Für das meiste, was du oben geschrieben hast, gibts erstmal ein Oberdito! So sehe ich das generell auch...
Aus meiner Erfahrung kann ich wohl sagen: Wenn man erstmal über die Schwelle getreten ist, also die Erkenntnis, dass deine Handlungsweisen maßgeblich durch Fremdbestimmung gesteuert werden, gibt es kein wirkliches Zurück mehr. Würdest du dann versuchen, dein Leben trotzdem OK zu finden, obwohl du aus Leibeskräften das System unterstützt, das du insgeheim verachtest, würdest du keinen Erfolg haben. Es nagt in deinem Hinterkopf. Du willst dich nicht mehr in diesen lethargischen Aktionismus stürzen. Einzige Lösung wäre Gehirnwäsche. Die müsste aber gründlich sein.Zitat
Aber wie ich oben schonmal geschrieben habe, gibt es für viele doch gar keinen Anlass, ausbrechen zu wollen. Sich den Massen anzuschließen heißt eben auch, aufgenommen und aufgehoben zu sein, zumindest oberflächlich. Auch den Sinn des Wortes "Selbstfindung" klar zu definieren, halte ich für wichtig. Ab wann würde man davon sprechen, dass du dich selbst verwirklichst? Wenn du auf ein eigenes Auto sparst? Wenn du eigene Wertmaßstäbe für dich findest und sie auch eventuell gegen eine Majorität verteidigst? Wenn man sich wirklich frei fühlen kann, bei allem, was man empfindet und tut?
Sorry, das passt so schön, also muss es sein:Zitat
Shania Twain - Ka-Ching
We live in a greedy little world
that teaches every little boy and girl
To earn as much as they can possibly
then turn around and spend it foolishly
We've created us a credit card mess
We spend the money we don't possess
Our religion is to go and blow it all
So it's shoppin' every Sunday at the mall
All we ever want is more
A lot more than we had before
So take me to the nearest store
When you're broke go and get a loan
Take out another mortgage on your home
Consolidate so you can afford
To go and spend some more when you get bored
Mal ohne den Rafrain. Den finde ich nicht so doll.
Konsumiert wird aus lauter Langeweile, weil die Leute nichts mehr mit sich selbst anzufangen wissen. Und unser Wirtschaftssystem, das meiner Meinung nach nicht mehr primär an der Bedürfnisdeckung orientiert ist, ist zu einem Selbstläufer geworden. Das Bedürfnis (der Wille, ein Produkt zu kaufen) muss jetzt bei dem Konsumen geschaffen werden, mit allen erdenklichen Mitteln. Egal, wie sehr der Mensch darunter leidet (bewusst + unbewusst). Da darf ich doch mal ganz dezent nach dem Sinn fregen, oder?
das, was du über den Wachstum geschrieben hast, kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das von Fromm?
Was mir in unserer Gesellschaft fehlt, sind Menschen, die das junge Leben behutsam und einfühlsam auf das Leben vorbereiten. Ich würde ihnen die Bezeichnung Mentoren geben. Menschen, die die Bedeutung vom Leben an sich begriffen haben, vermitteln können, was wirklich wichtig ist und die Jungen von dem ganzen Konsummist fernhalten. Damit man nicht nur aus purem Zufall solch IMO elementar wichtigen Weisheiten über das Leben lernt, sondern sie auch gleich in seine Lebensplanung miteinbeziehen kann.Zitat
Eigentlich sollten die Eltern diese Rolle übernehmen. Aber die sind selbst meist so verblendet, dass sie den Medien voll in die Hände spielen.
Heute im Bus hab ich eine Unterhaltung mitbekommen: Ein Junge hat sich bei seiner Mutter beschwert, dass eine Lehrerin so schnell an die Tafel schreibt, dass er und die meisten anderen nicht mitkommen. Die Mutter meinte, er solle sich mehr anstrengen, erst Schmierpapier, dann ins reine, bla. Auf gut deutsch: Das System (in dem Fall die Lehrerin) ist voll OK, der Junge ist das Problem. Nicht mal den kleinsten Ansatz an Solidarität. Vielleicht könnte die Lehrerin mal ein bisschen langsamer vorgehen, man könnte sie drauf ansprechen. Aber nein. Lieber gibt man dem kleinen einen Klaps und erzählt ihm, dass er sich gefälligst abzupassen hat. Bitte keine Experimente, aus dem Jungen soll ja mal "was werden". Heieiei.
Die meisten Menschen heutzutage sind alles Schisshasen, die nur Rumbuckeln vor den widrigen Umständen. Angst davor haben, die kleinste ausgefallene Initiative könnte sie ins soziale Aus befördern. Und das bei dem Arbeitsmarkt. Wer wäre da so blöd, etwas zu riskieren? Ich finde, die Leute lecken viel zu schnell und zu gierig das auf, was ihnen das Leben vor die Füße kotzt, anstatt sich mal auf den Weg zum reichgedeckten Büffet zu machen, das nur einen Gedankensprung weit entfernt liegt (Ich glaube, den Satz mach ich mir mal in die Sig).
Wo sind heute bloß die ganzen Denker hingekommen, die sich mal wirklich was getraut haben und die Leute mitreißen konnten? Kann es vielleicht sein, dass es immer schwieriger wird, die Missstände aufzudecken, sie zu artikulieren und den Menschen wirklich begreiflich zu machen? Was gibt es für Alternativen für den Kapitalismus?
So eine radikale Änderung, wie wir sie wohl im Sinn haben, braucht seine Zeit. Und vor allem eine Perspektive. Wo solls denn hingehen, wenn wir unser Wirtschaftssystem ändern wollen? Wie soll sowas durchsetzbar sein, wenn die ganze restliche Welt weiter nach den alten Regeln spielt? Was den Politikern also bleibt, wollen sie die Wähler nicht vollens verschrecken und weiter an der Macht bleiben, ist, ein bisschen an den Symptomen rumzudoktern und den Anschein zu erwecken, wirklich was zu ändern.Zitat
Ja, definitivZitat
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Boa, wieder so viel geschrieben. Wer soll das bloß alles lesen?
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