Zitat von ca124
Ich habe mir fest vorgenommen, bald Schluss zu machen. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke. Mit 24 komme ich nun endgültig zu dem Schluss, dass mein Leben verfehlt ist und dass sich daran nichts ändern wird.
Außer meiner Familie gibt es niemanden, zu dem ich Kontakt habe. Meine Tage verbringe ich in meinem Zimmer, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Die Einsamkeit zermürbt mich immer mehr. Im Jahr 2006 habe ich eigentlich mit niemandem außerhalb meiner Familie meiner gesprochen. Die einzigen Kontakte beschränken sich auf Supermarktkassiere, wenn sich unsere Hände beim Bezahlen berühren. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, schenken mir manchmal Passanten, die ich vor mir über die Strasse gehen lasse ein Lächeln.
Ich kann nicht behaupten, dass mich äußere Einflüsse zu dem gemacht haben, was ich bin. Ich bin in einer meiner Meinung nach intakten Familie aufgewachsen und wurde von meinen Eltern geliebt. Als ich 12 Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden. Weiterhin lebte ich mit meinem jüngeren Bruder bei der Mutter. Die Situation zwischen meinen Elter war natürlich sehr gespannt, aber wenn es um uns Kinder ging standen beide Elternteile hinter uns. Wenn es Probleme in der Schule gab, in der ich mich nie richtig wohl gefühlt habe, habe sich meine Eltern, insbesondere mein Vater, für mich eingesetzt. Ich habe 2002 mein Abitur gemacht und mich für ein Studium entschieden. Da ich ungeeignet für die Wehrpflicht war, konnte ich zeitig damit anfangen. Ich habe gedacht, nun würde das Leben beginnen. Es ist jedoch das gleiche geblieben, wie bisher. Mittlerweile glaube ich, dass ich mich in der Schule unterbewusst von den Anderen abgegrenzt habe, indem ich Interessen entwickelt habe, die niemand mit mir teilte. Damals hielt ich diese Interessen für etwas ganz besonderes und mich für besser, als die Anderen. Ich habe damals eine Arroganz aufgebaut, die aber wahrscheinlich aus einem Gefühl der Unsicherheit erwachsen ist. Obwohl ich dadurch sehr einsam geworden bin, empfand ich einen gewissen Stolz mich von den anderen abzuheben und kultivierte meine Andersartigkeit sogar.
Im Studium verlor ich dann schlagartig diese von mir gewählte Rolle. Da ich mit Gleichgesinnten zusammen war, die sogar noch weitaus tiefer in die Sache involviert waren als ich und weitaus schneller Verständnis für die komplizierten Zusammenhänge erlangen konnten, verlor ich meine Rolle, als derjenige, der nur eine Sache gut konnte, aber dafür sehr, sehr gut. Anfangs hangelte ich mich noch einigermaßen durch das Studium bis es dann nun zum Stillsand gekommen ist. Die folgenden Prüfungen, die nun für das Weiterstudieren relevant sind werde ich sicher nicht bestehen.
Während meines Studiums habe ich mir gesagt, oder vorgelogen: „Erst mal Diplom, Rest wird sich regeln“. Nun habe ich gar nichts. Was soziale Kontakte anbelangt bin ich absoluter Analphabet. Sollte ich mal mit einer Frau ins Gespräch kommen, (2005 selten passiert) merkt Sie sofort, dass mit mir irgendwas nicht stimmt und wendet sich ab. Von meinem jetzigen Standpunkt sehe ich absolut keine Möglichkeit jemals ein normales Leben zu führen.
Ich kann mich über längeren Zeitraum auf eine Sache konzentrieren. Daher glaube ich nicht irgendeinen, wie auch immer gerichteten bezahlten Job verrichten zu können. Andererseits will ich auch nicht meinen Eltern weiter hin auf der Tasche liegen.
Ich weiß, dass mein familiäres Umfeld im Gegensatz zu dem an derer Leute, die in diesen Forum geschrieben haben sehr gut ist. Zu dem habe ich sogar einen Patenonkel, der gleichzeitig ein sehr guter Freund von mir ist. Dennoch glaube ich nicht, dass mir jemand von ihnen helfen kann. Auch wenn es aufgrund der (zu) langen Einleitung so wirkt, ist mein Hauptproblem nicht das versaute Studium, sondern meine Unfähigkeit Kontakt zu anderen Menschen, insbesondere zu Frauen aufzubauen. Meine Körpersprache sagt immer:„bitte bleib fern von mir, ich bin ein Versager“. Selbst wenn es mir gelänge glaube ich nicht, dass ich lieben kann.
Ich halte das Leben nicht für außergewöhnlich schwer oder hart. Die meisten Menschen können es sicherlich meistern und dabei glücklich werden. Ich freue mich sogar für dese Menschen, aber ich gehöre nicht dazu.
Ich habe für mich entschieden, dass ich bald Schluss machen will. Momentan ertränke ich meinen Schmerz in viel Alkohol, Zigaretten und laute Musik. Ob ich dabei zum Alkoholiker werde, spielt keine Rolle für mich. Im Auto Fahre ich unvernünftig schnell; jedoch nur dann, wenn ich niemanden anderen gefährde. In der Musik und Literatur habe ich bisher keine Figur entdeckt, mit der ich mich irgendwie identifizieren könnte. Selbst Houellbecq’s Figuren sammeln zumindest alle in ihrer Jugend Erfahrungen von Sexualität und Liebe.
Häufiger ist in diesem Forum die Verantwortlichkeit des Selbstmörders gegenüber seiner Familie zu Sprechen gekommen. Meine Meinung ist, dass ist, wie die Meinung vieler andere in diesem Forum, dass man doch das Recht hat über sich selbst zu bestimmen, alleine schon weil diese Entscheidung für einen selbst größere Auswirkungen hat, als über die Angehörigen. Dennoch ist es besser die Angehörigen und Freunde zu entlasten, indem man seinen Suizid verheimlicht. Als erstes kam mir in den Sinn mit allen zu brechen und unbekannt auszuwandern. Ein Unfall ist auch eine Möglichkeit. Ideal wäre natürlich eine Situation in der man bei dem erfolgreichen Versuch andere bei einem Unglück zu retten ums Leben kommt. Dann könnten sich die Hinterbliebenen einreden dass der eigene Tod zumindest einen Sinn gehabt hätte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass man in eine solche Situation kommt. Bisher favorisierte ich die Möglichkeit auszuwandern. Am Besten wäre es dabei, wenn ich irgendjemand hätte, der von Zeit zu Zeit eine von mir vorzeitig aufgesetzte Postkarte an meine Angehörigen schickte.
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