Es war im November

In einer ruhigen Novembernacht,
alles war weiß, der Schnee fiel sacht,
saß ich im Zug nach Venedig,
ich dacht' mir, ich bliebe gern ledig.

Dann trat dort heimlich ein Mädchen ein,
so reizend galant wie der Sonnenschein.
"Ist hier noch frei?" - ich nickte geschwind,
schon saß mir gegenüber das liebliche Kind.

"Hallo!" sagte sie, "ich bin der Sommer -
die Mutter von Morgen- und Abendgedämmer.
Für romantische Nächte bin ich stets zu haben,
will schön sein, dem Lichte entgegentraben."

"Wie keck!" rief ich dann, "und ich bin der Winter -
so fühl ich mich durchaus als Gleichgesinnter.
Als Vater vom Frost und den eisigen Nächten,
seh' ich die Romantik auch meinerseits trächten."

Sie lächelte nur, so tat ich zurück!
Ich fühlte nur Sonne, ihr tat ich nur Glück.
Noch oft besteh'n wir hier Hand in Hand
dem Schicksal, das uns nach Venedig entsand.

Nun zieh'n wir die Runden durch allerlei Landen:
Zwei Söhne sind nun dieser Liebe entstanden.
Die Namen jedoch verfluch' ich noch derbst -
der eine heißt Frühling, der andere Herbst.