Die Sonne neigte sich immer mehr nach Westen hin und Severin schaute weit über die Ebene. Viele Bäume ragten in den Himmel. Noch viel größere als die, die er bis jetzt gesehen hat. In weiter Entfernung erkannte er einen Turm. Der untere Teil dieses Turms wurde jedoch von den Bäumen verdeckt. Severin ging einige Meter bergab und schaute die ganze Zeit umher, denn er war von allem was er sah begeistert. Als er unten angekommen war und der Pass nach Ikana hinter ihm lag, kreuzte ein am Wegesrand stehender Stein seinen Weg. Dieser war ungefähr halb so hoch wie Severin und ähnelte einem Grabstein. Der Ort war frei von herabgefallenen Blättern und es lagen Blumen vor dem Grab. Ein Inschrift war in den Stein gemeißelt. Severin hockte sich hin und fuhr mit den Fingern über die Zeichen.

Hier liegt Leon Garland,
Tapferer Krieger und Diener des Stadthalters von Unruhstadt
Er fiel im Kampfe gegen die Untoten
Die einst versuchten unsere Stadt zu attackieren.
Mit scheinbar göttlicher Kraft durch ihre Reihen kämpfend,
Verteidigte er tapfer seine eigenen Männer.
Sein Opfer rettete die Leben vieler Menschen!
Doch sein edles Blut musste untergehen.
Sein einziger Sohn verschwand wenige
Tage später spurlos.
Gedenket der Helden!

Severin: Das... Das ist das Grab meines Vaters! Er musste wirklich großartig gekämpft haben damit ihm ein solches Denkmal geschaffen wurde. Und nun kenne ich auch endlich meinen Nachnamen. Garland...

Ihm traten einige Tränen in die Augen die er aber sofort wieder wegwischte. Erst jetzt bemerkte er, das auf dem Grabstein ein Hut lag. Es war ein seltsamer Hut. Er war aus braunem Leder und war recht breit und rund. Wahrscheinllich sollte dies vor der Sonne schützen. Severin nahm ihn und schaute ihn sich von unten an. Da sah er eine kleine Stickerei. Sie lautete:

Dein alter Cowboyhut Leon. Ich gebe ihn dir zurück.

Severin: Der Hut hat wohl meinem Vater gehört. Sieht ganz danach aus als hätte ihn vor kurzem jemand hier hingehängt. Das heißt irgendjemand kümmert sich um dieses Grab. Vielleicht irgendein Freund meines Vaters? Hoffentlich treffe ich jemanden in Unruhstadt der meinen Vater kannte.

Severin setzte den Hut auf und er passte ihm gut. Er schaute noch ein letztes Mal auf das Grab und dann ging er weiter. Er passierte erneut einige große Bäume. Einige von ihnen waren sogar so hoch wie die Canyons von Ikana. Hier und da huschten kleine Tiere von Ast zu Ast und Vögel zwitscherten, jedoch wunderte sich Severin warum er bis jetzt noch keine Menschen gesehn hatte.
Die Antwort folgte sogleich: Ein Wolf tauchte hinter einem Baum hervor. Er sprang auf den Weg und knurrte und bellte Severin an. Severin zog sein Schwert, legte seinen Gitarrenkoffer zur Seite, fasste sich an den Hut und nahm seine Kampfposition ein. Plötzlich knurrte es auch hinter ihm. Ein zweiter Wolf hatte sich hinzu gesellt und auch dieser sah nicht wirklich freundlich aus. Die grauen Biester umkreisten Severin langsam und fletschten ihre Zähne. Severin blieb in seiner Position und versuchte aus seinen Augenwinkeln heraus jede Bewegung der Wölfe zu beobachten. Plötzlich sprang einer aufgerissenem Maul von rechts auf Severin zu. Dieser rollte sich nach vorn doch da wartete schon der nächste Wolf und Biss ihm sofort in den linken Arm. Severin schrie auf und rammte sein Schwert tief in den Hals des Wolfes, sodass es auf der anderen Seite wieder herausschoss. Die Augen des Wolfes liefen rot an und er war sofort tot. Doch von hinten sprang schon der andere Wolf auf Severin zu. Severin rollte sich nach rechts ab, konnte aber nicht mehr das Schwert aus dem Hals des toten Wolfes ziehen. Der Wolf knurrte und schnappte nach ihm während Severin unbewaffnet immer mehr nach hinten auswich bis er an einen Baum kam. Der Wolf versuchte immer noch ihn zu fassen und da schlug Severin dem Wolf genau auf seine Nase. Dieser jaulte und Severin holte nutzte die Gelegenheit um sich sein Schwert wiederzuholen. Er stemmte seinen Steifel auf den Bauch des toten Tieres und zog das blutverschmierte Schwert raus. Der Wolf schien die Situation zu verstehen und flüchtete. Severin rammte die Klinge in den Boden und lehnte sich an das Heft. Erst jetzt spürte er den Schmerz in seinem linken Arm und das Blut tropfte bereits durch die Tücher die um seinen Unterarm geschnürt waren.

