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Thema: Epischer Zweikampf

  1. #1

    Epischer Zweikampf

    Der Zugführer wartete auf mein Zeichen zur Abfahrt und ich darauf, es ihm geben zu können. Doch noch war der Bahnsteig nicht leer. An einer der Türen stand breitbeinig ein junger Mann, ich schätzte sein Alter auf unter zwanzig Jahre, der nachlässig in ausgewaschene Jeans und eine schwarze Lederjacke gekleidet war. Er hinderte eine alte Frau am Aussteigen und schien nicht gewillt, beiseite zu treten. Die Alte quengelte bereits lauthals und beschimpfte ihn, jedoch schickte sich keiner der Fahrgäste an, ihr zu helfen. Um keine Verspätung zu riskieren, musste ich mich der Sache annehmen.
    Ich trat also auf die Beiden zu und erkundigte mich in unverbindlichem Tonfall, wo denn das Problem liege. Da schaute mich der junge Mann fest an und versicherte: „Nirgends, Herr Schaffner. Ich wollte nur gerade der jungen Frau hier aus dem Zug helfen. Erlauben Sie.“ Und er half ihr auf den Bahnsteig. Die Alte war von dem plötzlichen Sinneswandel zu verwirrt, um ihn wie auch immer geartet quittieren zu können, und ging. Der vermeintliche Unruhestifter aber stieg nun seinerseits in den Wagon, und ich konnte mein Zeichen geben. Ich hatte mir sein Gesicht gemerkt. –
    Nachdem der Zug an einigen weiteren Stationen Halt gemacht hatte und wieder genug Passagiere zugestiegen waren, machte ich mich daran, den Neuen ihre Fahrscheine zu kontrollieren. So schlenderte ich also mit meinem tragbaren Kartenleser durch die Abteile und entwertete munter Tickets. Schließlich war irgendwann ein junger Erwachsener in schwarzer Lederjacke an der Reihe, der unmöglich in seinem Sitz fläzte und die Füße auf dem Fensterbrett hatte; es war der von vorhin. Als er mich bemerkte, sah er mir in die Augen, ungefähr zwei Momente länger als nötig gewesen wäre, und nahm dann die Füße runter. Fragenden Blickes fixierte er mich weiterhin.
    Wie der Junge mich jetzt so anschaute, meinte ich erkennen zu können, dass es sich bei ihm keineswegs um den notorischen Unruhestifter handeln musste, für den ich ihn zunächst gehalten hatte; er hatte intelligente Augen und machte auf mich einen sehr integeren Eindruck. Er schien wohl doch ein ganz vernünftiger junger Mann zu sein.
    Plötzlich begann er etwas von Fahrscheinen zu reden, wollte von mir wissen, bis um wieviel Uhr am Vortag man dieses Ticket gelöst haben musste, damit es bis wann in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages noch Gütligkeit besaß, und ob jenes nur im Umkreis von fünfzig Kilometern gelte oder überall. Ich glaubte ihn zu durchschauen, nahm an, dass er vorsätzlich ohne Fahrkarte eingestiegen war, um nun mit seiner gespreizten Fragerei davon ablenken zu wollen, doch gab ihm die entsprechenden Auskünfte. Als der Junge sich dann für das Ticket seiner Wahl entschieden hatte, nannte er es mir und sah mich erwartungsvoll an. Ich erklärte ihm, dass er zum Lösen seiner Fahrkarte den Automaten im mittleren Wagon nutzen könne und müsse, und ging weiter. Mich hatte seine Scharade verärgert, vor allem, da ich ihn kurz zuvor noch für einen vernünftigen jungen Mann gehalten hatte. Ich würde seinen frisch gelösten Fahrschein dann auf meinem Rückweg durch die Abteile zu sehen verlangen. –
    Ich brachte also meine kleine Tour hinter mich, ohne weitere Komplikationen, und kam schließlich wieder zu dem Sitz des Jungen, welcher sich bisher als so problematisch erwiesen und seine Füße wiederum auf dem Fensterbrett hatte. Er schaute gedankenverloren in die vorbeirauschende Landschaft und gab vor, mich noch nicht bemerkt zu haben. Ich räusperte mich, doch noch immer drehte er sich nicht um; ich erkannte, dass er Ohrstöpsel drin hatte. Also klopfte ich ihm auf die Schulter, und ohne sich erschreckt zu haben wandte der Junge langsam seinen Kopf in meine Richtug.
