Remus Blastaar lugte hinter dem Container hervor - er hatte ein Geräusch gehört, keine Frage. Und woher es kam, sollte sich in der nächsten Sekunde auch beantworten: Ein seltsamer Mann undefinierbaren Alters schlurfte aus den Schatten der Ecke heraus ans Tageslicht, genau in Blastaar's Sichtbereich.
Der Mann trug einen großen, blauen, breitkrempigen und verfilzten Hut, in dem eine schmucke und augenscheinlich künstliche Blume steckte, einen langen, an vielen Stellen geflickten und ebenfalls blauen Mantel mit dickem, grauen Wollkragen. Er hatte eine rote Nase und in seinen Händen hielt er so etwas wie eine Holzkiste.
"Hallo mein Freund", säuselte der Fremde mit der Stimme eines Staubsaugerkrugvertreters. "Willst du was tolles? Komm doch mal her!"
Blastaar zögerte, dann entgegnete er leise: "Das wäre wohl keine so gute Idee, glaube ich." Dabei versuchte er, seine Stimme so gut es ging zu verstellen, aber es kam nur das übliche, hektische Kratzen heraus.
"Ach, hab dich doch nicht so", säuselte der Fremde wieder, und Blastaar bemerkte sofort, dass er wohl geistig ein wenig umnachtet war.
Der Pyromagus dachte noch einen Moment nach, dann schwebte er hinter dem Container hervor ins Blickfeld des Mannes. Wider Erwarten brach der Mann bei Blastaar's Anblick nicht vor Furcht zusammen, sondern lächelte noch etwas breiter - ein weiteres Indiz dafür, dass er wohl nicht mehr alle auf dem Christbaum hatte.
"Willst du was tolles?", wiederholte der Fremde und schlurfte einen Schritt auf Blastaar zu. Jetzt erkannter der Pyromagus, dass die Holzkiste in den Händen des Mannes offenbar eine Art Spieluhr war, jedenfalls drehte der Mann gegen den Uhrzeigersinn eine kleine Kurbel an der Seite.
"Ähm, und was?", stellte Blastaar eine Gegenfrage und schwebte unwillkürlich einen Schritt näher.
"Komm näher", flüsterte der Fremde. "Noch näher!" Als der Pyromagus nur noch eine Armlänge vom Fremden entfernt war, säuselte er: "Willst du Fragmente vereinigen?"
Ohne auf das zu achten, was der Fremde gesagt hatte, schwebte er ein Stück zurück, musterte den Mann einmal von oben bis unten und meinte dann hastig und mit seiner kratzenden Stimme: "Nettes Outfit."
"Oh, danke", entgegnete der Mann. "Aber nicht so schön wie meine Fragmente, musst du wissen. Willst du eins? Wenn du Glück hast, passiert -"
"Was ist das da?", unterbrach Blastaar ihn und deutete auf eine leere Stelle auf dem Deckel seiner Spieluhr.
"Was?" Der Fremde schaute verwirrt nach unten - und im nächsten Moment umschlossen Blastaar's lange Finger seinen Hinterkopf und donnerten ihn mit voller Wucht auf den Deckel der Kiste. Er schrie seltsamerweise nicht, als er den Kopf hob und den Pyromagus entgeistert ansah - vielmehr schien er bereits ohnmächtig zu sein.
Blastaar hob die rechte Hand, spreizte alle Finger voneinander ab und flüsterte einen Zauberspruch - aber nichts geschah. Der Pyromagus betrachtete kurz irritiert seinen Handrücken, dann zog er sie zurück und ließ sie mit aller Kraft gegen die rote Nase des Fremden prallen, der daraufhin einen Überschlag rückwärts hinlegte und bewusstlos auf dem Rücken landete.
Eine Minute später hatten seine Klamotten ihren Besitzer gewechselt, und Blastaar trug den großen blauen Mantel, der seinen gesamten, unmenschlichen Körperbau verbarg, sowie den großen Hut in der selben Farbe. Gerade wollte er die Blume im Hut brutal herausreißen, als er es sich anders überlegt hatte und sie dort ließ, wo sie war.
Nachdem er den bewusstlosen Fremden, der stark aus der Nase blutete, die schielenden Augen aber nicht geschlossen hatte, an die Wand gelehnt und zur Abrundung der Szene liebevoll eine leere Schnapsflasche neben ihn deponiert hatte, die er im Müll fand, drehte er sich um und machte Anstalten, in seiner neuen Verkleidung aus der dunklen Gasse herauszuschweben.