Schwarzer Nebel überall... Die Finsternis regierte hier, ohne dass es Hoffnung auf ein Lichtstrahl geben kann, der die Finsternis durchbricht.
Tupan war alleine, vor ihn ragte eine Treppe in das Nichts, hinter ihm waren ebenfalls Treppenstufen, die nach unten verlief. Langsam, aber in rhythmischen Abständen, fiel jeweils eine Treppenstufe hinter Tupan in das Nichts. Tupan ging die endlose Treppe nach oben.
Stimme: Tupan... Dies ist ein Weg, den jeder geht, aber niemand geschafft hat...
Tupan hörte die Stimme, aber er ignorierte sie. Er konzentrierte sich darauf, die Treppe hinaufzugehen, damit er nicht in das Nichts fallen wird.
Stimme: Dies ist der Weg des Lebens, Tupan... Es gibt kein Ende und doch muss sie jeder auf der Welt beschreiten... Wer zu langsam ist, wird in das Nichts fallen. Nur dein Körper wird noch daran erinnern, dass du mal in dieser Welt gelebt hattest... Doch der Körper zerfällt genauso... wie die Seele im Nichts...
Ohne auch nur einmal stehenzubleiben blickte Tupan in die Richtung, aus der die Stimme kommt.
Tupan: Die Finsternis ist unpassend für einen Weg, welcher von jeden Lebewesen begangen wird. Von den Bösen und den Guten!
Stimme: "Gut"? "Böse"? Dies sind nur Begriffe, die irgendwann gebildet wurden. Niemand kann erklären, warum es "gut" ist, den Leuten zu helfen, oder warum es "böse" ist, Leute zu töten... Es ist im Gedankengang der Lebewesen eingebrannt worden... Warum sollte das, was du als "Gut" bezeichnest, auch tatsächlich "gut" sein? Kann es nicht auch "böse" sein? Die Antwort darauf kennt keiner!
Tupan: ... außer du?
Stimme: Ich kenne die Antwort... Aber ich werde sie nicht verraten... denn "Gut" oder "Böse" gibt es nicht, jeder für sich entscheidet ganz allein, was für ihn "gut" oder "böse" ist! Was ist für dich, Tupan, im Moment "gut"?
Tupan: Mit meinen Freunden gegen Villon zu kämpfen und Dodorion zu rächen!
Stimme: Viele Lebewesen meinen, dass Rache "böse" wäre... Aber du bezeichnest es als "Gut"... Verstehst du, worauf ich hinaus will?
Tupan: Ja...
Stimme: Dein Leben ist geprägt von den Idealen, die diese Welt heimsucht. Sie verbreitet sich wie die Pest oder wie die Ratten... Vergiss, was "gut" oder "böse" ist, all´ deine Taten wirst du sowieso für dich persönlich als "gut" bewerten, wenn du die Idealen der Welt nicht kennen würdest...
Tupan: Warum bin ich überhaupt hier?
Stimme: Darum... Es ist der Weg des Lebens... Aber nur Wenige gehen ihn bewusst... wie du... Ich habe einen Auftrag für dich...
Tupan: Einen Auftrag?!?
Stimme: Ja... Du sollst leben... bis du nicht mehr leben wirst... Lebe, Tupan!
Tupan: Das hatte ich vor...
Stimme: Og dorus thealor!
Tupan: OG DORUS THEALOR?!? VERSCHWINDE, SCHATTEN!!! DU BIST MEIN FEIND UND MICH WIRST DU NICHT MANIPULIEREN KÖNNEN!!!


Tupan wachte mit Herzrasen auf. Er erblickte Kiro, der immer noch am Schlafen war. Tupan entschied, ihn weiter schlafen zu lassen. Er stand auf und entdeckte an einen Baum lehnend... Alukath und Leo?
Tupan: Tatsächlich, sie sind es! Sie haben also ihre Mission geschafft! Aber wo haben sie Leo gefunden, dazu noch in der schlechten Verfassung?
Neben der Bank sah Tupan dann auch Mika. Er war überglücklich, das all´ seine Freunde da waren.
Tupan *denkend* : Meine Freunde... Ich habe euch sehr vermisst... Jetzt merke ich erst, wie schmerzhaft mein Schicksal ohne euch war... Sie sind wie eine Lampe, die auch das dunkelste Zimmer in mir erhellt... Aber bin ich wirklich so sehr von meinen besten Freunden abhängig? Ich mag sie sehr, aber ich habe bisher noch nie etwas alleine gekonnt... Immer musste man mir helfen... Ich glaube, ich störe ihnen nur, aber sie haben zu sehr Angst, es mir ins Gesicht zu sagen... Quatsch, Tupan, du machst dir zuviele Gedanken! Das sind nicht umsonst deine Freunde! Aber sie haben mir schon immer helfen müssen... das lässt sich nicht widerlegen... Aber ich bin ihnen mit Sicherheit keine Last! Denn wir sind... beste Freunde!
Tupan musterte zuerst Mika, dann Alukath und Leo. Sie waren erschöpft und verletzt, aber ihnen geht es gut, das war für Tupan das Mindeste.
Er trat wieder vor das Tor der Zitadelle. Er hörte die flehenden Schreie. Aber statt zu weinen, lächelte Tupan das Tor an.
Tupan: Bald seid ihr befreit! Habt noch ein wenig Geduld!
Jetzt erst merkte Tupan, dass er lächelte. Es war ein Lächeln tief aus den Herzen. Diese Art des Lächeln hatte er schon lange nicht mehr zeigen können.
Tupan: Bald... ist es soweit!
Tupan, immer noch lächelnd, ging zum Vorplatz zurück, hielt etwas Abstand zu der schlafenden Gruppe, stellte sich auf eine Erhöhung und gab sich voll und ganz dem Flötenspiel hin. Es waren fröhliche Lieder, die er spielte und mit jeden Stück wurde Tupan immer besser.