Es sind jetzt schon einige Tage vergangen und Terian hatte sich um Yuki gekümmert. Jetzt war es gerade morgen und die Sonne schien durch das Fenster und durchflutete den Raum mit Wärme. Sie war schon wach und schaute zum Nachtkästchen. Er schlief noch. All die Tage hat er dort geschlafen. Einfach auf den Stuhl gesetzt, die Arme verschränkt und den Kopf auf seine Arme auf das Nachtkästchen gelegt. Recht ungemütlich, aber er wollte es so. Yuki hatte ihm sogar ihre Decke angeboten, damit er den Stoff als Matratze für den Boden benutzen konnte.
Schmerzen spürte Yuki nicht mehr. Möglicherweise waren noch die Schmerzen da, aber vielleicht unterdrückte ihr Geist die Qual. Sie wusste es nicht. Eigentlich hatte sie großes Glück, dass sie nur Blut verloren hatte und keine Organe verletzt waren. Sie hatte jetzt hässliche Einstichwunden nahe dem Bauchnabel, die durch dunkelrot gefärbte Haut umrundet wurden. Ihr Oberteil war natürlich auch zerfetzt in dem Bereich. Zum Glück hatte sie ja noch ihren Mantel. Schmutzig war er nicht, denn Terian war so nett und hatte ihn geputzt mit ihren anderen Kleidungsstücke.
Yuki setzte sich auf versuchte vorsichtig einen Schritt und zum Glück ging es halbwegs. Die Gunst der Minute wollte sie nutzen. So konnte sie sich ungestört anziehen ohne ihn aufzuwecken. Das mindeste was sie ihm schuldete, aber doch etwas... Schnell angezogen, naja so gut es eben ging und fertig! Sie blickte zu Terian und sah ihn an wie er vor sich hin schlief. Yuki konnte ihn jetzt einfach so zurücklassen, aber das wäre mehr als unfreundlich, seine Hilfe so zu belohnen. Wenn dann sollte man sich ja doch richtig von einander verabschieden und wenn man auch wieder stehen kann ihm eine freundschaftliche Umarmung geben. „Mhmm... Frühstück...“
All die Zeit hatte ja Terian ihr das Essen geholt und an den Anfängen des Ganzen ja auch gefüttert. Jetzt wollte sie ihm mal Frühstück holen. Vorsichtig ging sie die Treppe hinunter in den Schankraum des Gasthofes. Ein paar Gäste waren da und auch der Wirt, der hinter der Theke Gläser mit einem weißen Lappen, der aber langsam durch den Schmutz ins Graue überging, das Glas putzte. Anfangs schien er verwirrt über Yukis Anwesenheit, weil er nicht gedacht hatte, dass sie so schnell wieder auf den Beinen sein wird, aber dann lächelte er. Sie ging zu ihm hinüber und wünschte einen guten Morgen. Nach einem kleineren Plausch, bestellte Yuki belegte Brote und ein Glas kaltes Wasser in einem Krug als Frühstück. Mit dem ganzen ging sie wieder hinauf. Machte die Tür auf stellte das ganze neben Terians Kopf auf den etwas größeren Nachttisch und klopfte mit ihrem Zeigefingernagel auf den Wasserkrug. Ein leichter Ton war zu hören und Terian wachte auf.
Neugierig machte er die Augen verschlafen auf und sah etwas verwirrt ein belegtes Brot mit Käse vor seiner Nase. Als er jedoch merkte, dass Yuki neben ihm stand war er hellwach und stand von seinem Stuhl auf und bot ihr den Sessel an. Sie kannte bisher niemanden der so höflich und hilfsbereit war.
Terian: Oh du bist also wieder halbwegs gesund? Guten Morgen! Und hier setzt dich bitte ich setzte mich einfach auf das Bett.
Normalerweise würde sie das Angebot dankend ablehnen, aber sie war ja doch nicht so ganz fit. Sie setzte sich also hin und frühstückte mit Terian. Er war sichtlich erfreut, dass Yuki wieder gesund ist und da schmeckte das ganze gleich besonders gut. Jedoch war er nicht ganz glücklich...
Terian: Du... Weißt du, dass ich alles verloren habe als meine Bleibe zerstört wurde?
Yuki: Das hast du mir schon gesagt, aber worauf willst du hinaus?