Severin: Verdammt... Naja zum Glück ist die Blutung nicht so heftig. Hm... Auf diesen Wegen ist man wohl nicht wirklich sicher. Vielleicht liegt es auch nur daran das es bereits Abend ist.

Severin schob das Schwert zurück in die Scheide und nahm seinen Gitarrenkoffer in die rechte Hand. Er ging den Weg weiter entlang und nach einiger Zeit, als die Sonne gerade am Untergehen war, sah er die Tore von Unruhstadt vor sich. Severin musste lächeln und er war sehr aufgeregt. Als er an dem Tor ankam begrüßte ihn eine Wache, der erste Mensch seit 14 Jahren.

Wache: Guten Tag! Sind Sie auf der Durchreise oder beabsichtigen Sie länger in Unruhstadt zu bleiben?

Severin: Nun das weiß ich noch nicht so genau. Es könnten schon ein paar Tage werden.

Wache: Bitte nennen Sie mir ihren Namen! Es ist etwas unruhig in letzter Zeit geworden, deshalb müssen wir die Sicherheit erhöhen. Ich hoffe Sie verstehen das.

Severin: Ja natürlich. Ich heiße Severin Garland.

Hätte Severin nicht den Grabstein entdeckt, dann hätte er jetzt wohl ein Problem, aber dem war ja zum Glück nicht so. Jedoch blickte der Mann recht erstaunt als er den Namen Garland hörte. Er ging aber weiter nicht darauf ein.

Wache: In Ordnung. Ihr Name wird im Stadthaus registriert. Wenn Sie die Stadt verlassen, müssen Sie das ebenfalls melden. Entweder bei einer Torwache wie mir, oder direkt im Stadthaus. Sollten Sie beabsichtigen die Warpplatte zu benutzen, so wird der Besitzer der Warpplatte ihre Weiterreise melden. Oh ihr Arm blutet ja! Sie sollten den örtlichen Arzt aufsuchen!

Severin: Keine Sorge es ist nicht so schlimm. Ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit ein paar Wölfen.

Wache: Ja die Angriffe durch Wölfe nehmen in letzter Zeit zu, aber Sie haben sich ja recht gut geschlagen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Unruhstadt!

Severin verabschiedete sich und ging durch das Tor. Er war nun in Ost-Unruhstadt. Es war das menschenreicheste Viertel, denn hier standen viele Wohnhäuser. Severin war begeistert bei dem Anblick all der Menschen. Einige redeten nur miteinander. Andere wiederum schienen zu handeln und wieder andere machten seltsame Dinge aus denen sich Severin keinen Reim machen konnte. Einer zum Beispiel lief bunt verkleidet herum und hatte eine seltsame Kappe mit Glöckchen auf und er tanzte und schrie freudig umher und die Menschen lachten als sie ihn sahen. Ein paar Kinder rannten umher und spielten verstecken und fangen. Severin versuchte sich daran zu erinnern wie er hier herumgetollt ist, aber die Erinnerungen sind verflogen... Er drehte sich umher und fragte einen alten Mann.

Severin: Entschuldigung, aber könnten Sie mir sagen wo ein... ähm... Rasthof ist?

Mann: Neu in der Stadt hm? Also gleich dort vorn ist der "Gasthof zum Eintopf". Die Besitzerin is'n gutmütiges Mädchen aber ihr Fraß ist nich' wirklich großartig. Wenn se' nur essen wollen könn se' auch in die "Gaststätte zur hässlichen Fratze" gehn. Aber Vorsicht! Dort gibt's zwar gutes Essen und das stärkste Bier überhaupt, aber dort gehn nur harte Kerle, Diebe und Gauner rein. War ne' Idee vom Bürgermeister... Der meinte so hätt' man dat ganze Pack auf einem Haufen und man könnt' es kontrollieren, aber ich find' dat zieht solche Typen nur an!

Severin: Ich brauche nur ein Bett, also werd ich wohl in den Gasthof gehen. Danke sehr!