Nun, an sich bin ich zwar der Auffassung Glück und Pech sind nur eine erfundene Entschuldigung dafür, dass etwas gut oder schlecht läuft, und dass im Endeffekt alles glückliche oder unglückliche Zufälle sind, aber es gab schon Momente, in denen ich meinen Glauben an den puren Zufall fast schon verloren habe.
Eines Morgens bin ich ein wenig zu spät aufgestanden, habe den ersten Bus verpasst, und kam mit einer Viertelstunde verspätung zur Schule. Da dies nicht das erste mal war, und ich schon den ein oder anderen nicht gerade schmeichelhaften Kommentar von manchen Lehrern erntete, wollte ich mir vornehmen, mich morgens ein wenig mehr zu beeilen. Am nächsten Tag bin ich wieder etwas spät aufgestanden, allerdings unfreiwillig, da mich der Böse Geist des Sekundenschlafs heimsuchte, und daraus einen Halbstundenschlaf machte, ich wollte einfach nur noch fünf Minuten liegen bleiben, ehe ich aufstehe, und stand eine halbe Stunde später wieder auf, mit einem entsetzen Blick auf die Uhr. Ich beeilte mich, den zweiten Bus noch zu kriegen, habe dabei ungeschickter Weise eine Tasse zerbrochen, als ich mir in aller schnelle wenigstens noch einen Tee genehmigen wollte. An der Bushaltestelle musste ich nach wenigen Minuten feststellen, dass der Bus anscheinend ein paar Minuten zu früh gekommen war, zumindest laut offiziellen Fahrplans. Geduldig stand ich eine Weile da, bis eben jener Bus kommt, den ich schon am Tag zuvor nehmen musste. Der erste Bus bringt ich pünkltich ans Ziel, der zweite mit ca. zwei oder drei Minuten Verspätung, der dritte, wie schon erwähnt mit einer Viertelstunde. Allerdings hab ich nach einem weiteren Blick auf die Uhr feststellen müssen, dass sich der Kollege des Fahrers, der zu früh kam, einen kleinen Bonus erlaubte, und etwa fünf Minuten zu spät kam. Im Bus musste ich erstmal feststellen, dass es ein Modell aus den frühen neunzigern war, und die Sitzplätze kaum über zwanzig waren. Da die besten schon belegt waren, musste ich mich mit einem unbequemen anfreunden, und nach dem ich verzweifelt versucht hatte, es mir irgendwie bequem zu machen, für die fast zwanzig minütige Fahrt auf einer Kurvenreichen Strecke, hab ich mich dann entschlossen doch zu stehen, da ich mir das Knie sonst eingequetscht hätte. Während der Fahrt stellte ich fest, dass der Fahrer noch nicht allzuviel Erfahrung haben konnte, da er etwa immer zehn km/h unter dem Zonenlimit gefahren ist. Weiter bestätigte sich meine Vermutung, als jemand weiteres hinzugestiegen ist, und es fast zehn Minuten gedauert hat, biss der Fahrer eine Fahrkarte ausdrucken konnte. Als ob die Verspätung noch nicht groß genug wäre, musste der Fahrer natürlich noch eine Umleitung fahren, und hatte bei jeder roten Ampel ein wenig warten müssen. Als ich nun endlich nach vielen Verzögerungen an meinem Zielort angekommen bin, hatte es angefangen zu regnen. Da ich aber noch ca. achthundert Meter durch ein zwar asphaltiertes aber aufgrund vieler Hügel sehr anstrengendes Tal laufen musste, kam mir das nicht so ganz entgegen. So kam auch nicht wirklich freude auf, dass es nich nur bei einem leichten Nieselregen blieb, sondern kräftig schüttete. Ich habe mich darum bemüht, so schnell wie Möglich die Schule zu erreichen, doch wirklich Erfolg hatte ich keinen. Am Ende waren es mehr als eine halbe Stunde Verspätung. Obendrein ist ein Kugelschreiber ausgelaufen, und da der Rucksack mit dem gesamten Inhalt durchnässt war, tropfte Tinte aus der Tasche, und da ich aus Gewohnheit die Tasche immer zuerst auf den Tisch lege, während ich mich setzte, gab es eine große Schmiererei. Zu allem Unglück kam, dass ich noch ein Objekt für Kunst dabei hatte, welches darüber entscheiden sollte, ob ich in Kunst nun eine 4 oder eine 5 kriegen sollte, was gleichzusetzen war mit der Entscheidung ob ich versetzt werde oder nicht. Nunja, jenes Objekt ist buchstäblich ins Wasser gefallen, und nur durch Überredungskunst und viel guten Willen hatte es im Endeffekt in Kunst noch zu einer 4 gereicht. Was die Verspätung anging, bekam ich noch eine schriftliche Verwarnung ins Haus, und wegen des Regens am nächsten Tag eine starke Erkältung.
Das war in etwa der schlimmste Morgen den ich je erlebt habe, und in solchen Momenten fragt man sich tatsächlich, wieviel Pech man eigentlich haben kann.
Aber abgesehen davon hab ich eigentlich nicht immer so viel Pech. Es iss relativ ausgewogen. Im Spiel kann man dem Glück durch können nachhelfen, deswegen bin ich eigentlich etwas optimistischer bei Kartenspielen, solangs nich Poker iss. Und in Dingen wie Schule bin ich doch zum Teil wirklich nur durch Glück weitergekommen. Das in Kunst war nur ein Beispiel von vielen.
Was Glück in der Liebe angeht, hab ich eigentlich gar keins, was aber nicht gleichzusetzen mit Pech ist, und ich bin auch eigentlich gar nich auf der Suche, weswegen ich in der Beziehung kein Urteil treffen sollte.