Repko irrte verwirrt im Wald herum. Die sind doch gerade noch in diese Richtung gegangen, dachte er bei sich und wunderte sich darüber, dass er an dem Baum, der zu seiner rechten aufrage schon vor fünf Minuten zum vierten Mal vorbeigekommen war. Er war in einem Labyrinth aus Holz und Ranken gefangen. Er hatte ständig mit einem Labyrinth zu kämpfen. Sein Gehirn fühlte sich an, als sei es in tausend Teile geschnitten und daraufhin wieder notdürftig zusammengeklebt worden. Er brauchte länger zum Denken, länger um etwas zu erkennen, ermüdend lange. Es war schon passiert, dass er vom angestrengten Überlegen vor Erschöpfung eingeschlafen war. Er wusste nicht, was es war, das ihn in einem solchen Nebel der Existenz wandeln ließ. Er merkte, wie er immer wieder an die Antwort auf die Frage, was mit ihm los war pochte. Er wusste, da war etwas, er wusste, er hatte etwas zu erledigen, er wusste, wie er es erledigen müsste und er erkannte doch nicht das warum und nicht den Mann, der ihm den Befehl gegeben hatte.
Er wusste dass er existierte, wusste dass er da war, wusste dass es gut begründet war und wusste, dass es ihm egal sein konnte. Und gerade das löste immer wieder starke Kopfschmerzen aus. 'Denk nach, denk nach, denk... nachdenken Repko, nachdenken', dachte er vor sich hin, während er sich wieder von einem dornenen Strauch befreite. Es gab einen Hintermann, ein Mann. Ja, richtig, ein Mann war es. Es war der Tod... war es der Tod? Es musste der Tod gewesen sein. Er hatte den Tod solange zugelabert, bis dieser ihn mit den Worten "Ich glaub ich krepiere!" wieder ins Leben zurückgeworfen hatte. Aber der Teufel hat ihm doch keinen Auftrag gegeben. Moment, nicht der Teufel... der Tod hatte ihm den Auftrag nicht gegeben... moment, der Teufel?
Teufel Teufel Teufel... was war doch gleich geschehen? Es war sehr heiß gewesen. Oh ja, die Hitze war unerträglich. Es war zu einer anderen Zeit.
Repko blieb stehen und blickte in die Luft. Vor seinem inneren Auge sah er... Schiffe. Ein Schloss. Kanonen. Leichen. Hügel. Blutverschmierte Auen... doch was hatte es zu bedeuten?

Seine Gedanken wurden durch das Klingeln seines Telefones gestört. Er hielt es sich ans Ohr und nahm ab. "Noch eine Sache.", brummte wieder die tiefe Stimme.
Repkos Augen wurden groß wie Untertassen. Er hatte seinen Gedanken lange nicht beiseite gelegt und nun überkam es ihn. Die Schlacht um den QFRAT, die Kanone, mit der er unerbittlich auf Soheils Schloss gefeuert hatte, wie er mit Smep an die Front gezogen war, wie Trial, von einem Unmenschen besessen ihn davongeschleudert hatte, wie er sterbend miterlebte, wie seine Truppen die Schlacht verloren, wie er auf dem Felsen starb. Wie er wiederbelebt worden war, Jahre später, seine Operation, die Gehirnwäsche, seine Verdrahtung mit tierischem Gewebe, wie ihm klargemacht wurde, dass er nunmehr ein Werkzeug war, wie Soheil ihm seinen Auftrag gab...
Soheil. Der Soheil, der nun mit ihm telefonierte. Repko ließ vor Schreck erstarrt das Handy auf den Boden fallen. Das konnte doch alles nicht wah...

Was? Was war los? Und wieso lag sein Handy auf dem Boden. Er hob es auf. Es war Soheil. "... noch dran?", donnerte der unbarmherzige Bass aus dem Hörer. "Ja ich bin noch dran. Tschuldigung, bin etwas außer Puste im Moment.", antwortete Repko.
Ein lauter und theatralischer Seufzer war zu hören. "Hör zu.", fuhr Soheil fort und klang dabei auch nicht gerade, als habe er gut geschlafen. "Ich habe mir überlegt, dir Verstärkung zu schicken. Kennst du deinen alten Freund Tantin Quarantino noch?"
"Sicher doch.", gab Repko erfreut zurück.
"Remember. Das Erkennungszeichen ist eine blaue Hutfeder. Codewort 'Tabernakel'! Remember!", sagte Soheil und legte auf. Repko starrte ins Leere. Er roch deutlich Rauch, er musste wieder sehr nahe ans Haus gekommen sein. Wer hatte gerade angerufen? Unbekannte Nummer? Merkwürdig? Und wieso hallte in seinem Schädel das Echo eines Satzes... "Trial ist der Schlüssel..."


A brief history of Repko!