    „Ach Sie sind’s, Herr Schaffner. Was gibt’s?“
    „Fahrschein bitte“, entgegnete ich knapp.
    Er sah mich an. „Sehen Sie“, sagte er, „mir war noch so gewesen, als ich den Walkman rausgekramt hab, dass ich irgendwas vergesse. Aber jetzt gleich geh ich zum Automaten im mittleren Wagon und hol mir mein Ticket.“
    Der Junge begann also seinen Walkman abzusetzen und in den Rucksack, der auf dem Sitz neben ihm stand, zu packen, jedoch betont langsam, während er scheinbar darauf wartete, dass ich weiterging. Doch diesen Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Ich wusste, was er vorhatte, und wurde wütend; er wollte warten, bis ich weg war, um dann wiederum keinen Fahrschein zu lösen. Offenbar hielt dieses Würstchen mich für blöd. Ich zwang mich zur Ruhe.
    „So“, dehnte er seine Silben, „dann werd’ ich mal.“ Er hatte seinen Walkman fertig verstaut und gedachte sein Spielchen nun offenbar auf die Spitze zu treiben.
    „Ganz recht“, knirschte ich, „und ich komm mit, dass Sie auch nichts falsch machen am Automaten. Mir scheint, es ist Ihnen bisher verwehrt geblieben, Erfahrungen damit zu sammeln.“ Ich packte den Jungen höflich, aber bestimmt am Ärmel und gedachte ihn nun in den mittleren Wagen zu führen.
    Wieder fixierte er mich. Doch anstatt Unwillen, wie ich angesichts der Vereitelung seines Plans vorausgesetzt hätte, zeigte sich in seinem Gesicht etwas bösartig Schelmenhaftes, etwas, das ihn zum Überlegenen in dieser Situation machte. Ich wusste es nicht genauer zu definieren, er hatte in diesem Moment etwas geradezu Diabolisches an sich.
    Der Moment verflog, er grinste mich einigermaßen gequält an und sagte: „Gehen wir.“
    Wie ich den Burschen nun zum Fahrkartenautomaten schleifte, wurde mir wieder seine Dreistigkeit bewusst und die Dreistigkeit der Art, in der er mich übers Ohr hatte hauen wollen. Ich warf einen Seitenblick auf ihn, er pfiff gerade irgendeine Melodie, die schräger kaum hätte sein können, und schien sich nicht im Geringsten schuldig zu fühlen. Meine Wut auf diesen Strauchdieb wurde immer größer. Doch ich durfte mir keine weiteren Zwischenfälle erlauben. Meine Vorgesetzten würden auch nicht ewig so tun können, als wäre nichts. Wiederum zwang ich mich zur Ruhe. Dieser hier sollte mich nicht zur endgültigen Weißglut bringen.
    Schließlich hatten wir den mittleren Wagon erreicht, ich dirigierte den jungen Mann zum Automaten und stellte mich prüfenden Blickes hinter ihn, die Arme verschränkt, während er seinen Fahrschein löste. Nachdem er das Ticket entnommen hatte, riss ich es ihm förmlich aus den Händen, rammte es geradezu in den Kartenleser und hielt es ihm wieder hin. Während er nun sein Portemonnaie hervorholte, um seinen bereits entwerteten Fahrschein darin aufzubewahren, musterte ich ihn abermals. Das dreckige Grinsen war noch immer nicht aus seinem Gesicht verschwunden. Endlich dann hatte er das Portemonnaie weggesteckt und machte sich wieder auf den Weg in sein Abteil.
    Während ich dafür zu sorgen geruht hatte, dass der Junge seinen Fahrschein löste, waren einige neue Fahrgäste zugestiegen. Ich konnte mich also daran machen, sie zu kontrollieren, und fing sogleich im mittleren Wagen damit an; das würde mich zur Besinnung bringen, was auch nötig war. Wiederum gab es mit den übrigen Passagieren keinerlei Probleme. Nur dieser Strauchdieb von einem Jugendlichen sorgte heute für Ärger. Wenn ich nur an ihn dachte, begann mir bereits wieder das Blut zu kochen. Als einer der Fahrgäste, dessen Ticket ich gerade entgegennahm, mich besorgt auf meine hervortretende Halsschlagader ansprach, sah ich mit einem Mal eine Bierflasche am Fenster vorbeifliegen. Jemand musste sie aus dem fahrenden Zug geworfen haben. Ich wusste sofort bescheid.
