Ich stöbere gerade in meinem Explorer und stolpere dabei über ein Thema, das wir damals im alten Fantasy Forum bei gamesweb hatten. Da ich es zeitlos finde und wert, immer wieder darüber zu diskutieren, bringe ich den Eröffnungs-Beitrag nochmal.

“Jeder ist des anderen Hölle“ (Sartre)

Die Bedeutung dieses Satzes ist mir in letzter Zeit immer deutlicher geworden.
Jeder von uns hat seine Träume, was das Zusammenleben, den Umgang mit anderen angeht und jeder spürt, dass es viele gibt, die ähnliche Träume haben.
Mich frei und locker bewegen, auf andere Menschen zugehen können und offen sein, spontan sagen was ich von anderen halte, und auch extreme Gefühle unmittelbar rauslassen.

Doch meistens sind die Träume erst mal nur Träume und das „Normale“ macht sich an allen Ecken und Enden breit, das Kontrollierte, sich nicht vergessen (und sich selbst dabei eben doch vergessen), sparsam sein mit Gefühlen und Berührungen, sich zurückhalten, eben die „normalen“ Mauern zwischen den Menschen, all die Bremsen und Barrieren in Dir, die Dich am Leben hindern, die Du so gerne einfach über den Haufen werfen willst, aber nur für Momente, von Zeit zu Zeit überwindest. Und du weißt, dass es den meisten so geht, und wie gut es wäre, wenn alle diese Fesseln abschütteln könnten – aber die meisten können es einfach nicht.

Und wenn ich mich frage: Was hindert mich eigentlich daran, das „Normale“ hinter mir zu lassen, einfach laut drauf loszusingen, wenn ich Bock hab, egal wer dabei ist. Jeden, den ich lieb habe, in den Arm zu nehmen, ganz fremde Leute anzulachen, von meinen inneren Ängsten zu sprechen, zu sagen: halt mich fest, ich brauch Dich, ich weiß nicht mehr weiter ....

Dann merke ich: Es ist die Angst, nicht ganz normal zu sein, herauszufallen, komisch angemacht zu werden, Außenseiter, Alleinstehender zu sein. Gerade aus der Angst vorm Alleinsein kommt aber meine Sehnsucht, die normalen Schranken zwischen den Menschen zu durchbrechen. Was gibt es also zu verlieren?

Ich glaube, es ist die Angst vor noch schlimmerer Einsamkeit. So bleibe ich lieber bei einer oberflächlichen Nähe, als dieses bisschen auch noch aufs Spiel zu setzen. Sobald jemand für einen Moment überschwänglich und gar nicht normal ist, kommt schnell ein unbehagliches Gefühl auf, vielleicht Neid: „Der ist doch nicht normal!“

So hindert jeden den anderen daran, sich frei zu entfalten und bleibt im normalen, gesitteten Dasein stecken. Kleine Ausbrüche einzelner finden meist ein jähes Ende durch die entsprechende Kritik oder Nichtbeachtung von den damit Konfrontierten.


Dieser Text ist aus einem meiner poetischen philosophisch orientieren Büchern. Als ich ihn las, musste ich stutzen.
Denn ich bin laut dieser Beschreibung kein „normaler“ Mensch. Ich gehöre zu dieser extremen Sorte, ich trau mich, aber ich falle dabei auch oft auf die Schnauze. Aber immer wieder rappel ich mich auf, und ich muss sagen, dass ich darauf stolz bin.

Vielleicht schaffen das ja noch ein paar mehr....

@ Mods: Wenn euch ein anderer Titel einfällt, nur zu. Ändert ihn ruhig, oder verschiebt in ein Thema, wo es passt. Ich hab nicht so den Überblick.