Aszgardt wühlte nun schon seit geraumer Zeit in seinem Rucksack herum, während Kiro die sich nähernden Angreifer abwehrte.
“Wie lange brauchst du noch, Aszgardt?”, rief er über die Schulter und versetzte einer der Statuen mit seinem Schwert einen harten Stoß gegen die Brust.
“Geduld ist der beste Freund des Menschen”, war die betont gedehnte Antwort.
“Du bist aber kein Mensch!”
Aszgardt ließ sich jedoch nicht beirren und wühlte in seinem, in diesem Moment viel zu großen Rucksack herum. Sein rechter Arm war schon fast bis zur Schulter drin verschwunden, als er endlich den Gegenstand ertastete, den er gesucht hatte. Mit einem Lächeln zog er den Gegenstand heraus.
Kiro schielte ihn misstrauisch an, als der Levancallin anfing mit dem Gegenstand zu reden.
“Ruhig, ganz ruhig”, sprach er und streichelte über die runde Oberfläche des Etwas.
Vorsichtig legte er den Gegenstand oder Lebewesen, Kiro wusste nicht was es war auf den verdreckten Boden. Erst jetzt erkannte Kiro eine kleine, merkwürdig grüne Echse die rasch die Farbe des Bodens annahm.
“Was ist das?”, fragte er und betrachtete mit gemischten Gefühlen, die rauen Augen, die gleichzeitig in verschiedene Richtungen zu sehen schienen.
“Ich nenne es Farbenwandler”, sagte Aszgardt stolz. “Bis jetzt habe ich nur einen davon gesehen und zwar diesen hier.”
Kiro schmunzelte, als das Geschöpf sich langsam bewegend auf die Statue zuschlurfte und dort an den Beinen, zum Arm und von dort zur Schulter hochkletterte. Dabei behielt es dieses langsam, schreitende Tempo bei.
Es erinnerte ihn an einen kleinen Drachen, mit gekringeltem Schwanz und einer viel zu langen Zunge, die jetzt hervorschoss und jedes Mal kleine Steinsplitter der Statue abzog.
“Ist das hilfreich?”, fragte der Shieka und warf dem Levancallin einen nicht gerade begeisterten Blick zu.
“Ich habs gefunden, es gibt also nichts sichereres.”
“Genau deshalb, weil du es gefunden hast.”
“Wieso?”, fragte Aszgardt, sichtlich beleidigt. Er verschränkte die Arme vor der mit Fell besetzen Brust und sah Kiro mit einer hochgezogenen Braue an. Dabei pustete er sich die in sein Gesicht hängende Strähne weg. Eine sehr feminine Geste, die Kiro jedoch jedes Mal niedlich fand.
“Explodiert nicht ab und zu was bei euch?”, fragte er und versuchte das Bild der explodierenden Echse aus seinen Gedanken zu vertreiben.
“Ich hab sie nur gefunden, nicht gemacht”, war die kühle Antwort.
“Was macht das Teil da eigentlich?”, fragte Kiro und besah sich die Prozedur des kleinen Wesens, das nun zu einem Grau gewechselt hatte, wie die Statue.
“Er arbeitet sich durch die Steinschichten”, antwortete Aszgardt, als wäre dies das selbstverständlichste der Welt.
“Ah ja”, machte Kiro und gluckste leise.
Aszgardt ignorierte dies und nahm sein Schwert auf.

Etwas weiter weg von Aszgardt und Kiro sprang Presea auf dem Kopf einer Statue herum und kratzte über deren Augen.
“Presea sein wü~tend, du sehen?”, fauchte sie und sprang weiterhin auf dem steinernen Schädel der Statue herum.

Leo warf gerade seinen letzten Stein, als die Statue bei ihm angekommen war und mit der Faust zum Schlag ausholte. Im letzten Moment warf sich der Kokiri zu Boden und der Geruch des modrigem Boden stieg ihm in die Nase.
Für ein paar Sekunden blieb er so liegen, bis er eine rasche Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm. Im letzten Moment warf er sich nach hinten auf den Rücken. Doch half es eher wenig, da ihn auch schon der zweite Tritt des steinernen Monsters traf. Leo wurde zwei Meter über den Boden geschleift, bis er schließlich mit einem leisen Keuchen zum Stehen kam. Verschwommen nahm er wahr, wie sein Gegner mit langsamen Schritten auf ihn zukam.
Leos Gesicht wirkte eingefallen und Schweiß rann ihm an der Stirn entlang über die Nase. Leo schmeckte den salzigen Geschmack, als einer der Schweißperlen seine Lippen erreichten und dort haften blieben.
Mit letzter Kraft richtete er sich wieder auf. Seine Hände zitterten. Er musste seine Feenschleuder finden und zwar schnell! Sein Schwert hatte er schon vor der Traumwelt verloren. Es musste in den Fluss gefallen sein, als er nach dem Kampf gegen die Knochengänger zusammengebrochen war. Seine Beine zitterten und seine linke Seite schmerzte vom schweren Aufprall, als er gegen Mikas Rücken geprallt war.
Nun schien ihm das erst richtig zuzusetzen. Die Statue war schon fast da, als sich Leo ein letztes Mal zusammenriss und um die Statue herumrannte und sich von hinten auf deren Rücken warf. Mit einem wütenden Aufschrei schlug er auf seinen Gegner ein. Seine Knöcheln fingen schon nach wenigen Schlägen an zu bluten und seine Arme schmerzten von der Anstrengung. Sein ganzer Körper schien zu protestieren.
Die Statue packte ihn schließlich brutal ihm Nacken und schleuderte ihn quer über den Vorplatz. Leo knallte gegen die Hauswand, die vorher auch schon Aszgardt zugesetzt hatte.
Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in seinem Magen und Hals breit und in der nächsten Sekunde beugte er sich vor und übergab sich. Seine Augen waren trüb, dennoch rappelte er sich wieder auf. Seine Knie knickten sofort wieder ein und Leo stützte sich gegen die Hauswand.
Er wischte sich den Rest Erbrochenes von Kinn und Lippen und schluckte. Der scharfe Geschmack ließ ihn erneut würgen, doch diesmal kam nichts hinterher. So sammelte er wieder ein paar Steine auf und rannte auf seinen Gegner zu.

