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Krieger
Kiro, der bis eben noch vor sich hin dösend auf einem Stuhl gekippelt hatte, war vor Schreck umgekippt und sah nun vom Boden aus den Deku an.
„Tupan, hey!“, rief er und rappelte sich wieder hoch. Er klopfte sich Sand und Staub von der Kleidung und richtete sich wieder auf.
Tupan hörte, wie Leo hinter ihm prustete und trat ihm vorsichtig gegen das Schienbein. Leo gluckste noch einmal, dann ließ er die Hände sinken und versuchte ein halbwegs ernstes Gesicht zu machen.
„Was trägst du denn da?“, fragte Vira und ging neben dem Deku in die Hocke, während sie vorsichtig über den Blätterhut fuhr.
Tupan zupfte an seinem Mantel und rief mit lauter Stimme: „Das ist mein Sonnenschutzmantel. Ich trage ihn, damit ich die Wüste halbwegs gut durchstehe.“
„Hält das Ding was aus?“, fragte Kiro und musterte ihn von oben.
Tupan nickte. „Er wurde von meinem Volk geschaffen!“
„Gerade deswegen“, kam es von weiter vorne von Mika, der sitzen geblieben war, die Hände flach auf den Tisch gelegt hatte und nun die Wand vor ihm mit düsteren Blicken malträtierte.
Leo hatte nicht gelogen, Mika benahm sich verstimmt...
Schnell vertrieb er die Gedanken, die ihm kamen und drehte sich zur Tür.
„Wollen wir?“
Einstimmiges Nicken.
„...Und wenn es hart auf hart kommt, dann tragen wir dich wohl auch“, witzelte Alukath und versetzte Tupan spielerisch mit seinem Fuß einen leichten tritt, der den Deku ein wenig nach vorne schob.
Tupan schielte ihn unter seinem Hut an und meinte, so locker wie möglich: „Hast du denn so viele Arme?“
„Hä?“
Tupan marschierte nur hinaus, dicht gefolgt von den anderen. Mika überlegte kurz, dann stand auch er auf und folgte den anderen.
„Bei den Göttinnen!“, rief Rabe aus und starrte auf das Gewusel von Dekus, die alle unsicher vor der Grenze standen und darauf warteten, dass Tupan sie herbeirief.
Tupan schaute lächelnd zu Alukth hoch. Der Blick des Zoras, den er bei dem Anblick der ganzen Dekus aufsetzte, war unbezahlbar!
Auch Kiro entglitt jeglicher Gesichtzug und baff stammelte er: „Wie... wie hast du...? Diese ganzen... Dekus... Ich mein’...“
Tupan lachte über die- erhofften- Reaktionen seiner Freunde.
Leo stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte die ganzen Dekus zu zählen, allerdings reichten sie bis hinter die Biegung, wo dann die Brücke begann. Mitten drin standen einige Gerudos und schubsten die Dekus mit den hölzernen Enden ihrer Speere weg und fluchten, sodass einem die Schamesröte ins Gesicht stieg. Man möchte erwähnen, dass sie immer noch Frauen waren!
„Los, verzieht euch!“, keifte die Wache, die vorhin schon Mika gestaucht hatte und bahnte sich mit ihren Füßen und dem Sperr einen Weg zu den Helden, die nur da standen und das Schauspiel, was sich ihnen bot, mit einem leisen Lächeln begutachteten.
„Diese. Dekus. Müssen. Weg. Sofort!“, keifte sie, während sie dabei jedes Wort besonders betonte und baute sich vor dem nächstbesten auf, in diesem Falle Vira.
„Wieso?“, fragte die junge Frau und fügte noch hinzu, „Die sind doch ganz knuffig.“
Der Gerudo entglitt jeglicher Gesichtszug und überrumpelt stammelte sie wirres Zeug vor sich hin, darunter auch wieder einige Flüche.
„Sind wir hier neuerdings eine Deku-Pension?“, kreischte sie schließlich und fuchtelte wild mit dem Sperr, sodass alle einen Schritt zurück traten.
„Keine Sorge“, schaltete sich nun Rabe ein, „wir werden bald abreisen.“
„Das will ich aber schwer hoffen, sonst ladet ihr alle im Verlies. Alle!“, tobte die Gerudo weiter.
„Haben Sie denn überhaupt soviel Platz im Verlies?“, fragte Mika und vergrub die Hände in den Taschen seiner Hose.
Die Gerudo rastete nun völlig aus und sprach nun wilde Flüche Richtung Mika aus.
