf ihm liegen,
    Marmor gleich das Grab verschließen
    bis im Frühling Blumen sprießen;
    wenn sie Totenwache halten,
    rauschend Blätterhände falten
    und mit kalten Raschelstimmen
    deinen Grabgesang anstimmen,
    sag mir, Freund, wo bist dann du?

    Geändert von Aenarion (04.03.2011 um 00:24 Uhr)

  6. #6
    Gedanken - (意) - experiment (試)

    Wenn ich meine Augen schließe um abzutauchen (蒙), dann fühle ich mich eigentlich mehr wie ein Gefangener auf der Flucht (望), den Ausgang zum Greifen nah (近) und am Ende doch so fern (遠) und unerreichbar (限). Am Ende ist es doch nur das Gefühl Deiner Haut (白) auf meiner, der Geruch Deiner Haare (黑), die Farbe Deiner Augen (棕), die Eleganz Deiner Kleider (紅) und die Feinheit Deiner Bewegungen (銀), die mich durch die Dunkelheit führt.

    “對不起!先生,對不⋯⋯”

    Alltag (日) ist sinnlos ohne einen Ausflug in die Traumwelt meiner Gedanken (夜), wann immer mir da nach ist. Ich weiß, daß ich nur meine Augen schließen muß um zu sehen (目), was ich sehen will, zu hören (耳), was ich hören will, zu riechen (鼻), was ich riechen will, zu schmecken (口), was ich schmecken will, und zu fühlen (腦), was ich fühlen will. In einer Minute der Entspannung, wenn meine Eltern sich nicht um mich sorgen (春), bei einer Tasse Kaffee auf dem Weg zur Schule (夏), in der Mittagspause im Büro (秋), oder auch immer dann, wenn ich nichts besseres zu tun habe (冬), erlebe ich mehr, als jeder andere (人) den ich kenne (內) oder jeder Fremde auf der Straße (外).

    “先生,對不起”,運匠叫醒我。“我們才到了,這是不是您家。”
    “好了。” 給運匠幾百塊以後,我下車了。外面的雨已經停了,但是我真不想回家。所以我又合眼了。

    Die Sonne scheint vom Himmel (天) und es ist warm um mich herum (地). Immer, wenn ich an sommerliches Wetter (日) denke, wandern meine Gedanken ein paar Jahre zurück (去) und beginnen sich an diese eine Nacht (夜) zu erinnern, von der ich niemals wollte (想), daß sie endete (終). Alle meine Sinne (靈) nehmen das auf, was damals wahr war (過), und die Gegenwart (後) scheint zur Zukunft (前) zu werden. Ich wollte—

    “嘿!為甚麼這裡站著耶?快快地進去吧。” 我的鄰居把一隻手放在我背上。“你總是好像想睡的。哈哈!”
    “可能我需要一個廠禮拜”,我回答了。

  7. #7
    "Bla"

    „Bla“ ist ein unglaublich guter Name für eine Datei auf dem Desktop - speziell, wenn es eine Word-Datei ist. „Bla“ ist kein Titel. „Bla“ ist eigentlich nicht mal wirklich ein Name, denn eigentlich könnte jede Datei „Bla“ heißen, und es hat in diesem Computerleben auch tatsächlich schon so einige Dutzend Dateien gegeben, die „Bla“ hießen. Natürlich könnte man sie auch einfach „ jkahfl“ oder „kjehwe“ nennen, und gelegentlich geschieht auch genau das… Aber „Bla“ ist mehr.
    Bla sagt zwar nichts aus, aber es ist ein Riss. „Bla“ ist ein gewaltiger Durchbruch unserer Seele, durch die zersplitternden Dojo-Wände unseres Unterbewusstseins, unserer Fassaden, unserer Worte, unseres wahren Charakters, unseres Fleisches und unserer routinierten Finger. Nichts von all dem bleibt über in „Bla“.
    „Bla“ könnte zu einem „Unter dem Baum“ werden, zu einem „Legenden aus Aralgaia“, zu einem „Bombig, Nase“, zu einem „Kikos Geschichte“, zu einem „AAARGH“ (oft nur zeitweise) und häufiger auch mal zu einem leeren Fleck auf dem Desktop. Die genannten Titel könnten je nach Geschichte nett sein, aber sie sind immer eben das: Titel. Nicht mehr, nicht weniger.
    „Bla“ dagegen ist das Wahre, das man will und sucht und fürchtet. Der Moment, nach dem eine Idee ihren Weg aus den Erfahrungen und Wahrnehmungen in den Geist findet, nach dem sie geordnet, beschnitten und letztendlich umbenannt wird, nach dem sie eine Gestalt kriegt, nach dem man sie benutzen kann, um es etwas zu verarbeiten oder um Geld zu verdienen.
    „Bla“ ist nicht sonderlich beliebt. Es macht Angst, es fühlt sich schwach an, pur und so leer. Jeder hasst „Bla“, und doch ist es der Moment, in dem alles zusammen kommt. „Bla“ geht vorüber, und das ist gut so. Würde eine Geschichte „Bla“ heißen, hätte sie mit „Bla“ schon nicht mehr das Geringste zu tun.

  8. #8
    Was ich wollte, liegt zerschlagen,
    Herr, ich lasse ja das Klagen,
    Und das Herz ist still.
    Nun aber gib die Kraft zu tragen,
    Was ich nicht will!
      
    hab gerade in einem Buch gelesen. find traurig und nachdenklick.

  9. #9
    Ich hab vor längerer Zeit mehrere Vierzeiler geschrieben, hier ist einer:

    Regentanz

    Hinter meinen Augenfenstern, hinter meiner Seelenschlucht,
    da tanze ich vor Freude, tanze hin und her vor Liebessucht,
    ich tanz im lauten Regen voller Spaß und voller Wonne,
    hier draußen ist die Sonne los, doch in mir scheint die Sonne.

    @Bla: extrem wahr, damit kann ich mich identifizieren.

  10. #10
    Dieser eine besondere einzige Moment:
    Blitz und Donner kommen gleichzeitig.

  11. #11
    Eines meiner Gedichte:


    Und dann

    Dreht sich ein Windrad in meinem Rücken
    Und klappert und rattert schwingt hin und her
    Der Wind reißt am Rad um es zu pflücken
    Als gelbe gestählte Blume saftleer

    Das Rad kreist im Wind mit Blütenspeichen
    Und schneidet und zerreißt dem Wind die Finger
    Zum bluten selber gelber farbenreichen
    Geschwaden in Chaos Kreis und Schimmer

    Und das Rad schlägt sich schnell immer wieder
    Entschiedener knatternd selbst gelbst voran
    Und dann in Rauschen und Brausen kniet er
    Vor der gelbigsten im Orkan und dann

  12. #12
    @ Mordechaj:


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