Eine lustige Idee, mach ich doch glatt mit. Bei mir gibt's einen geisteskranken Konrad.

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Allerheiligen mit Konrad Snizewitsch

Allerheiligen und wir sind schon wieder auf dem Heimweg. Die Abkürzung, der Friedhof, welch gesellige Runde unter den Toten sich uns bietet auf dem Weg in unsere Domäne. Menschen stehen überall, doch schenken sie uns kaum Beachtung. Sie wissen nicht, was wir wissen. Sie halten diese naiven Idioten von der Kirche für den Urheber dieses Feiertages, doch wir wissen es besser.
Familie Bröselhauer, ein Haufen Idioten mit pathetischen Idealen. Sie trauern um einen Toten, unwissend, daß der Tod der Anfang ist. Sie bemalen sich ihre Gesichter mit dem, was sie Schminke nennen, um die Wahrheit zu verstecken, doch haben sie keine Ahnung, daß wir durch diese blasphemische Maskerade sehen können. Und der Pfarrer dort, dieses unwissende Subjekt was sein Leben der Kirche geschenkt hat, einem Gott der unter den Fittichen der wahren Herrscher schon lange sein Gesicht verloren hat. Doch er weiß es nicht. Wir wissen es. Wenn er auf unserem Begräbnis vom Reich Gottes spricht weiß er immer noch nicht, daß wir schon lange über diese Idiotie herausgewachsen sind, die Wahrheit für uns erkannt haben und mit den Großen Alten Auge in Auge stehen. Er kommt auf uns zu und grüßt uns.
"Schönen Abend noch!"
Ha! Wir grüßen zurück. "Ihnen auch einen schönen Abend, Vater", doch innerlich lachen wir. Wir legen ihn herein, lassen ihn in dem Glauben er wüßte, wie die Welt funktioniere. Doch die Säulen seines Glauben sind schon lange unter dem Einfluß der Menschen kollabiert. Der Junge in Sternhofen damals, der hatte es verstanden. Er glaubt uns. Zunächst war er ein Unwissender wie sie alle, doch dann auf einmal verstand er, er wurde zum Erleuchteten, genau wir wir. Er gehörte zu uns, hat die blasphemische Welt verlassen.
Die Klingenböcklers, ebenfalls ein Haufen Geblendeter. Das kleine Mädchen fehlt, was sie sonst mit sich herumschleppen. Es sagt immer, es fände uns komisch. Ihre Mutter hat immer von Toleranz gesprochen, doch hinter unserem Rücken sagte sie, daß sie uns auch komisch fände. Als ob wir ihre Worte nicht gehört hätten, sie hält uns für dumm. Dumm und taub. Kindermund tut Wahrheit kund, sagt man. Doch wir wissen es besser. Das Mädchen findet uns komisch, doch sie ist es, die komisch ist. Sie hat es nur noch nicht erkannt.
Endlich verlassen wir den Friedhof und ich sehe schon, daß wir bald daheim sind. Dort stehen wieder diese Kürbisse, welche die Nachbarn zum Fest aufstellen, das sie "Halloween" nennen. Sie wissen gar nicht, daß es eigentlich der Abend vor Allerheiligen ist, den sie feiern. Den "All Hallow's Eve". Ebenso ein mächtiges fest der Großen Alten, wie es Allerheiligen selber ist, doch sie denken nur an Kürbisse und Kirche. Wir wissen es besser. Wie immer.
Da kommt wieder der Meissenbeisser mit seinem Hund. Er grüßt uns nie. Wahrscheinlich niemanden. "Einen schönen guten Abend, Herr Meissenbeisser!" rufen wir ihm entgegen, doch er guckt uns nur seltsam an. Ob er weiß, daß wir Wissende sind und sich vor der Wahrheit fürchtet?
Die Kürbisse sind nicht mehr da. Jemand hat sie entfernt. Es müssen die neuen Nachbarn gewesen sein, die den anderen ihren Müll hinterherräumen. Gutgläubig bis unter die Spitzen, doch unwissend wie alle anderen auch. Endlich daheim, endlich dort, wo wir dem Wissen einen Alter geschaffen haben. Wir entzünden die Kerzen und denken daran, was heute wirklich gefeiert wird. Wir gedenken den Großen Alten und lachen über die Unwissenden. Ein Gedanke. Oder auch zwei.