Aszgardt ging schon seid einer Stunde durch ein steinernes Tal. Die Wände waren aus brauen rauem Stein und man konnte sehen, dass vor langer Zeit hier ein Weg angelegt wurde. Es wuchst dort nichts nicht mal das wiederstandsfähigste Gewächs, was Aszgardt erwartet hätte, wuchs hier. Die Sonne brannte heiß vom Himmel herunter und hätte Aszgardt nicht das silbrige Fell und seinen langen Malte, würde seine Haut sicherlich verbrennen. Der Boden war sehr staubig und trocken und der Händler fing langsam an sich wie zuhause zu fühlen. Denn sein Heimatland sah unter anderem nicht sehr viel anders aus und die Hauptstadt der Lavanchallin war unter anderen in einem genau solches Tal.

Presea watschelte die ganze Zeit neben dem Händler her oder hing um sich auszuruhen, über seine Schultern. Es verging einige Zeit in dieser Einöde, bis sie in der Entfernung Wasser rauschen hören konnten. Der kleine Drache sprang dann sofort von Aszgardts Schultern und rannte ein paar Meter weiter den Weg entlang. Kurz darauf rief Presea dem Händler zu.
„Presea sagen, hier gibt es ~viel~ Wasser! Presea sein durstig! Presea sagen, es ist sehr heiß hier, nicht war? Und Presea haben ~lange~ nichts getrunken.“
Der Händler stieß ein wenig Luft aus und legte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Danach folgte er dem kleinen Drachen hinüber zu der kleinen Quelle. Die Quelle versperrte den Weg aber ein altes modriges und brüchiges Brett war darüber gelegt. Das Brett sah schon aus, als wäre es mehrere Jahre hier gelegen und es sah auch nicht so aus, als könnte man es ohne einzubrechen oder auszurutschen darüber gelangen. Presea aber schien das alte Brett nicht interessieren, sondern tollte in dem seichten Wasserbecken herum. Der Händler wiederum machte sich aber Sorgen um sie und fing langsam ein paar Flaschen mit dem klaren Quellwasser zu füllen. Damit sie auf der langen Reise, die ihnen bevorstand nicht dursten mussten.

Nach der kurzen Verschnaufpause ging es auch schon wieder weiter. Aszgardt versuchte erst gar nicht über das morsche Brett zu balancieren sondern bevorzugte gleich den Weg durch das seichte Wasser. Als die Überquerung gemeistert war, ging es auch gleich weiter dem Tal entlang und das Rauchen des Wassers wurde zugleich immer lauter. Als das Wasser am lautersten wurde schlängelte sich eine tiefe Schlucht durch das Gestein und trennte die eine Seite von der anderen. Es sah fast so aus als hätte eine unglaubliche Kraft die Erde auseinander gezogen und diese Schlucht gebildet. Der Fluss donnerte diese Schlucht hinunter und umzog die nähere Umgebung mit einem schleierhaften Nebel. Etwas abseits an einer triefen Stelle war eine Brücke angelegt worden aber auch diese Brücke hatte schon ihre besten Tage längst hinter sich. Der Händler ging näher na diese alte Holzkonstruktion hin und beäugte die alten Bretter skeptisch.
„Presea nicht wollen, dass Asga über die Brücke geht. Presea haben Angst, du sehen?“
winselte der kleine Drache ängstlich und klammert sich fester an Aszgardt.
„Wir müssen aber hier drüber oder siehst du vielleicht einen anderen Weg?“
murmelte der Händler vor sich hin und testete das erste Brett der Brücke ob sie seinem Gewicht gewachsen war und der kleine Drache klammerte sich noch fester an Aszgardt als zuvor.

„Mach am besten die Augen zu und denk an was… fröhliches.“
sagte der Händler mit einigermaßen ruhiger Stimme und ging einen weitern Stritt. Das Holz ächzte und knarrte unter seinem Gewicht. Presea wiederum klammerte sich immer fester an den Mantel und fiepte leise. Immer weitere tastete sich Aszgardt nach vorne und immer wackliger wurde die Brücke. Plötzlich passierte es. Ein Holzbalken gab nach. Presea fing laut an zu Kreischen, so dass Aszgardt meinte, ihm fallen gleich die Ohren ab und der Lavanchallin flog in die Tiefe. Er hatte es aber in der letzten Sekunde noch geschafft nach einem zweiten Holzbalken zu greifen, um nicht in die Tiefe zu fallen. Mit aller Kraft zog sich der Händler wieder hoch und kurz darauf stotterte Presea los
„Presea sagen, wir gehen zurück! Presea sagen, Brücke seien zu gefährlich!“
Aszgardt keuchte aus letzter Kraft nur noch.
„Wir haben jetzt schon über die Hälfte hinter uns. Wir müssen weitergehen!“
Presea aber stotterte weiter.
„Presea weis, dass diese Seite sicher ist!“

