Daen spürte noch immer den gallertartig bitteren Geschmack wahrer Boshaftigkeit auf der Zunge und seine Augen tränten ob der schwefelgelben giftigen Umgebung der Seelenebene, die durch die Kreatur namens GSandSDS vollkommen versucht und korrumpiert wurde.
Aus den Legenden der Altvorderen und Träumen von Eden wusste der Diplomat um die wahre Natur der Seelenebene - eine grüne, fruchtbare Aue, sanfte Hügel und gesundes Wasser dem allerdings wie der gesamten Seelenebene das Leben fehlte - doch dieser Ort war versucht! Kränklich schoben sich schwarze Äste kahler Bäume in den Nachthimmel und waren in stetem Verfall begriffen. Gierig saugten die monströsen Bäume die giftige Essenz der Fäulnis aus den zu Tausenden am Boden liegenden verwelkten Blättern, die in einem Sturm aus Gift und Hass zu faulen begonnen hatten.
Missgunst und Verachtung waberten wie gefrässiger Nebel durch die Aue und jagte die Seelen Jener, die im Traum und Sang nicht schnell genug fliehen konnten und neben dem Rasseln von Knochen und Kieseln aus dem Bache lagen die Schreie gemarterter Seelen in der Luft. Neben ihm manifestierte sich ein Schatten und der zuvor von ihm eingeladene Steel stand neben ihm und lächelte kurz - froh darüber ihn noch gefunden zu haben, nachdem sich der rasante Verfall der Ebene vollzogen hatte.
Daen jedoch erschrak bis ins Mark - gräulich weiß schälte sich die Haut in Fetzen von Steel, das Haar war stumpf und büschelweise ausgefallen, sein Kopf gemahnte mehr an einen Totenschädel und nach einem entsetzen Blick auf seine Hände fiel ihm auf, das er nicht besser aussehen konnte - die Korruption und Seuche der Ebenen durch den "Vernichter der Träume und Verdunkeler des Lichts" hatten auch sie erreicht.

Die Schrecksekunde währte jedoch nicht allzulange, denn abermals hörte Daen das Echo der Gedanken des Monsters in sich nachklingen und wie dumpfer Donnerhalt schlugen Erinnerungen schmerzhafte Kriegspauken die seinen Magen und sein Trommelfell vibrieren liessen.
Er wusste, das es unglaublich wichtig war, diesen silbernen Stern an einen Ort zu führen, er ahnte, das dieser silberne Stern beseelt mit letzten Resten der ursprünglichen Gedankenessenz dieser Ebene auch ihn führen würde und ihn solange beschützen würde, doch musste er diesen Ort schnell verlassen!
Daen bemerkte, das seine Stimmbänder abgefault sein mussten, denn es wollte ihm nicht gelingen, Steel zu rufen.
Also bat er ihn mit einer Handbewegung, sich zu ihm zu gesellen und zu dritt krochen und kämpften sie sich durch den Schlamm des Sumpfes der verseuchten Ebene, der mit jedem Schritt zäher wurde und schlimmer zu stinken begann.

Daen wusste nun, an wen er sich wenden würde - an wessen Pendant seiner Aufgabe in der Nation des Feindes...!


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Soheils Dreizack beschrieb rotierende Bahnen und das spitzenbewehrte Ende schoß wie die Lanze eines ungestümen Reiters in die Brust eines heranstürmenden Soldaten, der in die Luft gehoben wurde und einer leblosen Puppe gleich irgendwo hinter ihm landete.

Noch immer brandeten in manchen Frontabschnitten die Soldaten des Makertums, die seit dem gestrigen Abend mit ungestümer Wut angriffen, wie Wellen an die Strände der Front und selbst Soheil - der die Nacht hindurch von Frontabschnitt zu Frontabschnitt gerannt war - spürte seine Kräfte mehr und mehr erlahmen.

Geschickt wich er einem Keulenhieb eines ungeschlachten Soldaten aus und grub Diesem so tief mit gefletschten Zähnen die Faust in die Magengrube, das er förmlich spüren konnte, wie durch die Manifestation seiner kampflust- und verzweiflungsgeborenen Wut das Blut seines Kontrahenten zu kochen begann.
Der eindrucksvolle Krieger wusste, das die Front unter diesen Umständen wahrhaftig nur schwer zu halten war, ließ auch der Kampfgeist seiner eigenen Mannen spürbar nach, nachdem Gerüchte die Runde machten, das wichtige Würdenträger und Offiziere wie sein Leibmagier oder Leon und Murasame verschwunden schienen.

Und abermals sauste eine kleine Schar Reiter auf ihren schnellen Ponys heran und angeschlagen, doch mühelos wich Soheil ihren kurzen Wurfspeeren aus, indem er sich auf den Boden warf und eine Flammenwand erschuf, vor der die Pferde der Reiter laut wiehernd zurückschreckten.
Und während das prasselnde Feuer um ihn herum angenehm seine Haut wärmte und ihm kurzzeitig Kraft und Zuversicht schenkte, blieb sein Blick Augenblicke nur an einer Pfütze aus Blut hängen, die sich in einer von Spliffys angeführten Mörserbrigade in den Boden gegraben hatte und durch das Blut beider Seiten bis zum Rand gefüllt war.
Erst vermochte er nur ein silbriges Leuchten zu sehen - doch plötzlich wurde dem Krieger klar, das es nicht der rauch- und rußverhangene Himmel sein konnte, der sich darin spiegelte und gebannt und mit starren Augen blickte er in ein madenzerfressenes, löchriges Antlitz, dessen Körper in einer blutbeschmierten und verschlammten Robe steckte. Grünspan und Schimmel tobten fast sichtbar auf einer stattlichen Anzahl Orden auf der Schärpe der Kreatur und Soheil konnte mühelos einige Abzeichen des Feindes ausmachen.
Mit schwarzen Lippen und Zähnen so abgestumpft wie brauner Kandiszucker schien die Kreatur den Mund zu bewegen, doch konnte er ihn nicht verstehen, da kein Laut an ihn drang.
Soheil jedoch vermeinte fast, die Kreatur aus der Pfütze erkannt zu haben und richtete sich schnell auf, als er urplötzlich spürte, wie Etwas seine Brust traf und ihn für Bruchteile von Augenblicken lähmte. Ein kurzer Schmerz ließ ihn aufstöhnen und ärgerlich riss er den wassergetauften Pfeil aus seiner Brust, dem kochenden Rinnsal glühender Magma aus dieser Wunde unbeteiligt nachblickend.
Der Pfeil blieb in seiner Hand viel länger erhalten und als er ihn wütend zu Boden schleuderte, hatte der Schaft nur einige Schmauchspuren davongetragen.
Soheil jedoch hatte nun Wichtigeres im Sinne als die Schlacht - er musste Gewissheit haben, er musste ein Medium aufsuchen, in dem sein Feind - sein Gegenelement und damit das Element der Maker - mehr Gewicht und Kraft hatte.
Mit schnellen Schritten der Entschlossenheit und einer grimmigen Wut rannte Soheil auf einen Bergsee zu, von dem er wusste, das er in der Nähe liegen sollte...