Dass im Unterricht "nur" (!) klassische Literatur gelesen wird als "engstirnig" zu bezeichnen, halte ich für sehr gewagt. Klassische Literatur umfasst so viele verschiedene Epochen, diese unter "Klassik" zu vereinen ist an sich schon eine mutige Verallgemeinerung. Der Expressionismus oder die moderne Kurzgeschichte hat nun wirklich nichts mehr mit dem Sturm und Drang oder der Romantik zu tun. Das sind vollkommen unterschiedliche Gebiete. Des weiteren umfasst die 'klassische Literatur' so viele dutzend Autoren von denen man sich mit einem einzelnen über Jahre hinweg beschäftigen könnte und immer wieder neues entdecken würde. Die "Klassik" ist also eine Art "Best of Menschheitsgeschichte" - aus diesem "Best of" zu wählen kann gar nicht engstirnig sein. Des Weiteren ist es ja nicht so, dass man nur Tote liest (wobei Goethe, Nietzsche und Co. über Themen schreiben, die heute mindestens genauso aktuell wie damals sind), Schlink ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch aktuelle Autoren - zurecht! - in den Kanon aufgenommen werden.
Gegen diese Gewalt an genialen Autoren von denen jeder dem eigenen Denken riesige Anstöße geben kann, stinken irgendwelche Heinis die ab und zu mal einen drittklassigen, schlecht recherchierten, den Verschwörungs-Boom ausnutzenden Roman veröffentlichen einfach ab. Das ist triviale Unterhaltungsliteratur die nichts mit Bildung zu tun hat und daher vielleicht abends im Bettchen gelesen werden kann, aber in der Schule sollte man doch an die richtige Literatur, die, welche wirklich bedeutet und bewegt herangeführt werden und nicht irgendeinen Thriller lesen.
Des Weiteren liest sicherlich jeder Deutschlehrer auch privat und würde sich wohl eher freuen etwas neues auszuprobieren, anstatt immer das selbe durchzukauen. Sofern es dem Anspruch ausreicht.