Zitat Zitat von Herr G.
Hallo!!
Ich bin soeben durch ein anderes Forum auf Ihr Gedicht gestoßen und würde gern meine Meinung dazugeben:
Die Sprache fällt sehr bildhaft ins Auge und auch das absichtliche Vermeiden eines Reimschemas, bzw man könnte auch sagen: das jeglicher Reime.
Strophe 1 schildert eine romantsiche Landschaft, man fühlt sich von der Situation und vom gegebenen Bild fast an bekannte Romantiker wie Eichendorff erinnert - Die blaue Blume, der Mensch auf der Suche nach Perfektion in der Natur.
Mit Stophe 2 und 3 wird das einst im "Mondschein" eingehüllte "Haus" zur "Leichenhalle", der romantische Aspekt verfliegt völlig.
Auffallend jedoch ist die Zäsur die zwischen Strophe 2 und 3 eingeführt wird: "Leichenhaaaaaaale" heißt es hier und der Leser wird spontan aufgerüttelt, es ist anzunehmen dass der Intention des Dichters zufolge diese Strophe im zentralen Mittelpunkt des Gedichts zu stehen hat. Zudem ins Auge fallend ist dass dies die letzte Strophe ist die sich an das aus Strophe 1 und 2 schon bekannte 4-Vers Schema richtet. Nicht nur eine Abspaltung vom Rest des Gedichts wird hier also gesetzt, es wird regelrecht ein Stilmittel der Verfremdung, durch variierende "Zwischen-Strophen" (siehe 5. Vers), die, so zuerst angenommen, in der Intention des Dichters, periodisch, also non-variabel , angesetzt sein zu schienen. Einzig Stophe 3 ist es zudem, in der sich ein einundhalbfacher Paarreim A-A-A-C (gahr-übera-erkennbar) durchzusetzen scheint, auch dies wird mit dem C-Reim wieder ernüchtert. Ins Auge stechend ist, dass zum Zwecke des Reims bei dem Wort "überall" die 2. hälfte der letzten Silbe missig ist, was schon früh das Untergehen des Reims in Vers 4 der 3. Strophe ankündigt. Auch die Metapher in Strophe 3 Vers 2 "von Faulheit überseht" ist ein Geniestreich - die Dichter vergleichen den Tod mit dem wohligen ruhen in einer Kühltruhe. Jung trifft alt, trifft den Tod - wieder das Zentrale Thema in der durch Verfremdung hervorgehobenen Strophe.
Strophe 4 ist auschließlich hinleitend auf Strophe 5, die einen expressionistischen Charakter zeigen wird.. ein Zwischenglied also.
Strophe 5 wird mit "LEICHENHALLE" eingeleitet, in großen Buchstaben, eine weiter Zäsur, und ein Wandel. Wandel in Form der Literatur Epoche. Wenn in Strophe 1 noch ein Hauch Romantik zu spüren war und in Srophen 3-4 die Formalin getränkten Gänge der Leichenhalle noch das Bild einer düsteren Neo-Moderne lieferten ist die finale Strophe eindeutig auf expressionistische Elemente zurückzuführen.Das Geschehen ist nach wie vor Jung trifft alt, egal ob der Junge durch eine Pseudo-Romantik streift (Strophe 1) oder durch die Leichenhalle irrt (2,3) oder Geschlechtsverkehr mit der Alten hat, stets dominiert der Gegensatz. Der Gegensatz, der oft auch in der Psyche des Menschen so herrscht, der Dichter selbst gibt ja an es sei eine Widerspiegelung seiner Gefühle. Und so würde ich es auch interpretieren, voll Verfremdung... Orientierungslosigkeit widerspiegelnd.

Sollte ich Sie/Dich in irgendeiner Weise fehlverstanden haben bitte ich dies zu entschuldigen.
buheauheauhaharrrr