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Thema: Stille

  1. #1

    Stille

    Weiß nicht, ob ich's schon mal gepostet hab ...

    ***

    Das Haus ist still. Es wird förmlich von Stille durchflutet, eine Stille, die sich in die Gehörgänge brennt, unausweichlich in sie hineinätzt und einen taub macht.
    Es kommt mir vor, als ob jedes Geräusch, das ich verursache, sofort verklingt, ja, das es verschluckt wird. So laut ich auch schreie, so kraftvoll ich singe, ich vermag dieser Stille nichts anzuhaben.
    DU hattest sie einmal durchbrochen. Dein Lachen hatte das Haus erfüllt, die Wände zum Erzittern gebracht und meine Lippen zum Beben verdammt.
    Wo ist es hin?
    Wo hast du’s versteckt? Wo bist DU?
    Ich kann nichts mehr sehen, die Lichter verschwimmen, löschen sich von selbst, sie entziehen sich meiner Erkenntnis. Schatten senken sich über mich, erdrücken meine Sorgen - doch ohne Freude kauere ich, kaum atmend, in der Ecke. Ich weiß, dass die Schatten auch mich vernichten werden, so wie sie es einstweilen bei meinen Problemen tun.
    Es ist aus.
    Wo bist DU?
    Ich kann dich nicht finden. Bist du noch da?
    Leben wir noch? Sind wir noch hier?
    Meine Hand tastet im Finsteren, aber ich spüre nichts, als ob selbst meine letzten noch verbliebenen Sinne sich dem dumpfen Nicht-Sein ergeben hätten.
    Ich suche deine Wärme. Fühle nichts.
    Ich rufe deinen Namen. Höre nichts.
    Mir wird panisch bewusst, dass mir die Zeit davonläuft und ich bemerke, dass du nicht mehr da bist.
    Warum bist du gegangen?
    Hast du Angst? Komm her – ich nehme dich bei der Hand.
    Lass uns gehen. Wie?
    Zu spät. Ja, ich weiß, zu spät.
    Illusion. Du bist ja nicht mehr hier.
    Traum. Du bist weg.
    Warum?
    Der Weg aus meinem Zimmer, nichts einfacher als das, und trotzdem, ich finde nicht hinaus. Ich laufe, krieche, schleppe mich nach vorn. Aber vorne ist hinten, rechts ist links, verkehrt scheint so korrekt und das Richtige ist mehr als nur falsch.
    Wo muss ich hin?
    In meinem Kopf kreist eine Spirale, die lustig bunte Farben malt, sich immer schneller drehend, mich in einen schwarzen Abgrund befördert.
    Stille.
    Bumm. Bumm.
    Lachen.
    Ich öffne die Augen, nur zum Schein. Wo bin ich?
    Ich höre Musik. Hart, zackig, unrund.
    Junge Menschen zucken in ekstatischen Bewegungen zum nicht vorhanden Rhythmus der Nicht-Musik.
    Ein Pandabär spielt Billard mit einem Fuchs.
    Mogli dreht die Trommel eines Revolvers, um zum finalen Akt zu kommen.
    Ich schließe die Augen.
    Stille.
    Sinneseindruck.
    Kalt, porös, glitschig.
    Ich öffne die Augen.
    Licht. Im Vorhaus. Daheim?
    Ich will mich bewegen, aber ich stecke fest.
    Muss husten.
    Spucke Blut.
    Dann merke ich. Es ist aus.
    Rot, glitzernd, spiegelt in den Augen.
    Beim Versuch aufzustehen verwischt meine Hand Glassplitter und rutscht am Blut weg.
    Schmerzen.
    Schwarze Wellen, die gegen rote Felsen branden.
    Ich höre Blut in meinen Ohren rauschen.
    Alles andere ist ohrenbetäubende Stille.

  2. #2
    Gefällt mir ^^
    Klingt aber nach einem üblen Horrortrip...


    Öhm zur Kritik, es wirkt wie zwei verschiedene Dingers, am Anfang das resignierte und dann das halluzinogene... gerade von Letzterem könnte man in die Geschichte ruhig noch mehr einbauen ^^

  3. #3
    Zitat Zitat
    Warum bist du gegangen?
    Hast du Angst? Komm her – ich nehme dich bei der Hand.
    Lass uns gehen. Wie?
    Zu spät. Ja, ich weiß, zu spät.
    Illusion. Du bist ja nicht mehr hier.
    Traum. Du bist weg.
    Warum?
    Nur allgemein, der Part stört den (Sonst gewaltigen) Lesefluss, man hört gar nicht auf, die Wörter zu verschlingen.
    Aber von dieser Lesefluss-Faszination mal abgesehen nicht mein Fall.

  4. #4
    Danke euch beiden fürs lesen, is auch schon was älteres.
    Halluzigen? Nein, surreal, seltsam, ja

  5. #5
    hmmm...
    mir kommt das irgendwie bekannt vor,und damit meine ich nicht die Situation ,
    du hast es wirklich schon einmal gepostet,oder? Naja,vielleicht irgendwas ähnliches geschrieben oder so...

    ansich auch nicht so wirklich mein Ding, aber den Lesefluss-muss ich Cipo zustimmen, auf den kann man wirklich neidisch sein. Wahnsinnig lebendig und mitreißend,obwohl vom Inhalt her,verzeih,doch etwas spröde und langweilig.

    Zitat Zitat
    Aber vorne ist hinten, rechts ist links, verkehrt scheint so korrekt und das Richtige ist mehr als nur falsch.
    -mein absoluter Lieblingssatz, wenn auch nicht unbedingt umwerfend neu, so hat er mir doch gut gefallen...

    lese jetzt deine nächste Geschichte

  6. #6
    Hey Schreiberling!

    Auch hier ein Dankeschön fürs lesen und kommmentieren.
    Es kann sein, dass ich sie bereits einmal gepostet habe, aber Suchfunktion zeigt nichts an
    Naja jedenfalls weiß ich, dass der Inhalt kitschig, alt und fad ist, aber zu diesem Zeitpunkt, also, wo ich das geschrieben habe, war mir das ziemlich egal
    Schön, dass der Lesefluss mitreißen kann

  7. #7

    Wunderschön

    Das Gedicht is echt wunderschön so tiefgründig und traurig.....
    schön geschrieben

  8. #8
    Nicht schlecht....
    Nicht schecht...
    Eigentlich super !

  9. #9
    Hast du nebenbei Drogen genommen? ôo Scherz
    Ich finds super... Nee ich finds super geil xD

  10. #10
    Ne, waren keine Drogen im Spiel.

    Danke fürs Lesen und für eure Antworten

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