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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    sorry vorweg für das, was jetzt kommt
    ich wollte es einfach schreiben, wahrscheinlich schon dumm genug, dass es mich überhaupt kümmert - naja, aber seit dem Studium spielt man Spiele als Medium mit offeneren Augen und Ohren, also hier etwas zu Xenosaga 1 und Xenosaga 2 - Musikverarbeitungstechniken im Vergleich.
    Das ganze ist mehr eine subjektive Gedankenansammlung als ne wissenschaftliche Abhandlung.
    Aber ich glaub man merkt das auch ziemlich schnell, hrhr

    Quo vadis Xenosaga?

    Cineastisch inszenierte Rollenspiele wie Xenosaga Episode 1 zeigen auf, wie die Medien Computer/Videospiel und Film verschmelzen können. Kamerafahrten, Einstellungsgrößen, Schnitte bis Montagetechniken - alles lehnt sich an der Filmgeschichte an. Film-ästhetische und Film-technische Stilmittel werden genutzt und machen Xenosaga Episode 1 vielleicht zu einem der Rollenspiele, welches medienwissenschaftlich am interessantesten zu beleuchten wäre.

    Wie auch im Film die Musik oft unterschätzt wird, wohl leider auch bei Rollenspielen. Die Fortsetzung zu Xenosaga Episode 1, Xenosaga Episode 2, ist für mich persönlich musikästhetisch der Cineast-RPG Rückschritt schlechthin. Die dermaßen ungeschickt verarbeitete, schlecht komponierte Musik für das Spiel zeigt wohl auf, wo die Rückreise hingehen wird?
    Ich weiß es nicht, ich möchte es aber ein wenig beleuchten, von meinem Standpunkt aus:

    Xenosaga stellt als Spielreihe an sich selbst den Anspruch weniger Spiel und mehr Film zu sein (wer was anderes sagt, darf gerne mit mir diskutieren, hehe) - wenn man also unter diesem Gesichtspunkt herangeht, zeigt uns meiner Meinung nach Episode 1 so unglaublich gut, wie man die Musik in dieser Art Film-Spiel verarbeiten sollte: Mitsuda hat auch dort nicht nur gute Sachen gemacht, keine Frage, aber der Soundtrack zu Xenosaga 1 ist für das, was man für ein solches Spiel an Musik braucht, genau der richtige Weg, den man gehen sollte - und zwar eine Mischung aus Erinnerungsmotiven (ich möchte nicht soweit gehen und von Leitmotiven sprechen) und Mood Music plus Underscoring. Betrachten wir allein das Opening von Xenosaga 1, sollte klar sein, wo das cineastische Rollenspiel musik-technisch weiter hingehen hätte sollen: die Musik untermalt das Bild (ich denke, dass das jeder nachvollziehen kann - schaut es euch einfach mal bewusst an, und zwar über "Prologue" hinaus bis eben zu "Opening"). Und wenn das ganze dann so perfekt mit einem Erinnerungsmotiv verwebt wird (das schönste Beispiel ist hier wohl "Emotion" (also quasi Shion's Thema) in all seinen atmosphärischen Variationen - Closed Minded Girl, Rising Emotion, Past Memory – und auch die hübsche Vokalvariation Kokoro - einfach gut ins Bild verarbeitet), dann sollte man davor den Hut ziehen, denn was wollen wir und was kann uns Xenosaga Episode 1 liefern? Traditionell ist die Erinnerungsmotiv Technik in Rollenspielen seit je her vorhanden (meistens werden die Themen ja sogar nach Charakteren benannt) - natürlich ist das so veraltet wie King Kong, also macht Mitsuda das einzig richtige: er sprengt die Erinnerungsmotive auf zu Gunsten von Underscoring und Mood Music (die Grundstimmung in den Bildern wird musikalisch untermalt, und zwar sehr treffend und schön), vergisst aber nicht uns kleine, bekannte Motive immer wieder zu geben - Melodien, an denen wir festhalten - das ist es doch, wohin der moderne Soundtrack gehen sollte.
    Und geht man nun weiter: Mitsuda nimmt sogar Bezug zu Xenogears. Jedem sollte das allein schon im Klang der Musik auffallen (die Instrumentierung ist nun wirklich offensichtlich ähnlich; als Beispiel bitte noch deutlicher die weibliche Gesangsstimme nehmen; Joanne Hogg). Das ist meiner Meinung nach gut, zwar ein Detail, aber hätte dem Rollenspieler doch noch etwas zusätzlich liefern können - selbst der filmische Charakter einer Reihe wird so nicht gebrochen, sollte man Xenogears dazu zählen. Klar gehört es nicht wirklich dazu (es ist ja auch keinerlei 100prozentig übereinstimmenden Tonreihenfolge in den Soundtracks zu finden), und trotzdem ist das, was uns mit Xenogears verbindet, irgendwie dann doch in Episode 1 - und das ist neben so einigen filmischen/spieltechnischen Zitaten dann auch die Musik, die uns das Gefühl gibt, dass etwas uns Bekanntes mit jedem Ton mitschwingt - die Idee hinter der Erinnerung, eine Verbindung über das Visuelle hinaus.