Terian: Meine Rubine sind dabei anscheinend auf draufgegangen und ich habe nichts mit dem ich das Zimmer für unseren Aufenthalt zahlen soll.
Yuki: Kein Problem ich kümmere mich darum! Ohne dich wäre ich ja jetzt nicht mehr hier. Steh mal bitte auf.
Terian: Ich soll was? Na meinetwegen...
Beiden standen auf und er war interessiert was jetzt kommen würde. Yuki sah ihn lächelnd an ging einen Schritt näher zu ihm und umarmte ihn einfach fest. Wie einfach diese Geste auch für manche schien war sie für Terian es schon etwas besonderes, denn nie hatte ihn jemand umarmt, nichtmal seine Eltern. Zögerlich umarmte er sie dann auch in dem er seine Hände um sie legte. Das ganze gefiel ihm und Yuki fühlte sich auch gleich viel wohler und flüsterte ihm ein leises „Danke“ in sein Ohr und dann lies sie wieder ab.
Yuki: Das ist meine Art danke zu sagen.
Sie setzte sich ruhig. Ganz alltäglich war das ja nicht, aber als ob es so wäre setzte sie sich wieder hin. Terian war etwas geistesabwesend und setzte sich erst einen Moment später. Den Rest des Frühstückes unterhielten sich wieder über dies und jenes. Dann nahm sie beide ihre Sachen und gingen dann vor die Tür. Yuki zahlte zuvor, leider neigte sich ihr Rubinvorrat auch schon zu einer Leere ihm Beutel. Natürlich bedanke sie sich ach bei dem Wirten für seine Gastfreundschaft. Vor der Tür standen jetzt die beiden und die Sonne strahlte sie an. Yuki wollte jetzt schweren Herzens Auf Wiedersehen sagen. Es war einfach das beste so, aber Terian brachte vor ihr einen Satz heraus.
Terian: Und was machen wir jetzt?
Yuki: Moment einmal wir?
Terian: Ohh... Naja ich habe ja jetzt niemanden und dachte ich, dass ich mit der mitkommen könnte.
Yuki: Nein, das ist nicht möglich...
Sie dachte an ihren Bruder und an die eigentliche Aufgabe die sie hier hatte. Es sollte gefährlich werden! Zu gefährlich... Warum sollte sie ihn auch in unnötige Gefahr bringen? Aber andererseits war er ja jetzt auch ihr einziger Freund und Freunde kann man ja nie genug haben. Außerdem war es sein enttäuschter Blick, der aber nicht ganz die Hoffnung aus seinen Augen blies. Er hatte ja niemanden und nichts wo er hinsollte. Sie legte eine kurze Pause ein und einen leichten Seufzer.
Yuki: Also gut, aber bitte sei dir ihm klaren, dass es gefährlich wird!
Terian: Ja, dürfte ich aber dennoch erfahren was genau gefährlich wird?
Yuki: Nein nicht ganz, aber nur soviel: Wir müssen meinen Bruder stoppen.
Terian: Also in deinem Zustand kannst du das nicht tun... Hast du einen Plan wo du ihn findest.
Yuki: Also eigentlich wollte ich ihn an einem bestimmten Ort abfangen und stellen, aber da ich jetzt nicht fit bin kann ich das vergessen. Mhmm... er ist aber auch nicht ganz in Form. D.h. Er kann nur einen weiteren Ort zu einem späteren Zeitpunkt aufsuchen!
Terian: Puh... klingt ganz schön kompliziert solange ich nicht alles weiß, aber du wirst schon deine Gründe haben mir nicht alles zu erzählen. Wann ist dieser letzte „Zeitpunkt“?
Yuki: Sagen wir so: Es bleibt genug Zeit um mich zu erholen und zu trainieren...
Terian: Gut... Dann lass uns einmal zu den Marktständen gehen. Vielleicht finden wir ja etwas ganz interessantes. Ich habe gehört, dass einige schon wieder aufgebaut wurden. Komm halt dich an mir fest.
Yuki: Die Idee gefällt mir... Das mit der Marktständen meine ich.
Dabei zwinkerte sie ihm zu und legte den linken Arm auf seine Schulter und er tat das selbe mit seiner rechten und hielt sie fest. Und so hinkte sie Richtung Marktplatz. Froh darüber mit einem Freund wieder in dieser Zeit lachen zu können...