Aszgardt schüttelte den Kopf und murmelte leise vor sich hin.
„Tut mit Leid. Wir habe keine Zeit für sowas. Wir müssen rüber!“
Somit packte der Händler den kleinen Drachen und rannte mit aller Kraft los. Dem kleinen Drachen gefiel diese Aktion überhaupt nicht und fing laut an zu kreischen um nur kurz später in die Hand des Händlers zu beißen. Aszgardt lies aber nicht los und biss die Zähne zusammen und mit letzter Kraft sprang er ab und segelte das letzte Stück über die Brücke. Nun lies er aus Presea wieder los und hielt sich die zerbissene Hand aber der kleine Drache zeige darüber überhaupt keine Reue sonder fing gleich an zu zetern.
„Presea ist stink sauer! Asga können nicht einfach das tun, was Asga denken!“
Der Händler seufzte und langsam kam ihm immer mehr der Gedanke, dass es besser gewesen wäre, wenn sie in Goronia geblieben wäre. Nach dem alles geklärt war, ging die Reise weiter. Der einzige unterschied ab jetzt war eigentlich nur, dass Presea eher schmollte. Der Händler wusste aber, dass sie bald die Wüste erreichen würden. Die Luft wurde immer trockener und die Sonne immer heißer. Jetzt konnte man auch in der Entfernung sonderbare Steinstrukturen erkennen. Es sah fast schon so wie ein Termitenhügel aus und war sicher nicht von der Natur so geschaffen worden. Vorsichtig ging er die Straße entlang, die zugleich auch näher zu dieser Steinkonstruktion führte. Jetzt konnte er allmählich auch mehrere Quader erkennen, die aufeinander geschichtet waren und es machte fast den Eindruck als wären es Häuser und tatsächlich, kurz darauf konnte er erkennen, dass eine Frau hoch oben auf einem art Aussichtsturm stand.

Aszgardt, war sich aber sicher, dass diese Frau auch ihn gesehen haben muss, denn sie blickte genau in seine Richtung und man kannte erkennen, wie sie sich hinunterbeugte und etwas hinunterrief. Doch der Händler war sich überhaupt nicht sicher ob er sich jetzt über einen freundlichen Empfang freuen kann oder ob sie ihm das Fell über die Ohren ziehen wollen. Es wäre sicherlich besser gewesen, wenn sie ihn nicht erwischen. Denn er durfte so oder so keine all zu große Zeit verlieren und diese Frau erinnerte ihn doch sehr stark an die Frauen in der Piratenfestung. Hastig schaute sich der Lavanchallin nach allen Seiten um und hoffe auf die schnelle ein gutes Versteck zu finden aber in dieser eintönigen Landschaft gab es nicht eine Stelle, wo man sich hätte vernünftig verstehen können. Doch von einer Sekunde auf die andere erledigte sich das Problem sowieso, denn sie Kriegerinnen haben ihm bereits gefunden und umringten ihn. Die erste Kriegerin ging ein paar Schritte weiter auf ihn zu.
„Da ist uns tatsächlich ein Anhänger von Villon ins Netz gegangen.“
sagte sie zuversichtlich und zufrieden aber diese Zufriedenheit währte nicht für lange und hörte genau an dieser Stelle auf, an dem Aszgardt den Mund aufmachte um sich zu rechtfertigen.
„Schweig! Monster wie du haben nicht das Recht hier einzudringen!“
knurrte sie das fremdartige Wesen an.
„Presea sagen, Asga ist nicht böse! Asga kämpfen gegen Villon, jawohl! Asga besitzen Splitter und seien Auserwählte für ~große~ Aufgabe.“
zischelte der kleine Drache selbstsicher hervor und Blickte in das Gesicht der einen Frau, die ihren Speer gefährlich nahe vor dem Händler kreisen lies.