Es dauerte ungefähr zwei Minuten, bis sie sich ausgetobt hatte und rosige Flecken standen ihr auf den Wangen, während sie nach Luft rang und drauf und dran war, sich auf die Knie zu stützen. Aber da dies wirklich unter der Würde einer anständigen gerudo war und dazu noch voll uncool wirkte, ließ sie es bleiben und begnügte sich damit, an ihren Wachposten zurückzukehren und sich dort an die Wand zu lehnen.
Mika wischte die Spucke aus seinem Gesicht und zog dabei eine Schnute.
„Hätt’ ja sein können...“, meinte er, aber nur so laut, dass es die Wächterin nicht hören konnte.
Für einen Moment schien das Gekeife der Gerudo allen die Sprache verschlagen zu haben, dann fingen die Dekus auf einen Schlag an, alle zu murmeln. Es klang, als würde ein Schwarm Insekten in der Gerudo-Festung stehen.
Tupan war der erste, der sich wieder regte und sich zu den anderen umdrehte.
„Na ja, wollt ihr lieber gehen und Villon bekämpfen, oder hier stehen bleiben und euch noch mal so was anzuhören?“, fragte er und musterte die vor ihm stehenden Helden.
„Nein!“, tönte es aus vielen kehlen. Vira war damit beschäftigt, sich einen Lacher zu verkneifen, sodass sie nur ein Geräusch einer würgenden Seerobbe von sich gab.
Tupan, der vor Schreck nach hinten gefallen war, richtete sich wieder auf und drängelte sich nach vorne, zur Grenze.
„Also, dann wollen wir mal!“, rief er.
„Das wird eine lange Reise“, bemerkte Mika und ließ seinen Blick über die sandige Hölle wandern.
„Unsinn, jede Reise fängt mit einem kleinen Schritt an! Also, los geht’s!“, rief Tupan und schien wieder sein altes Feuer wiederbekommen zu haben.
„Wo wollt ihr hin?“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme und alle drehten sich nach hinten um.
Bumara stand, mit einigen anderen Gerudo-Kriegerinnen, vorm Tor und musterte die Reisenden.
„Was willst du?“, fragte Kiro genervt. In seinen Fingerspitzen kribbelte bereits die Vorfreude auf den Kampf und er musste sich wirklich am Riemen reißen, um nicht alles in kleine Stückchen zu zerhauen, so aufgeregt war er.
„Was wohl, Shiekah?“, kam es ebenso ruppig zurück. „Ich habe euch bei mir warten lassen, ich werde natürlich mitkommen. Glaubt ihr, wir werden, nachdem wir in der Schlacht für Hyrule mitgekämpft haben, jetzt hier bleiben? Pah! Nach allem, was er getan hat, werden wir nicht tatenlos rumstehen und darauf warten, dass ihr Hyrule rettet. Ihr Männer schafft doch sowieso nichts ohne uns Frauen.“
„Wie war das?“, riefen Kiro und Alukath, wie auf Kommando und waren drauf und dran sich auf die Anführerin zu stürzen. Diese jedoch ließ das völlig kalt. Bumara stand nur da und hatte ihren Blick auf Tupan gerichtet. Dieser überlegte.
„Ihr habt ein Recht darauf mitzukommen, wir können es Euch nicht verbieten. Vielleicht wäre es auch besser, da Ihr die Wüste besser kennt als wir. Außerdem... sind ein paar gute Kriegerinnen immer zu gebrauchen.“
„Was?“
Kiro und Alukath drehten sich nun Tupan zu und sahen ihn völlig verstört an.
Bumara nickte zufrieden.
„Übrigens... Die solltet ihr tragen!“
Sie nahm einen großen Sack von einer ihrer Kriegerinnen entgegen und legte ihn der Gruppe vor die Füße. Mika bückte sich und holte ein Tuch aus rauem Stoff heraus.
„Tragt sie um die Münder, damit ihr nicht am Sand erstickt“, erklärte Bumara und deutete mit einer weit ausholenden Geste zur Wüste.
„So mancher, der glaubte gut gerüstet zu sein und ohne Mundschutz loszog, kam nie wieder zurück.“
Die Helden sahen aneinander an, dann griffen sie sich jeweils ein Tuch und banden es sich um Mund und Nase.
„Wir werden euch den Weg zeigen“, rief Bumara, als sie an ihnen vorbeitrabte und zielstrebig nach vorne ging.
Tupan warf den Dekus hinter sich einen Blick zu. Sie würden die Tücher nicht brauchen, wie die anderen. Er hob den Arm und winkte ihnen zu, ein Zeichen, ihnen zu folgen.
Die Dekus, die ungeduldig hinter ihnen hin und her gehopst waren, trippelten nun, dicht aneinander gedrängt, hinter ihnen her.
Geändert von Karminda (07.01.2006 um 18:37 Uhr)
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