    Mit quergestellten Schulterblättern machte ich mich auf den Weg ins Abteil des Jungen. Ich fühlte mich immer ungehaltener. Er hatte den Bogen überspannt. Während ich entschlossen die Wagons durchschritt, wurde plötzlich eine Stimme immer lauter, die dort herzukommen schien, wohin ich unterwegs war. Und tatsächlich: Im nämlichen Abteil angekommen, stand dort ein dicker bärtiger Mann zwischen den Sitzreihen und redete aufgebracht auf den Strauchdieb ein. Dieser hatte sich eine Zigarette angesteckt. Ich drehte mich um und schaute zur Tür. Wir befanden uns in einem Nichtraucherabteil.
    Eben darum schien es dem dicken Bärtigen zu gehen. Er hatte sich sichtlich ereifert und schien gar nicht mehr davon lassen zu können, sein Gegenüber zu beschimpfen. Jedoch traf sein lauthalser Protest nur auf dessen vorsätzlich taube Ohren. Betont lässig hing der Junge in seinem Sitz und paffte. Plötzlich dann, gerade als ich hatte einschreiten wollen, sprang er auf und dem Dicken unangekündigt an die Gurgel. „Halt’s Maul, Fettsack“, schrie er ihn an, während seine Hände den mächtigen Hals zu umfassen versuchten. Sofort stürzte ich mich dazwischen.
    Ich trennte die Beiden voneinander, hielt den Jungen auf Abstand und erkundigte mich bei dem Dicken, ob alles in Ordnung sei. Der setzte sich erstmal hin, bejahte aber. Ich wandte mich an den Jungen.
    „Spinnst du, Mann“, herrschte ich ihn an; es fiel mir immer schwerer, die Ruhe zu bewahren; „was gehst du ihm an die Gurgel?“
    Der Junge schien wieder zur Besinnung gekommen zu sein; falls er sie überhaupt wirklich verloren hatte. Zwar ging sein Atem noch stoßweise, doch grinste er bereits wieder sein dreckiges, herausforderndes Grinsen. Er blies mir seinen Zigarettenrauch ins Gesicht.
    „Tut mir leid, Sir“, sagte er. „Fette machen mich nun mal aggressiv.“ Da packte ich ihn. Meine Hände schossen vor, zerrten ihn am Aufschlag seiner Lederjacke zu mir ran – die Kippe fiel ihm dabei aus dem Mundwinkel – und wuchteten ihn in die Luft. Es kostete mich nicht allzuviel Anstrengung, ich war einen guten Kopf größer als dieser Hänfling und bin kräftig gebaut. Heftig atmend starrte ich den Jungen an. Seine Füße hingen mehrere Zentimeter über dem metallenen Boden des Wagons. Ich hatte die Beherrschung verloren.
    Jedoch schien es ihn nicht im Mindesten einzuschüchtern. „Na, na, na, Herr Schaffner“, schüttelte er in gespielter Empörung den Kopf, „Sie werden mir doch wohl nichts tun wollen. Was das für Konsequenzen für Sie haben würde!“ Er drohte mir. Dieser dreckige Strauchdieb drohte mir. Da hatte ich ihn beim Kragen, in meinen Augen mussten vor Erregung alle Äderchen geplatzt sein, und diese Ratte brachte noch immer die Frechheit auf, sich über mich lustig zu machen. Und was noch schlimmer war: Der Junge schien bescheid zu wissen über mein damaliges – Versagen. Hatte er nicht gerade darauf angespielt, und auf die Konsequenzen, die es um ein Haar für mich gehabt hätte? Und jetzt drohte er mir. Oh, ich würde ihm zeigen, für wen es Konsequenzen haben würde, mich bis zur endgültigen Weißglut zu reizen. Ich wollte ihm das dreckige Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich wollte Feuer speien. –
    Ich riss den Jungen herum, zerrte ihn aus dem Abteil, hebelte die Zugtüre auf und hielt seine dumme Visage in den Fahrtwind. „Wie schmeckt dir das, du Hund?“ brüllte ich ihm ins Gesicht. „Lachst du jetzt immer noch?“ Nein, er lachte nicht mehr. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, angsterfüllt starrte er mich an und war außerstande, etwas zu erwidern. Die überwältigende Genugtuung, den Jungen so zu sehen, ohne sein verfluchtes Grinsen, jagte mir Schauer über den Rücken. Ich triumphierte in meiner Rache. Und plötzlich waren die Stimmen wieder da.
