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Original geschrieben von nocturn
die liebe ist in meinen fall deshalb grausam, weil ich sie schon seit meiner frühen kindheit kenne und schon seit ewigkeiten sehr gut mit ihr befreundet bin. da wirds am schwierigsten.
jedes wochenende, wenn ich sie sehe(bin unter der woche in einem internat), kann ich an gar nichts anderes mehr denken. und das schon seit über einem halben jahr. ich trau mich aber nicht, ihr irgendwas zu sagen, weil ich angst hab, zu viel kaputtzumachen.
hab sogar schon mit ihr in einem bett geschlafen. war aber selbst da zu feig, ihr irgendwas zu sagen....
tja, das is meine story, ich weis, es is dämlich..
Hmm, ich kann dein Problem voll uund ganz nachvollziehen, nocturn. Ich bin mit meinem jetztigen Verlobten nun schon seit knapp 4 Jahren "richtig zusammen". Wir haben im Juli 1999 bei einem gemeinsamen London Urlaub zusammen gefunden. Doch vorher hatte ich ein ganz ähnliches Problem.

Ich kenne meinen Freund schon seit meiner Kindheit. Kennengelernt habe ich ihn irgendwann 1988/89, ich weiß nicht mehr genau wann, das ist schon zu lange her. Ich war damals zirka acht Jahre alt, er sechs. Anfangs waren wir einfach nur Kumpels, die sich nachmittags auf ne Runde zocken (C64 und Master System *lol*) getroffen haben. Da er nur ein paar Häuser von mir entfernt wohnte, entwickelte sich mit der Zeit daraus eine sehr, sehr gute Freundschaft, wenn ich ehrlich bin, die beste Freundschaft, die ich bisher in meinem Leben hatte. Wir haben beide sehr viel miteinander erlebt, über alles geredet und waren füreinander da, wenn mal was war. Wir waren echt die allerbesten Freunde, aber nur auf rein platonischer Ebene.

Da ich in der Schule mal sitzengeblieben bin, sind wir irgendwann sogar zusammen in die gleiche Klasse gegangen. Aber nicht nur seitdem, sondern eigentlich seitdem ich mich erinnern kann, haben unsere Klassenkameraden immer versucht uns beide zu verkuppeln, lange aber ohne Erfolg.

Doch irgendwann, ich weiß gar nicht so genau wann, ich denke mal irgendwann 1997/98 habe ich aufeinmal selber bemerkt, dass ich für diesen Menschen mehr empfinde, als nur reine Freundschaft. Irgendwie wußte ich nicht so recht, was mit meinen Gefühlen los war. Das stellte mich vor einen großen Konflikt, dann zum ersten mal stand ich vor der Tatsache, dass ich mich nicht getraut habe mit ihm über meine Gefühle zu sprechen. Ich habe meine Empfindungen lange vor ihm vorborgen, oder ich habe es zumindest versucht *lol*.

Doch ich weiß noch, wie ich immer total bresig war, wenn er sich mal mit einem anderen Mädchen verabredet hat (was aber nur äußerst selten vorkam). Ich hatte nämlich panische Angst, dass sich daraus "was entwickeln" könnte. Ich glaube daran habe ich bemerkt, dass ich mich in ihn verliebt hatte und trotzdem habe ich mich nicht getraut zu handeln. Ich war zu feige ...

Die Sache lief dann knapp 2 Jahre vor sich hin, ich habe ihm nie etwas von meinen Gedanken erzählt, weil ich Angst hatte, er würde nicht das selbe für mich empfinden. Ich hatte Angst ihn als den besten Freund der Welt zu verlieren. In dieser Zeit war ich oft ein wenig down ...

Im Sommer 1999 entschlossen wir uns zusammen nen Trip nach London zu machen. Hinter dieser Reise steckte nix besonderes, die Idee kam von beiden Seiten aus. Warum sollten zwei gute Freunde auch nicht miteinander verreisen? Wir haben also alles gebucht und auch auf unsere Eltern gehört, die meinten wir sollten uns doch jeder ein Einzelzimmer nehmen. Die ersten Tage in London liefen auch ganz normal, doch eines abends, als wir zusammen in meinem Zimmer vor dem Fernseher saßen, kam mein Freund mir "näher". Er kuschelte sich an meine Seite, nahm mich in den Arm und irgendwie knisterte es dann zwischen uns.

Ich kann diese Sache nicht mit Worten beschrieben, aber als er mich damals in den Arm genommen hat, war es was anderes als die rein freundschaftlichen Umarmungen all die Jahre davor. Ich habe dann seine Berührungen erwidert - tja, und dann haben wir uns das erste mal geküßt. Das ganze lief irgendwie ohne Worte ab, es ist halt passiert. Seitdem sind wir fest zusammen, vor ziemlich genau einem Jahr sind wir in eine gemeinsame Wohnung gezogen und seit August 2002 sind wir verlobt.

Liebe kann grausam sein, sie kann aber auch etwas wunderschönes sein. Warum ich dir das alles erzähle nocturn? Nun ja, theoretisch haben mein Freund und ich ein paar Jahre unserer Beziehung verschenkt. Denn als ich ihn gefragt habe, was ihn an diesem Abend in London dazu bewegt hat mir näher zu kommen, da meinte er, dass er schon länger diesen Wunsch gehegt hätte, sich aber nie getraut hätte mir irgendwas zu sagen, aus Angst ich würde nicht das gleiche für ihn empfinden.

Du solltest mit deiner Freundin reden und ihr erzählen, dass du "mehr" für sie empfindest, sonst quälst du dich noch Ewigkeiten mit diesen Gefühlen herum. Natürlich ist es hart, falls sie deine Gefühle nicht erwidern sollte, aber ich glaube eine "Abfuhr" ist besser als ein Leben lang in Ungewissheit zu verbringen. Du kennst sie schon lange und ich glaube, dass ihr in Ruhe auch über solche Sachen reden könnt. Fall' ihr natürlich nicht mit der Tür ins Haus, warte den richtigen Moment ab. Der ist natürlich, wenn ihr beiden allein seit. Vielleicht ergibt sich ja bei einem gemütlichen Abendessen mal die Gelegenheit.

Argh, jetzt habe ich mal wieder viel zu viel erzählt und wahrscheinlich interessiert diesen Schwenk aus meinem Leben eh niemanden ...

lg,

Chocobo