Der Tempel im Dämmerwald war ein geschütztes Heiligtum der Dekus. Das war Villon und Shiro klar und jedem anderen, der sich in Termina aufhielt und sich etwas mit den dort ansässigen Rassen beschäftigt hatte. Jedoch war diese Heiligkeit kein Hindernis für die schwarzen Schatten, die Villon aus dem Wasser beschwor und die eine Brücke für den vermummten Mann bildeten. „Shiro, gehe zurück zur Stadt und sorge dafür, dass wir den Uhrenturm betreten können.“ Shiro nickte nur kurz und drehte sich ohne weitere Worte oder fragen um und verschwand in den Nebelschwaden, die vom Sumpf aufstiegen. Villon hatte keinen Zweifel daran, dass Shiro diesen Auftrag mit viel Blut zu unterzeichnen wusste, doch es kümmerte ihn nicht wirklich. Mit eisblauen Augen, die in der warmen Luft Kondenswolken entstehen ließen, fixierte er den Eingang des Tempels und schritt würdevoll auf ihn zu. Er hatte es nicht eilig, jedoch glich seine Zielstrebigkeit der einer Lawine, die unaufhaltsam auf ein kleines Bergdorf zuwanderte und beschlossen hatte sich von nichts und niemanden aufhalten zulassen. Hinter Villon verschwanden die Schatten wieder im Wasser, auf das nun eine dünne Schicht aus Eis lag. Insekten und kleinere Drachenlibellen die zu nahe an Villon heranflogen, fielen durch einen plötzlichen Eisschock tot in den Sumpf, der sie auch gleich verschluckte.

Als Villon den Tempel betrat und seine kalten Finger nach den dort lebenden Wesen ausstreckte fragte er sich, ob die Bewohner dieser Welt überhaupt wussten, dass das letzte Kapitel dieser Geschichte in Eis und Kälte geschrieben ist und dass kein Licht, kein Feuer, es je zu schmelzen vermag.

Die Wesen in dem alten Gemäuer wussten es, denn sie versteckten sich furchtsam vor dem Eindringling, dem Eis und Schatten auf dem Fuss folgten und so konnte Villon unbehelligt durch den Tempel wandern, den Raum des Zentrums ansteuern, in dem einst, so spürte er sofort, ein weitreichendes Ereignis stattgefunden hatte. Termina war einst schon mal vom Untergang bedroht, wie es Hyrule ebenfalls war. Der selbe Held, der Hyrule den Frieden brachte und die goldenen Zeiten für das Königreich einläutete, war auch hier gewesen, hatte den Schatten von diesem gebeutelten Land genommen und war auch hier zu einer Legende geworden. Villon hatte keinen Zweifel, dass die heutigen Krieger des Lichts, seine Nachfahren waren und ihn vernichten würden. Doch das spielte keine Rolle. Er hatte es geschafft. Hier und jetzt würde er den Grundstein zum nächsten Zeitalter legen. Das Haus seiner Mutter würde neu erstehen und die Aufgabe der Shiekah, wäre dahin gewesen. Geschichte lies sich umschreiben, verleugnen, doch niemals auslöschen. Die Präsenz Katharis’ auf dieser Ebene hatte Spuren hinterlassen, die, die Shiekah zu vertuschen suchten und dabei doch eines übersahen...

Eine schuppige Hand, schwarz und glänzend im trüben Fackelschein, hob das Pergament in Augenhöhe und begann mit einer tiefen ruhigen Stimme vorzulesen. Es war eine alte Sprache, die nur von wenigen noch gesprochen wurde. Jeder Weise beherrschte sie, den die Schreiber wollten es so. Die Shiekah, die dieses Dokument erstellten, hatten wohl in jeder Nacht gebetet, dass die Worte niemals erklingen würden.

Zeile um Zeile rezitierte der Schatten und spürte wie sich Mächte zusammenbrauten, die durch die Zeit selbst eingesperrt wurden. Der Schlüssel war gefunden und das Gefängnis aufgesperrt worden...

Der Tempel der Finsternis würde bald erscheinen...