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Original geschrieben von RPG-Süchtling
Nun ja... ich denke, je höher man in unserer Gesellschaft aufsteigen möchte, desto mehr muss man sich anpassen. Zumindest auf den vorgezeichneten, normierten Wegen. Da hat man nicht so gerne Leute, die aus der Reihe tanzen, denn sie gelten als unberechenbar. Ich spüre diesen Konformierungsdruck in der Uni auch ganz beträchtlich.
Interessanterweise haben aber immer Leute etwas bewegt, die sich nicht an alle Regeln gehalten haben und sich auch mal trauten, verrückt zu sein.
Genau insofern sehe ich hier auch noch einen Zusammenhang zur Schönheitspflege in unserer Gesellschaft, die eigentlich nur dazu dient seinen eigenen Marktwert zu erhöhen. Wer schön ist, lebt leichter und man ist mehr gewillt, einem schönen Menschen zu vertrauen als einen Menschen, der als häßlich bezeihnet wird. Und schön zu sein, heißt auch sein Aussehen der normierten Schönheit anzupassen; meiner Meinung nach ein absurde Vorstellung; wie du schon erwähnt hast, bin ich auch für mehr Vielfalt und bin somit auch gegen diese einseitige Schönheit. Ich bin vielleicht einer von den wenigen Männern, die auch das Schönheitsideal der Frauen für vollkommen absurd halten und allgemein das Frauenbild, das von der Gesellschaft vermittelt wird. Naja, es mögen mehr sein, aber nur wenige sprechen sowas auch offen aus.
Ebenso spielt hier auch Kleidung und wie man sich gibt eine Rolle, vorgespielte Persönlichkeiten (zu den Persönlichkeiten möchte ich auf den Identitätsthread richten, wo ich auch ein bisschen etwas in die Richtung angedeutet habe) sind hier der Normalfall und wenn du im nächsten Zitat schreibst, die Versklavung ist nicht seelischer, so bin ich einer anderer Meinung; geistige Versklavung impliziert IMO seelische Versklavung. Die Psyche wird der geistigen Versklavung angepasst, bis sie diese nicht mehr wahrnimmt.
Ein weiteren Kritikpunkt sehe ich in der haben-orientierten Gesellschaft (hierzu empfehle ich Haben oder Sein von Erich Fromm zu lesen); es wird IMO zu viel in Besitzverhältnissen gedacht; als Zitat erwähne ich aus dem Buch das Beispiel: "Ich habe eine Krankheit." Die Krankheit wird als Besitz angesehen, man könnte ja ebenfalls sagen, dass man krank ist, aber insofern könnte man alleine aus der Veränderung unseres Sprachgebrauchs eine bestimmte Entwicklungstendenz erkennen. Aber auch im Film Fightclub sehe ich interessante Kritikpunkte an unserer Gesellschaft; ein Zitat dazu: "Du bist nicht dein Job. Du bist nicht das Geld auf deinem Konto. Nicht das Auto das du fährst. Nicht der Inhalt deiner Brieftasche. Und nicht deine blöde Cargo-Hose. Du bist der singende tanzende Abschaum der Welt."
ach ja als Buchtipp empfehle ich auch Arno Gruen - Der Wahnsinn der Normalität; er hat interessante Ansichtsweisen.


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Das hört sich aber nicht sehr optimistisch an.
ich bin Optimist in Bezug auf mich selbst und meiner nächsten Umwelt, ansonsten eher Realist.

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Eine Art der Kontrolle ist es auf jeden Fall. Nur ist sie viel schwerer zu erkennen und noch schwerer zu durchbrechen. Es kommt immer darauf an, wie stark du eingebunden bist. Wenn du Glück hast, merkst du es nicht mal.
naja, wenn man es nicht merkt, ist es dann schlecht? es ist ja nur solche schlecht, die es bemerken und solche Menschen sind die, die Fragen stellen und sich nicht mit den Antworten, die man präsentiert bekommt und die, die meisten einfach hinunterschlucken ohne zu überlegen, was sie da eben verschluckt haben, zufrieden geben. Es gibt eben Menschen, die sich manipulieren lassen um ihr Leben möglichst leicht über die Runden bringen zu können, Selbstmord ist gegen die Richtlinien der Gesellschaft, außerdem hält einem der Selbsterhaltungstrieb davon ab.


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Dass sich irgendwas ändern sollte, ist diffus jedem klar. Nur was und wie? Meiner Meinung nach ist das Ergründen des menschlichen Selbst ein verdammt wichtiger Prozess, der in unserer Gesellschaft total ausgeblendet wird.
dito


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Die Jungen werden in der Schule mit Wissen vollgestopft, damit sie später in der Arbeitwelt gut funktionieren, einen Job finden und Geld verdienen können.
Übrigens hauptsächlich mit Faktenwissen, zum selbstständig Nachdenken wird man nur wenig erzogen und dann werden die Gedanken auch in eine bestimmte Richtung gelenkt, denn eine kritische Haltung wird von vielen beargwöhnt.


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Über sich selbst nachzudenken wird ihnen aber nicht nahegelegt. Sowas wie "Selbstkunde", eine Mischung aus Psychologie und Philosophie zum Beispiel.
Insofern würde mich da deine Meinung zur Popularität von Persönlichkeitstest interessieren.


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Individualität scheint einfach nicht gefragt zu sein.
Nein, der Trend geht stark in Individualität, aber viele wissen ja nicht einmal, was das ist. Sich einfach abgrenzen, halte ich nicht für Individualität, denn sowas ist IMO mehr Revoluzertum und man kann auch einfach nein zur Gesellschaft sagen und trotzdem ist man immer noch an sie gebunden, nämlich dadurch dass man nein sagen muss. Individualität heißt für mich eine eigene Linie zu verfolgen, sich eine weitgehend einheitliche Persönlichkeit aufzubauen. (siehe Identitätsthread)


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Aber wer hat denn in unserer schnelllebigen Gesellschaft überhaupt noch Zeit dazu, über sich nachzudenken. Man könnte ja was verpassen.
von daher kommt meine Einstellung, es gibt keine Zeit; ganz einfach, damit die Zeit nicht mich hat, sondern ich sie. Ich habe das einmal so ausgedrückt, die Zeit hat nur soviel Macht über dich, wie du ihr gibst.


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Und Selbsterkenntnis kann sehr zeitraubend und frustrierend sein.
jupp, Depressionen sind der Normalfall dabei; ich glaube man sollte das nicht alleine machen, sondern sich an jemand anderen wenden.


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Ein kleiner Lichtblick sind vielleicht die ganzen Bücher über Selbsterkenntnis, die verstärkt in den Regalen landen. Wenns das Angebot gibt, muss es auch Nachfrage geben. Hoffentlich ist es den Leuten auf Dauer nicht zu anstrengend, nach dem tieferen Sinn ihres "Dahinlebens" zu buddeln.
Genau das ist nicht der Fall, man will vorgefertigte Rezepte und selbst nicht sehr viel nachdenken müssen.


Ich frage mich jedoch, wie die persönliche Entwicklung das spätere Leben eines Menschen beeinflusst und besonders die Komponente der Erziehung; denn es gibt wenige Menschen, die viel über eben jene Dinge nachdenken, während andere sich nur am Rande damit beschäftigen.