Rabe formte seinen x-ten Feuerball und feuerte diesen ab. Die heiße Kugel traf die Statue, die sich drohend vor Rabe aufgebaut hatte im Magen und hinterließ endlich ein kleines Loch. Rabe zögerte nicht. Er hob sein Katana und rammte es durch den Stein. Sein Gegner jedoch zerfiel nicht, sondern hob mit der ihm gebliebenen Faust aus und traf den Magier hart im Gesicht. Rabe stolperte nach hinten und rang für einen Moment um sein Gleichgewicht. Als er es jedoch fand, hätte er sich gewünscht lieber gestürzt zu sein, denn da sauste auch schon der zweite Schlag durch die Luft. In diesem Moment fing eine nicht kleinere Faust den Schlag ab. Daru drückte mit aller Kraft zu und die bereits angeschlagene Faust zersprang in Hunderte von kleinen Splittern. Daru holte mit seiner anderen Faust aus und schlug der Statue ins Gesicht. Endlich gab es nach und die Statue fiel in sich zusammen.
“Das wäre dann ungefähr die zweite von... Ich hab’ sie nicht gezählt.”
Mit einem leichten Lächeln drehte sich der Gorone zu Rabe um. Rabe erwiderte das Lächeln. An beiden hatte sich der Dreck mit dem Schmeiß vermischt und nun sahen beide aus, als hätten sie sich im Dreck gesuhlt.
“Danke, Daru”, murmelte Rabe.
Daru nickte knapp und nahm sein Schwert wieder auf. Schon stürmte er auf die zweite Statue zu. Rabe sah dem Goronen noch einen Moment nachdenklich hinterher, dann hob er sein Katana aus den Überresten seines Gegners und holte aus, um der nächstbesten seine Meinung zu sagen.
Rabe konnte es sich selbst nicht erklären, doch in manchen Momenten packte ihn unbändige Wut, obwohl er doch gar nicht so gereizt war, wie zum Beispiel Alukath, der einen in den verrücktesten Momenten unwirsch anbellte. Aber Alukath war auch mal Söldner gewesen und als Söldner konnte man sich keine Schwächen leisten.
Rabe versetzte einer Statue einen Schlag mit dem rechten Knie in die Magengegend und stieß ihr dann mit seinem Ellenbogen in den Nacken.

Etwas weiter entfernt kam Mika wieder zu sich. Das erste, was er bemerkte war der Geschmack von Blut, der an seinen Zähnen klebte und auf der Zunge lag. Er richtete sich auf und spuckte den Rest Blut neben sich ins Gras. Schließlich sah er sich auf dem Vorplatz um. Er stutzte, als er Alukath entdeckte, der mit einem der Splitter in der Hand, gegen fünf Statuen, die ihn umkreist hatten ankämpfte.
Alukath war also einer der Auserwählten. Merkwürdigerweise überraschte ihn das nicht.
“Ein bisschen schon, oder?”, summte ein Stimmchen in seinem Hinterkopf. Mika achtete nicht darauf sondern rappelte sich hoch. Er nahm sein Schwert auf und rannte auf die nächstbeste Statue zu. Mit einem lauten Krachen versank die Schwertklinge in der Schulter der Statue. Es sahen bereits alle etwas angeschlagen aus, doch trotzdem war der Schlag nicht wirkungsvoll.
Mika wich dem Schlag der Statue aus und sprang nach hinten. Während seiner Bewusstlosigkeit hatte er neue Kraft geschöpft und so konzentrierte er sich wieder auf das Rauschen des Wassers unter ihm. Der Stein brach auseinander als ein breiter Wasserstrahl hervorkam und sich um die Statue schlang. Mika hob die Hände und presste beide Handflächen aufeinander. Das Gestein bekam kleinere Risse, zersprang jedoch nicht. Sie leistete ihm Widerstand!
Mika hob den Blick. Fast schein es so, als würde die Statue sich aus dem Wasser befreien können. Mika hatte seine Künste wohl unterschätzt. Langsam wurden seine Handflächen wieder auseinander gedrückt. Mika bemerkte dies und drückte sie mit aller Kraft wieder aneinander.
Doch die Statue wollte und wollte einfach nicht zerbrechen!