„Er und der Auserwählte? Bist du dir da sicher? Ich möchte ein Beweis von ihm sehen. Komm, zeig uns den Splitter!!“
knurrte sie erneut den Händler an und er fing sich langsam an zu fragen, warum sie den kleinen Drachen reden ließen und ihn nicht. Er war fest von der Annahme, dass er es hier mit sehr männerfeindlichen Kriegerinnen zu tun hatte. Doch er musste zuerst seine Unschuld beweisen und holte langsam sein Amulett zum Vorschein, in dem der Splitter eingefasst war. Die Kriegerin angelte sich den Anhänger mit ihrem Speer und begutachtete den kleinen Splitter genau. Nach einer weile senkte sie den Speer und gab das Handzeichen, dass auch die anderen ihren Sperr senken sollten. Dann schaute sie dem Lavanchallin ins Gesicht und gab ihm den Splitter wieder.
„Es tut uns Leid, dass wir dich bedroht haben aber wir sind sehr Vorsichtig bei denen, die wir nicht kennen.“
sagte die Kriegerin mit sicherer Stimme.
„Kann ich verstehen aber warum habt ihr mich nicht Rechtfertigen lassen und den kleine Drachen reden lassen?“
fragte der Händler neugierig und zog sich wieder einen etwas grimmigeren Blick zu. Die Guredo zeterte
„Die Stimme eines Mannes kann immer Falsch klingen und gerade ihnen glauben wir kein Wort. Wir sind schon oft von ihnen ausgenützt worden und besonders von unserem König! Doch…“
jetzt hielt sie inne und ihre Miene verzog sich zu einem leichten Lächeln.
„Doch die stimme eines kleinen Kindes ist immer ehrlich und aufrichtig. Du hattest Glück sie dabei zu haben.“
Ab jetzt passierte nicht mehr all zu viel. Außer dass sich die Kriegerinnen zurückzogen und ihm mitteilten, dass er sich beeilen soll, denn seine Gefährten waren schon vor längerer Zeit hier eingetroffen.

Nach einer weile standen die Beiden am Rande der Wüste. Ein heißer und unerbittlicher Sandsturm peitschte umher und vernebelte die Sicht. Nicht einmal die Hand vor Augen konnte man dort deutlich erkennen und Aszgardt hatte schon lange nicht mehr einen solch mächtigen Sandsturm gesehen. Es war fast so als würde jemand eine Mauer aus Sand aufbauen um Angreifer davor abzuschrecken, sich weiter in dieses Territorium vorzuwagen. Doch dieser jemand hatte bestimmt nicht mit einem Lavanchallin gerechnet, der in einer solchen Gegend aufgewachsen ist. Der Händler kramte in seinem Rucksack und holte eine merkwürdig aussehende Haube hervor an dem zwei Gläser angebracht waren. Kurzer Hand legte er seine Ohren an und setzte sich dieses schützende Leder auf und zog sich die Gläser über die Augen.
„Presea fragen, was das für ein lustiger Hut ist.“
zeuselte der kleine Drache und Aszgardt fing gleich an auf ihre Frage zu antworten.
„Das ist eine Schutzglashaube. Extra für solche Sandstürme und für Aktionen gedacht bei denen man gut sehen muss aber die Augen ohne Schutz schaden davon tragen können. Außerdem schützen sie auch davor, dass kein Sand in die Ohren weht, was sehr nervig sein kann.“
Der Händler machte eine kurze Pause und fuhr dann fort.
„Naja blöderweise höre ich jetzt nicht mehr so gut. Musst lauter sprechen, damit ich dich jetzt verstehen kann.“

„Presea fragen, ob sie den lustigen Hut nachher tragen darf. Presea haben schließlich Asga das leben gerettet! Du sehen?“
fragte Presea fröhlich und schaute sich die Haube von allen Seiten genauer an. Aszgardt musste wiederum leise lachen, wenn er sich vorstellt einen Drachen mit so einer Kopfbedeckung zu sehen.
„Sicher, Ich müsste noch eine haben, warte mal.“
Der Händler steckte wieder seinen Arm in seinen Rucksack und kurz später holte er eine weitere solche Schutzglashaube heraus. Dann beugte er sich hinunter zu Presea und setzt ihr die Haube auf. Aszgardt musste leise lachen bei dem Anblick aber jetzt sah der kleine Drache noch niedlicher aus als zuvor. Doch sie hatten nicht die Zeit, sich weiterhin damit zu beschäftigen. Denn ihre Gefährten warteten auf ihn und ermusste sich beeilen.