Zitat
Es war Freitag, der 14. Oktober 2005, ein regnerischer Tag, aber doch kein Tag wie jeder andere.
Lange habe ich auf diesen einen Tag gewartet, denn heute würde es endlich passieren, heute würde ich Pursy endlich töten!
Viel zu lange hat er mich schikaniert, schon in der Grundschule war ich wegen ihm immer der Sündenbock, bei allem was so an Regelverstößen vorgefallen ist, kam eine verlogene Bemerkung aus seinem Schandmaul geschossen und schon war ich der Übeltäter, mal ganz zu schweigen davon, dass er und seine "Möchtegern-Jackass-Clique" mir schon so manch üblen Streich gespielt haben, über den ich nun wirklich nicht lachen kann, wie zum Beispiel, als ich den Schock meines Lebens hatte, weil sie mir eine Schaufensterpuppe, von einer Fußgängerbrücke, auf die Motorhaube meines Wagens geworfen haben. Das alles konnte ich ja noch verkraften, aber dass, wie sich jetzt heraus stellte, er und meine Frau eine geheime Affäre hatten und er trotz alledem noch so tat, als wäre er mein bester Kumpel, brachte dass Fass endgültig zum Überlaufen.
Schnell aber schmerzhaft würde es gehen, hatte mir der Schwarzmarkthändler am Tag davor versichert, als er mir die unscheinbare Kapsel, deren inhalt er mir als Kaliumcyanid, oder kurz Zyankali, erläutert hatte, in die Hand drückte.
Eigentlich sollte es ja schön langsam gehen, aber ich hatte wohl keine andere Wahl, also atmete ich kurz tief durch und kaufte sie.
Ich wusste, dass ich ihn heute im Supermarkt in der Innenstadt sehen würde, denn dort erledigt er jeden Freitag seine Einkäufe, und ich wusste, dass er auch dieses Mal wieder Kondome kauft, dieser Mistkerl! Aber er würde schon noch büßen, für das, was er mir angetan hat hat. Ich zog also meine alte mit Grasflecken übersähte Jogginghose aus und machte mich fertig, um zum ca. 8km entfernten Supermarkt in die Innenstadt zu laufen, da mein Auto noch in der Werkstatt war und ich auf dem Land wohne. Aber ich war lange Laufstrecken ja von meiner Kindheit gewohnt.
Gerade als ich auf dem weg zum Supermarkt alles nochmal genau im Kopf durchgehen wollte, hörte ich hinter mir ein lautes Hupen, ich drehte mich um, und es war Pursy, der mit seinem Auto auch schon auf dem Weg dorthin war.
Er hielt an und fragte mich, ob er mich mitnehmen sollte. Ich, in Gedanken schnell am umplanen, sagte schließlich ja und stieg mit ins Auto ein.
Während der Fahrt unterhielten wir uns über das vergangene Bundesligawochende, während er immer mal wieder einen Schluck aus seiner Koladose nahm und sie darauf hin wieder in den Getränkehalter der Mittelkonsole stellte. Ich wollte ihm eigentlich, da er fast immer, am Eingangsbereich des Supermarkts, einen Salat vom Dönerverkäufer isst, zu einem günstigen Zeitpunkt das flüssige Abführmitel, das ich mitgenommen hatte, unbemerkt ins Essen mischen, damit ich während oder kurz nach seinem Einkauf etwas zeit hätte, eines seiner eingekauften Lebensmittel mit dem Zyankali zu präparieren, während er auf der Kundentoilette schonmal einen kleinen Vorgeschmack meiner Rache zu spüren bekommt. Aber diese Gelegenheit war einfach zu günstig. Langsam und unauffällig rückte ich das kleine Weichplastikfläschchen in Position. Mit einem Fingerzeig aus dem Fahrerfenster und einem "Hey, guck mal da links, das wurde ja mal Zeit, dass sie den alten Kasten endlich abreißen!" lenkte ich ihn kurz ab und spritzte die verhängnissvolle Flüssigkeit, mit einem kurzen Kräftigen Druck auf die Flasche in die Dose, die zu meinem Glück noch etwa halb voll war. Kurz bevor wir am Supermarkt angekommen waren, leerte er die Koladose mit einem Großen Schluck, wobei ich mich zusammen reißen musste, um mir ein hämisches Grinsen zu verneifen.
Wir waren da.
Wir gingen beide in das Geschäft, und Pursy bestellte, wie gewohnt, seinen Lieblingssalat mit viel Tzatziki, sehr schön
dachte ich, auf der Packung vom sowieso als super wirkungsschnell angepriesenen Abführmittel, stand nämlich, das die Wirkung durch die Einnahme von Knoblauch noch beschleunigt werden soll. Ich wartete also, bis er aufgegessen hatte und dann gingen wir in den Einkaufsbereich. Ich beobachtete ihn ungeduldig, als sich nach 10 minuten noch immer keine Wirkung feststellen ließ. Hatte ich etwa falsch kalkuliert? Nein, das konnte nicht sein! Ich wartete, weitere 10 Minuten waren verstrichen, als wir an der Kasse ankamen. Ich wurde langsam nervös, aber konnte ihn nach dem Bezahlen, glücklicherweise, noch dazu überreden, mit mir einen Döner zu essen, den ich natürlich bezahlte, soviel war es mir Wert.
Als er etwa die Hälfte seines Döners verspeist hatte, zeigten sich endlich die ersten Reaktionen, eine Minute später fragte
er mich, ob ich mal kurz sein Essen halten könnte, da er mal dringend, auf´s Klo müsste. Klar, sagte ich, innerlich einen
Freudentanz aufführend, daraufhin verschwand er auch schon überaus eilig auf die Kundentoilette. Jetzt war endlich der
Augenblick gekommen. Ich folgte ihm bis in den Korridor, der zu den WC´s führte, wartete bis niemand mich sehen konnte und drückte, die in meiner rechten Hosentasche aufbewahrte, leicht bläulich schimmernde Kapsel, tief ins Dönerfleisch, lief
danach unauffällig wieder zur Dönertheke zurück und bat den Verkäufer, Pursy´s döner dazubehalten, solange er noch auf dem Klo ist, weil ich dringend weg müsste, da ich noch was wichtiges zu erledigen hätte.
Ich ging mit etwas schnellerem Schritt aus dem Supermarkt und suchte mir rasch einen verdeckten Platz am hinteren Ende des Parkplatzes, von wo aus ich ihn gut beobachten konnte. Ungefähr 5 Minuten später sah ich dann Pursy aus dem Eingang kommen, aber er kam noch nicht einmal zwei Meter voran, da war es endlich soweit, Pursy ließ seine Einfaufstüte und den Döner fallen, packte sich an den Hals, würgte einmal sehr laut und sank schließlich auf die Knie um dann nach hintenüber ganz auf den Boden zu fallen.
Es war geschehen...
In Unglaublicher Geschwindigkeit bildete sich eine Große Menschenmenge um Pursy´s leblosen Körper, der, auf den Rücken gefallen, mit verkrampftem Gesicht und weit aufgerissenen Augen, in Richtung des sich schon stark verdunkelnden Gewitterhimmels starrte.
Das war es nun, ich hatte es tatsächlich vollbracht, noch etwas zitterig auf den Beinen, trat ich den Heimweg an, bevor die Rettungsärzte ankommen würden und dachte mir dabei noch: "So du miese Betrügerin, ich weiß zwar noch nicht wie, aber nächste Woche bist DU dran!"
ENDE
...