Zitat
Es kann wohl nicht sein, dass man im Netz Kinderpornos einfach so finden kann!
Tut man? Melde es hier. Der Sache wird nachgegangen werden, eine Seite ist eine Spur. Andy Müller-Maguhn sagte einmal, selbst ein Kinderpornobild im Netz sei eine nützliche Information über den Zustand der Gesellschaft. Aber mal ernsthaft - "einfach so gefunden"? Es gibt x Wege, die völlig zensurresistent sind, wie entsprechende Leute ihr Bildmaterial tauschen können. Zensur ändert da überhaupt nichts. Die Kinderpornodebatte im Netz ist eine Scheindebatte, die inszeniert wird, damit Zensur leichter durchgesetzt werden kann - keiner kann ernsthaft gegen ein Verbot von Kinderpornos sein, ergo schafft man ein Instrumentarium, mit dem zwar keine Kinderpornos, aber eine Reihe anderer Sachen unterdrückt werden.
Dass es den Betreffenden weniger um den Schutz der Kinder geht, sondern um eine effektive Netzzensur, zeigt sich am deutlichsten daran, dass sie die Tatsache permanent ignorieren, dass einerseits der größte Teil von Kindsmissbrauch nicht von Fremden, sondern in der Familie und im Freundeskreis stattfindet, die Aufmerksamkeit aber permanent auf eine (seit Jahren sinkende, auch das interessiert nicht) kleine Zahl von Einzeltätern und das Internet gelenkt wird.
Universalargument, welches nie vergessen werden darf: Wenn ein technisches Instrumentarium zur Zensur von Kinderpornos existiert, wird man damit auch andere Inhalte zensieren.
Wenn Nazipropaganda offline verboten ist, muss sie auch online verboten sein!
Im Unterschied zur Nazischmiererei an der Hauswand, gegen deren Anblick ich nur mit Aufwand etwas unternehmen kann, fällt es im Netz nicht schwer, entsprechende Seiten nicht anzuschauen, wenn ich mich mit dem Thema nicht auseinandersetzen möchte. Wer darüberhinaus aber auch andere daran hindern will, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, schießt sich ins eigene Bein - es braucht informierte Aufklärer, um entsprechende Propaganda der Rechten zu durchschauen und zu widerlegen. "Wir müssen die Rechte der Andersdenkenden selbst dann beachten, wenn sie Idioten oder schädlich sind. Wir müssen aufpassen. Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit - Keine Zensur!", schreibt Wau Holland, und den Wachsamen die Möglichkeit zu nehmen, wachsam zu sein, entmündigt den Bürger.
Außerdem: Wenn ein technisches Instrumentarium zur Zensur von Nazipropaganda existiert, wird man damit auch andere Inhalte zensieren.
Es geht ja nur um Seiten, die nun wirklich kein Mensch vermissen wird - wer braucht *zensiert* und •••••••••••?
Wie im Fall Kinderporno - es sind exemplarische Seiten, anhand derer Präzedenzfälle geschaffen werden sollen. Es wird keinesfalls bei diesen Seiten bleiben.
Durch ein Sperren der Seiten entfernt man weder die zugrundeliegenden Überzeugungen noch das davon ausgehende Gefahrenpotential. Man verhindert nur, dass Leute auf die Probleme aufmerksam werden. Ein nazifreies deutsches Internet suggeriert leicht, dass entsprechend auch die Bevölkerung keine entsprechenden Überzeugungen mehr hege.
Wer wirklich die entsprechenden Sperren und Filter umgehen will, kann das ja auch tun!
Ja? Wenn man sie bemerkt, vielleicht. Letzten Endes läuft es aber darauf hinaus, dass die Leute, die auf die Seiten wollen, dort auch hinkommen und dort froh und unbeobachtet unter sich sein können. Allen anderen gegenüber wird eine Wirklichkeit suggeriert, die auf die Weise weichgespült und schöngefärbt ist, die den Zensoren günstig erscheint. Wer verhindert, dass der Normalsurfer auch eine Naziseite zu Gesicht bekommen kann, wird damit auch verhindern, dass Menschen sich für das Problem Nazis im Netz sensibilisieren, dass sie die Argumente der Gegner kennen lernen und sich überlegen, wie man diese widerlegt, und wird damit vor allem die Strukturen fördern, die er bekämpfen will - indem er potentiellen Bekämpfern suggeriert, das Problem existiere nicht und indem er verhindert, dass man den Gegner erkennen und widerlegen lernt.
Es kann nicht sein, dass mein Kind mit zehn Jahren im Netz auf Gewalt/Gesichtsbesamung/Gaysex/etc. - Seiten stößt!
Alleine wegen Kindern allen Menschen Rechte zu beschneiden ist ein Scheinargument. Niemand fordert die Abschaffung des Straßenverkehrs aus dem Grund, weil Kinder überfahren werden können - stattdessen gibt es Regeln zur Aufsichtspflicht. Wer verhindern will, dass sein Kind entsprechende Inhalte zu sehen bekommt, muss seiner entsprechenden Aufsichtspflicht nachkommen. Wer meint, sich diesbezüglich auf einen staatlichen Zensor verlassen zu können, handelt mehr als unverantwortlich seinem Kind gegenüber.
