Mika, der anfangs noch geschockt zurückgeblieben war und zusah, wie die anderen Lichtkrieger einer nach dem anderen davon geschleudert wurde, schalte sich nun wieder und setzte sich in Bewegung.
Mit geradezu eleganten Bewegungen führte die große Stahlfrau ihre gefährliche Axt und bewegte sich nicht viel anders als eine normale Frau. Nun, da ein Teil ihrer Rüstung abgefallen war, bewegte sie sich noch schneller und die Axt sauste pausenlos durch die Luft und fegte mühelos die Angreifer davon.
Mika ignorierte die Unsicherheit und rannte auf die große Frau zu. Er hob sein Schwert über die rechte Schulter und machte einen Satz nach vorne - als sich die Stahlfrau auf dem Absatz umdrehte und ihm die Breitseite der Axt in den Magen haute.
Er würgte leise, bevor er auch schon hart auf dem Rücken aufkam. Zitternd setzte sich Mika aufrecht hin. Für einen kurzen Moment schwanden ihm die Sinne und sein Kopf kippte auf die Brust. Doch lange konnte er nicht mehr sitzen bleiben, da metallische Schritte zu hören waren und schon war das Geräusch einer durch die Luft sausenden Waffe zu hören.
Hastig stützte Mika sich vom Boden ab und rollte nach hinten. Die Axt von Liandja spaltete den Boden und kleine Steinsplitter flogen durch die Luft.
Mika stemmte sich vom Boden ab und hob sein Schwert, als die Stahlprinzessin die Axt mit einer lässigen Bewegung aus dem Boden zog und sie sich über die Schulter warf.
“Die Lichtkrieger scheinen ja ziemlich arm dran zu sein. Nun müssen sie also schon erbärmliche Blagen wie dich zum Kämpfen schicken. Wie erbärmlich, aber keine Angst: es wird schnell gehen”, flüsterte sie leise und hob die Axt.
Diese Worte versetzten Mika einen harten Stich und für einen Moment wollte er einfach nur auf das Monster zurennen und ihr das Schwert in den hohlen Körper rammen. Zwecklos, nur das wäre es, sonst nichts. Er atmete tief ein und aus und versuchte die bösen Wörter aus seinen Kopf zu bannen.
“Ganz ruhig, ganz ruhig, ganz ruhig”, wiederholte er innerlich, als Liandja auf ihn zukam und dabei ihre Axt schwenkte. Gott, diese Frau war alles andere als weiblich.
Plötzlich beschleunigte sie ihre Schritte und die Axt sauste nieder. Mit einem überraschten “Gn?” sprang er zur Seite und die Axt schlug wieder in den Boden ein. Liandja zog die Axt aus dem Boden und fegte Mika mit der Breitseite wieder ein Stückchen davon.
Er kam schlitternd vor Leos Füßen zum Stehen. Der kleine Kokiri hatte zwei Angriffe gestartet, war jedoch ebenso kläglich wie Mika gescheitert. Er schluckte und packte sein Schwert fester.
“Wie kannst du es wagen?”, rief er und sprang über Mika hinweg. Die Kokiri Klinge schnitt die Luft und kam mit einem lauten “Kläng” auf der Rüstung auf.
“Hab’ ich sie jetzt erwischt?”, schoss es Leo durch den Kopf. Ja, hatte er, aber es hatte nichts bewirkt.
Er hob das Schwert wieder, doch sauste die Axt der Stahlprinzessin nur knapp an seiner Brust vorbei und Leo machte einen Schritt nach hinten.
“Du bist zu langsam”, säuselte Liandja und fegte Leo mit der Axt davon.
Unsanft kam Leo mit dem Kopf voran auf. Für einen Moment zuckten Sterne vor seinen Augen, dann spürte er den Schmerz, der sich in Genick und Kopf breit machte.
“Itatata”, murmelte er und richtete sich wieder auf. Liandja war indessen mit Kiro und Rabe beschäftigt.
Er rieb sich den Hinterkopf und beobachtete, wie Rabe zwei große Feuerbälle auf den Gegner schoss. Kiro wich den Schlägen der Axt aus und versuchte immer nach ihrem Schlag sein Glück.

Weiter hinter den beiden kramte Aszgardt wieder eifrig in seinem Rucksack und steckte seinen Kopf hinein.
“Aszgardt! Was zur Hölle machst du da wieder?”, donnerte Kiro und duckte sich unter einem weiteren Schlag weg.
“Suchen”, war die beschäftigte Antwort.
“Das sehe ich, aber WAS suchst du? Wir brauchen Hilfe.” Kiro wich einem Schlag knapp aus und stolperte nach hinten.
“Gleich hab’ ich’s. Ich bin mir ganz, ganz sicher”, sagte Aszgardt vor sich hin und endlich zog er Kopf und Arme aus dem Rucksack.
In Händen hielt er eine kleine blaue Glaskugel, die mit einem roten, blauen, grünen und grauen Nebel gefüllt war.
“Äh und was ist das nun?”, fragte Kiro und rückte aus Reflex ein Stückchen weg.
Aszgardt ignorierte dies und stand auf. “Eine Elementekugel. Darin sind die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft...” - “Ich weiß welche die vier Elemente sind...” - “...eingeschlossen. Sie ist zwar recht klein, aber es sollte reichen.”
Mit diesen Worten holte er weit nach hinten aus und schleuderte die blaue Kugel in Richtung Liandja.
Es gab ein Klirren, als wenn Glas zerbrechen würde, als die Kugel an Liandjas Schulter auftraf. Dann Stille. Alle Geräusche wurden für den Bruchteil einer Sekunde unterdrückt, dann gab es ein lautes Explosionsgeräusch, Staub wirbelte auf.
Kiro erblickte eine große Wasserwoge, die sich über Liandja aufbaute, Flammen die an ihrer Rüstung leckten, Pflanzen, die sich um ihre Beine schnürten und ein kleiner Tornado.
Kiro hustete und bedeckte seine Augen. Es gab ein lautes Knirschen und Kratzen, dann noch die Geräusche der tobenden Elemente, die in der Glaskugel alle aufeinander gesessen hatten und nun endlich freie waren.
Dann kehrte Ruhe ein und Kiro ließ die Arme sinken.
Langsam legte sich der Staub und zum Vorschein kam Liandja - unversehrt.
“Aszgardt, wie alt war diese Kugel?”, fragte Kiro und versuchte das unkontrollierte Zucken seiner Hände zu stoppen.
“Na ja, ich hab’ sie mal irgendwo gefunden”, druckste dieser herum und legte den Kopf schräg.