    Sie schrien wild durcheinander, versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Ich konnte kaum Worte unterscheiden. Doch schließlich verstand ich, was sie mir sagen wollten; denn ich selbst hatte es bereits geahnt: Der Junge war nicht jener, welcher er vorgab zu sein.
    Nur wenige Personen wussten über den Vorfall bescheid, der sich damals ereignet hatte. Kein dahergelaufener Strauchdieb konnte davon Kenntnis haben. Nein, dieser hier war nicht einfach irgendein Jugendlicher, der es auf ein bisschen Provokation angelegt hatte. Dieser hier war jemand, der allen Grund hatte, seinen persönlichen Rachefeldzug gegen mich zu führen. Es handelte sich um niemand Geringeren als den Teufel. –
    Ich hatte ihm damals einen seiner Handlanger dahingerafft, der seinerzeit ebenfalls als jugendlicher Strauchdieb getarnt in meinem Zug mitgefahren war. Doch mich hatte er nicht täuschen können, und es war mir ihn zu töten gelungen. Es gab daraufhin einigen Ärger, weil an empfindlichen Stellen davon ausgegangen wurde, es hätte sich um einen echten Jungen gehandelt. Hässliche Szenen spielten sich ab. Schließlich aber gelang es meinen Arbeitgebern, denen der Arsch ebenfalls ordentlich auf Grundeis gegangen war durch die ganze Sache, alles zu unserer Zufriedenheit zu regeln, und meine Tat blieb zurecht ungesühnt. Nun also forderte der Meister Genugtuung.
    Ich hatte seine Scharade durchschaut. Voll flammender Glut stierte ich ihn an, während sein Körper halb aus dem Zug hing. Tränen waren in die Augen des Jungen gestiegen, aber ich fiel nicht darauf rein. Ich wusste nun, wer er war, und würde kein Mitleid kennen. Kurzer Prozess musste gemacht werden. Kaum einen klaren Gedanken gelang es mir noch zu fassen, denn die Stimmen rissen nicht mehr ab. Doch als ich am Horizont einen rasch näherkommenden Zug erblickte, wusste ich, was zu tun war.
    Eine Befürchtung durchfuhr mich, und ich blickte mich hektisch um. Doch niemand schien uns bemerkt zu haben. Der Dicke hatte sich ohnehin unlängst ein anderes Abteil zu suchen geruht, und außer ihm war niemand sonst in der Nähe gewesen. Nichts stand zwischen mir und meinem Plan.
    Ich sah in Richtung des entgegenkommenden Zuges. Unaufhaltsam näherte er sich. Es musste ein Schnellzug sein, in enormer Geschwindigkeit legte er seine Strecke zurück. Ich bemerkte, dass sich im Schritt des Jungen ein Fleck ausgebreitet hatte: Er hatte sich eingepisst. Satan musste dies wohl für einen sehr cleveren Schachzug gehalten haben, doch mir konnte er nichts mehr vormachen. Nichts würde mich abbringen von der Erfüllung meiner fast heiligen Pflicht. Ein für alle Mal würde ich seinem Treiben ein Ende setzen. Ich kannte kein Mitleid für den Jungen.
    Schließlich war der Schnellzug nah genug ran, dass man seine Fahrt nicht mehr rechtzeitig würde stoppen können. Mit kaum einer Kraftanstrengung wuchtete ich den widerstandslosen Körper des Jungen ein letztes Mal hoch und warf ihn auf die Schienen. Vom Fahrtwind erfasst segelte er durch die Luft. Ich konnte noch erkennen, dass er offenbar ohnmächtig geworden war. Doch selbst das half ihm jetzt nicht mehr. Sein Rücken schlug hart auf den Gleisen auf.
    Für einen kurzen Moment sah ich den Körper des Jungen noch in widernatürlicher Verrenkung daliegen, als schließlich der andere Zug vorbeirauschte. Ich zog die Tür wieder zu, ging in das leere Abteil und schaute aus dem Fenster. Die Stelle, an der ich den Jungen auf die Strecke geschmissen hatte, befand sich bereits außerhalb meiner Sichtweite. Doch es war unvermeidlich gewesen, dass der Schnellzug ihn erfasste. Ich hatte triumphiert, die Schreie in meinem Kopf verstummten. Der Teufel war nachlässig geworden auf seine alten Tage.