Wer solche Inhalte seinem Kind unzugänglich machen will, kann sich entsprechende Knebelsoftware lokal installieren - wenn er dieser vertraut. Sein Kind aber als Instrument zu verwenden, um allen anderen User vorschreiben zu können, was sie im Netz sehen dürfen und was nicht, ist dem Kind wie den Usern gegenüber schäbig und nicht zu rechtfertigen.
Alles, was mir zu weniger Pr0npopups und -werbung verhilft, ist gut!
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Schon vergessen? Wenn ein technisches Instrumentarium zur Zensur von Pornowerbung vorhanden ist, werden auch andere Seiten damit zensiert werden.
Was ändert sich schon, wenn ein paar Suchmaschinen manche Seiten nicht mehr finden? Nehm ich eben eine andere.
In der Folge wird das Auffinden von Inhalten eine Expertenwissenschaft, und für das "normale Volk" bietet sich - wie gehabt - die nach Maßgaben der Zensoren gefärbte und geschönte Netzwirklichkeit dar. Bereits die Zensur durch Google alleine verändert die Realität, wie sie den meisten im Netz erscheint, teilweise drastisch. Der Umsetzung der Zensurforderungen des Jugendschutzes haben sich weiterhin ein Konsortium der meisten großen Suchmaschinen in Deutschland verpflichtet - nicht nur für die Jugendlichen, sondern für *alle* Nutzer. Der nächste Punkt wäre hier auch die Botschaft, die durch Zensurmaßnahmen transportiert werden. Als Beispiel: die MSN-Suche zensiert für deutsche User großflächig Inhalte zum Thema Sex und Erotik. Über Waffen und Splattermovies kann man sich dagegen problemlos informieren.
Wenn die Deutschen dennoch wohl tendenziell eher Sex haben, anstatt sich gegenseitig abzuschlachten, wird dennoch die Botschaft transportiert, dass Gewalt und Waffen vielleicht nicht unproblematisch, Sex aber irgendwie doch was noch schlimmeres ist. Es sollte keiner Suchmaschine zustehen, derartigen Einfluß auf das Werteschema einer Gesellschaft nehmen zu können. Man mag einwenden, wer denn schon Ernstzunehmendes mit MSN suche. Wenn man sich Microsofts Strategien anschaut, eigene Produkte am Markt durchzusetzen, wird man sich aber denken können: viele. Und bei vielen wird die Botschaft von MS hängenbleiben: Sex ist bäh.
Dieser Prozess setzt bereits mit den unbedenklicheren, weil nicht alle betreffenden, lokal auf dem Rechner installierten Filterprodukten ein: NetNanny und Konsorten sperren neben den einschlägigen Sexseiten auch gerne Aufklärungsseiten schwuler, lesbischer oder feministischer(!) Gruppen. Wer einem Kind oder Jugendlichen eine schwulen- und feminismusfreie Welt vorgaukeln will, muss das mit sich und seinem Erziehungsauftrag ausmachen. Wer das für eine gesamte Gesellschaft durchsetzen will, greift drastisch in die Informationsfreiheit ein und diskriminiert Minderheiten.
Das ist ja schon irgendwie scheisse, aber was soll man da machen?
Aufklären. Den Freunden Bescheid geben. Euren MdB oder MdL anschreiben und auf die anwachsenden Zensurbestrebungen hinweisen und fragen, ob und was er/sie dagegen zu tun gedenkt. Die Aktion bei odem.org unterstützen und den entsprechenden Aufruf unterzeichnen.
Das ist mir an sich völlig egal. Man sollte sich um wichtigere Dinge kümmern.
Mit der Zensur des Internet wird das Kümmern um die "wichtigeren Dinge" immer schwerer. Mit jeder Seite, die rausfliegt, wird die Möglichkeit zur Meinungsbildung eingeschränkt, mit jeder Seite wird den Zensurbefürwortern einmal mehr gesagt, dass das Volk es gar nicht anders will, als gegängelt und bevormundet zu werden und damit desinformiert zu bleiben. Die Botschaft: die User seien schlicht zu dumm und zu leicht manipulierbar, um selbständig zu entscheiden, welche Informationen gut für sie sind und welche nicht. Wer Zensur erlaubt, verbietet Denken und vor allem Eigenverantwortlichkeit.
Das Netz ist das globale Kommunikationsmedium überhaupt - und alles, was die Gesellschaft in Zukunft in Angriff nehmen muss, wird sie übers Netz auch kommunizieren. Wer diese Kommunikation einschränken kann, wird dies tun, und er wird es zu seinen Zwecken tun. Und die bestehen in der Regel nicht darin, Menschen zum tieferen Nachdenken zu bewegen. "Also rausfiltern was geht, damit der User nicht ins Grübeln gerät, was er im Netz gegen dumpfe Propaganda tun kann." - so ein Interviewer im Gespräch mit dem Zensurbefürworter Büssow. Wenn sich diese Haltung durchsetzt, wird wohl bei der Bereitschaft der Menschen, sich um "wichtigere Dinge" zu kümmern, wohl keine Steigerung zu erwarten sein. Im Gegenteil.
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