From the Life of Steel: Ich Kenne Dieses Gesicht
Als ich sie zum letzten Mal sah, lag sie in so 'nem Leichensack. So'n schwarzer Plastiksack halt, den man für sowas benutzt. Und... Ich weiß nur noch, dass ich 'nen Anruf bekam und jemand zu mir sagte: "René W*****?" Ich sagte: "Ja?!" Die Stimme hatte gemeint: "Sie sind der einzige, der sich auf unseren Anruf gemeldet hat." Ich wunderte mich. Diese Stimme klang beereits so behördenhaft. "Kennen Sie eine Katharina B*********?" Ich: "Ja wir waren mal zusammen - warum?" Der Typ machte 'ne Pause und ich konnte's mir fast denken...
Bereits als wir zusammen waren, hatte sie mit allem möglichen Scheiss experimentiert. Sie hatte bereits zwei Drogenentzüge hinter sich - mit 15. Ich dachte, es wäre nicht so schlimm. Sie hat mich in die Szene reingebracht, und als ihr irgendwann LSD langweilig wurde, stieg sie auf Heroin um. Das war der Tag, an dem ich für die nächsten paar Monate zum Junkie wurde...
Ich nahm rapide schnell Gewicht ab bis ich nurnoch 45 Kilo auf 180 cm wog. Absolut ungesund. Ich war jeden Tag fertig. Eine Spritze hatte mich für drei Monate zum nicht mehr existenten Wesen gemacht.
Das Schlimme war nichtmal, dass ich irgendwie müde war, immer nur müde. Nein, ich hatte Stimmen und Bilder im Kopf. Stellt euch eine Stimme vor, die parallel mit deiner redet und die alles mies macht und cheisse fidnet. Sie sagte jeden Tag "Was hast du bloß gemacht? Du kommst nie wieder davon weg!". Es war das dunkelste Kapitel meines Lebens. Wenn ich heute drübr nachdenke... Naja egal...
Der 23. September 2005 war der Tag, an dem sie sich mit einem sogenannten "Gldenen Schuss" ins Jenseits katapultierte. Die normale Dosis mal vier ist absolut tödlich. Nach diesem Schuss lebt man noch genau 14 Minuten und 49 Sekunden im Durchschnitt. Diese 14 Minuten und 49 Sekunden sind voller stechender Schmerzen, innerer Blutungen, Blutspucken und Kotzen. Und um diese Phase nicht ganz so schmerzhaft aussehen zu lassen, hatt sie direkt davor noch fünf Schmerztabletten geschluckt. Das Hero ist direkt durchs Blut geschossen und sie hatte sich die Phase selbst verkürzt.
Als ich ankam und in ihr ruhiges, blasses und mit blauen Flecken übersätes Gesicht sah, fragte mich der Mensch, der mich angerufen hatte: "Kennen Sie dieses Gesicht?" Ich bejahte: "Ja, ich kenne dieses Gesicht."
Genau 3 Sekunden später rannte ich zur nächsten Busstation und fuhr nach Hause.
Ich hatte drei Tage lang das Bedürfnis nach der Spritze.
Für drei Tage brachen die drei Monate an, die ich bis heute fürchte wie meinen Tod.
Und ich glaub, dieses Gesicht würde ich immer erkennen.
Und es wird mich dran erinnern, wie sehr ich sie liebte.
Selbst wenn ich selbst da auf Drogen war.
Sie war wunderschön...