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Engel
Noch ein Konrad...
Wieder einmal ist es Allerheiligen. Der Tag, wo all diejenigen geehrt werden, für die einem kein richtiger Grund einfällt. Am besten nehm ich die Abkürzung über den Friedhof nachhause. Hoffentlich erheben sich die Toten nicht ausgerechnet heute aus ihren Gräbern. Pech gehabt, dem Auflauf hier nach zu schließen muss schon etwas in dieser Größenordnung passiert sein.
Und da hinten stehen auch die Bröselhausers. Die werden wahrscheinlich jedes Jahr hierher pilgern, bis sie endlich selber unter der Erde landen. Dann können sie sich die Lauferei endlich sparen.
Oh Gott, da kommt auch noch einer auf mich zu, um genau zu sein ein Angestellter des eben Genannten. Warum müssen die Kerle, die einerseits sagen, man solle immer nur geben, und andererseits saftige Steuern kassieren, einem eigentlich immerzu auf die Nerven gehen? Ich beschleunige meine Schritte um ihm zu entkommen, aber es ist zu spät...
„Schönen Abend noch!“
„Jaja, ihnen auch einen schönen Abend.“ Das „und jetzt verzieh dich endlich“ kann ich mir gerade noch verkneifen. Aber wenn er mich jetzt noch um eine Spende für die armen Opfer der Ich-Verreck-an-meiner-eigenen-Blödheit-Seuche anbettelt, helfe ich ihm, dass er seinem Chef ganz schnell einen Besuch ohne Rückfahrkarte abstattet, damit er ihm für die Ewigkeit in den Allerwertesten kriechen kann. Zum Glück scheint er heute jedoch keine Lust auf das Ausrauben unschuldiger Passanten zu haben, und lässt mich weitergehen. Seufz, warum gibt es nicht mehr solche Kerle wie den jungen damals in Sternhofen, der war wenigstens nicht total weggetreten...
Und als ob das nicht genug wäre, sehe ich jetzt auch noch die Klingenböcklers. Wenigstens haben sie die kleine Göre diesmal daheimgelassen, die hätte mir gerade noch gefehlt. Glotzt mich jedes Mal an, als wäre ich von einem anderen Stern, und würde dann wohl am liebsten losflennen. Vielleicht hält sie mich für nen wahnsinnigen Serienkiller oder so. Recht hat sie, die sehen fast immer aus wie ganz gewöhnliche Menschen. Soviel Weisheit sollte man nicht von einem Kind erwarten. Andererseits kommt’s bei ihr wohl eher daher, dass mich ihre Mutter auch nicht leiden kann...
Endlich vom Friedhof runter. Vielleicht sollte ich vorher noch demonstrativ auf ein paar Gräbern rumtrampeln, um den besonderen Geist dieses Tages zu würdigen. Aber ich feiere ja lieber privat in meinen eigenen vier Wänden.
Daheim werden wohl noch ein paar Halloween-Kürbisse rumstehen. Noch so ein beschissener Feiertag, der unbedingt aus Amerika importiert werden musste. Ich vermute dahinter ohnehin eine Intrige der des Verbands der Kürbisbauern.
Oh, der Meissenbeisser führt seine Flohfalle mal wieder Gassi. Hat wie üblich nur nen deprimierten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht. Und grüßt ebenso wie üblich nicht. Mir doch egal, kann ich wenigstens auch die Klappe halten.
Ein Wunder ist geschehen. Die Kürbisse sind weg. Ob plötzlich ein Nahrungsmittel-Notstand ausgebrochen ist, und nichts anderes mehr zum Essen da war? Nein, waren wohl eher die neuen Nachbarn. Ich hoffe, sie erwarten nicht, dass deswegen vor ihnen auf die Knie falle, da sie sonst wohl sehr lange warten müssen. Aber über so was stehen die sowieso drüber. Elende Weltverbesserer ohne das geringste Realitätsbewusstsein. Fehlt nur noch, dass sie die eingesammelten Kürbisse an eine arme Familie in Afrika schicken.
Endlich daheim. Nur noch die Tür aufschließen, und schon kann ich die ganze nervige Welt aussperren. Soll sie doch zum Teufel fahren. Ach ne, dann regen sich wieder alle so auf, besser nicht. Endlich meine Ruhe haben. Jetzt noch Abendessen und vor dem Schlafengehen noch ein Gedanke, oder auch zwei.
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