    All dies meine ich: es ist genau diese gelungene, musikalische Verarbeitungsmischung, die ein filmisches Rollenspiel wie Xenosaga braucht.
    Die Geschichte wird auch über den Soundtrack erzählt.

    Dies schafft Xenosaga 2 alles nicht.
    Es ist erstaunlich und meine Informationen reichen nicht aus um sagen zu können, warum man einen derart schlecht verarbeiteten Möbelhaus-Soundtrack ohne Liebe gewählt hat. Alles, was irgendwo von Bedeutung war, wurde über Bord geschmissen - keinerlei Motive von Episode 1 wurden übernommen und das bei einer Spielreihe, ich wiederhole, die an sich den Anspruch stellt ebenfalls Film zu sein. Warum wurden also Motive von Albedo, Shion etc. nicht mitgenommen, neu verarbeitet bis variiert oder wenigstens in Teilmotiven übernommen und dafür genutzt ihren Wandel in Alter, Persönlichkeit etc. auch musikalisch (d.h. nicht nur im Bild sichtbar) zu untermalen? Musik kann so wichtig sein, ja.
    Und selbst wenn man dies nicht macht und damit natürlich die gesamte Idee hinter der Reihe Xenosaga und einem Erinnerungsmotiv zerstört (und ich glaube fast, dass es in Episode 2 ein Motiv für Rubedo gibt, aber hoffe inständig, dass ich mich täusche, denn was so unpassendes hab ich dann noch nie vorher hören dürfen - und wem fällt nicht auf, dass der "Song of Nephilim" sich komplett anders anhört?), warum wurde nicht mal Mood Music verwendet? Wir sehen ein Bild und die Musik kontrastiert so stark, dass es in den Ohren weh tut und die in den Szenen gezeigte Stimmung nicht mal klanglich unterstützt wird (fast ironisiert bei ernsten Themen), oder ist so nebensächlich dahertriefend, dass man sie nich mal bemerkt - Atmosphäre wird musikalisch zerstört, ein ums andere Mal. Lieblose Synthie Klänge sind vorherrschend – eine nette Idee um musikalisch das Moby Dick Inn oder das Haus der Uzuki’s abzugrenzen, aber braucht man diese auch bei emotionalen Szenen wie der wunderschöne, zu lobenden Detailaufnahme auf Jr.'s Auge?
    Quo vadis also, Xenosaga?
    Der Bruch ist musikalisch da; man sollte hoffen ein guter Komponist weiß dies zu retten in Episode 3 und verbindet uns hier wieder die Geschichte auch im Ton - meine Hoffnung ist dahingehend leider sehr gering, dafür hat der Soundtrack zu Xenosaga 2 zuviel zerstört.
    ich denke wir sehen eins: Mit Xenosaga 2 wurde musikalisch all dem ein bitteres Ende gesetzt, was Episode 1 so wunderbar aufgebaut hat - so gut, wie es einem cineastischen Rollenspiel, das in einer Reihe erscheinen soll, eben möglich war.

    ("Meine Meinung" zählt für den ganzen Text, ist keine Allgemeingültigkeit oder so)
    --> Ende und ich hoffe von meiner Sicht aus n bissel verständlich.
    und wenn nich, kann man mich wenigstens korrigieren, wogegen ich ganz sicher auch nix hab
    Geändert von Muhrray (03.12.2005 um 16:56 Uhr)

    O bailan todos o no baila Nadie

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