  2. #2
    hui, bis 2 absätze vor dem ende hätte ich noch gesagt: "wow, erstaunlich gewöhnlicher text von dir.^^" aber dann...

    eine höchst amüsante geschichte, vom sprachlichen her, wie immer auf hohem niveau und auch von der story her sehr lesenswert, du hast es echt geschafft, dass man den vermeindlichen teufel erst zu hassen beginnt und er einem am ende doch irgendwie leid tut, obwohl erst genau da klar wird, was es mit ihm auf sich hat.

    sehr schön

  3. #3
    Eine sehr schöne Geschichte Raik, wie man das von Dir gewohnt ist. Auch wenn es immer schwierig ist, bei Dir irgendwas zu interpretieren, möchte ich's glatt mal versuchen. Ich habe übrigens keinen einzigen Typo gefunden.

    Für mich drängt sich bei der Geschichte zwangsläufig die Frage auf, ob der Schaffner schizophren ist, oder die Handlung tatsächlich einen Abstecher ins Horrorgenre macht. Allerdings denke ich, ausgehend von Deinen anderen Stories eher, daß ersteres der Fall ist. Der Schaffner scheint von seinen Handlungen und auch Gedanken, mit denen man als Leser eines Ich-Erzählers ja auch konfrontiert wird, so überzeugt zu sein, daß er den Leser direkt mitüberzeugt. Der kleine provokante Junge, der sich um einen Fahrschein drücken wollte, wird vom Protagonisten dermaßen verteufelt (im wahrsten Sinne des Wortes), daß man selbst anfängt, ein Feindbild aufzubauen. Im Nachhinein wird dann klar, daß es eigentlich der Schaffner ist, der das "Böse" in der Geschichte darstellt.
    Auf der anderen Seite stellt sich noch die Frage, um was genau es sich bei dem "Vorfall" handelte. Wenn der Schaffner dort schonmal einen Jungen umgebracht hat (oder zumindest verletzt), dann scheint die Bahngesellschaft das ja vertuscht zu haben, aus welchen Gründen auch immer. Ich gehe nicht davon aus, daß der Vorfall in der reinen Phantasie des Schaffners stattegfunden hat, oder? In diesem Fall, und wenn der Erzähler dahingehend rechthatte, daß es damals "fast" seinen Job verloren hätte, dann aber ungeschoren davon kam, so muß es für die hohen Tiere irgendeinen Grund gegeben haben, ihn nicht zu feuern, anzuzeigen oder was auch immer der normale Prozeß gewesen wäre.
    Und nach Ende der Geschichte fragt man dann natürlich, ob der Mann wieder straflos davonkommen wird und eventuell in seinem Wahnsinn weitere Dämonen aus seinem Zug wirft, um die kosmische Ordnung, oder was auch immer er zu schützen gedenkt, im Gleichgewicht zu halten.

    Alles in allem eine gute Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

  4. #4
    jap, is schon so gemeint, dass der schaffner nicht ganz richtig läuft und 'nen ganz normalen jungen ausm zug schmeißt. der vorfall von damals war echt, und dass man sich am ende fragt, ob der böse abermals ungeschoren davon kommt, sollte auch so sein :D

  5. #5
    Ich finde, für die groteske (und gelungene) Pointe am Ende ist die Geschichte eindeutig zu lang. Die Handlung davor ist nämlich zu minimal und die Sprache zu gewöhnlich, um einen Durchschnittsleser dazu zu bewegen, bis zum Ende zu lesen. Da ich deine Geschichte aber kenne, hab ich's gemacht und nicht bereut

  6. #6
    Ich sollte mir angewöhnen nicht erst die Kommentare zu lesen... Daduch war das Ganze etwas vorhersehbar, wurde am Ende aber doch noch gnadenlos spannend. Nichts ist eben gruseliger als der wahre Mensch. Eine schöne Horrorgeschichte im Stil der Romantik.

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