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Ehrengarde
Als Vilon die Tore aufstieß und die majestätische Stille der Zitadelle empfing, umspielte ein gewinnendes Lächeln um seine Lippen. Der Widerstand der Stadt war geringer als er es sich hatte erträumen lassen. Die Krieger des Lichts hatten sich ebenfalls als Enttäuschung herausgestellt. Villon war es sogar schon ein bisschen zu einfach gewesen, doch so kurz vor dem Ziel, die Stadt in seiner Gewalt, wiegte er sich in Sicherheit und tröstete sich mit dem Gedanken, bald eine Herrschaft des Blutes und der Finsternis auferstehen zu lassen.
Seine Schritte hallten in dem großen Gebäude wider und Villon bemerkte überrascht, wie leise es in der Zitadelle war. Fast schien es ihm so, als sei ein geradezu göttlicher Wille am Werk, der den Lärm der Außenwelt abschirmte und Frieden und Geborgenheit all denen versprach, die den Weg auf sich nahmen, das alte Bauwerk des Lichts zu erreichen. Tief durchatmend und sogar leise seufzend richtete er seinen Blick auf die Menschen, die bereits in der Zitadelle Schutz gesucht hatten. Frauen und Kinder sahen ihn erschrocken an, leises Wimmern erfüllte plötzlich den Raum und das Klirren von Kettenhemden und Rüstungen veranlasste Villon seinen Kopf zu drehen. Gardisten der Stadt, abbestellt zum Schutze dieser Flüchtlinge hatten um den Ausgang Posten bezogen und blickten Villon grimmig und forschend an. Glänzende Hellebarden wiesen unmissverständlich darauf hin, dass sie es ernst meinten und die Gegner, dieser freiheitsliebenden Menschen, keine Hoffnung auf Schonung hatten. Villon lächelte nur, in Anbetracht der Situation, und wurde gleich wieder überrascht, als einer der Soldaten sich von seinem Posten entfernte und auf Villon zukam. Er war älter als die meisten anderen Waffenträger und sein Harnisch war gepflegter und zeigte mehr Orden, als die anderen. Es war offensichtlich, dass dieser Mann der Hauptmann er Truppe hier war und der Misstrauen in den Augen des Hauptmanns war unübersehbar. „Seid ihr... Seid ihr ebenfalls ein Flüchtling aus der Stadt? Jemanden wie euch habe ich noch nie innerhalb der Mauern Hyrules gesehen.“ fragte er Villon und beäugte ihn wachsam. Seine Hand war um das Heft seines Schwertes an seiner Seite geschlossen und subtile Hinweise deuteten darauf hin, dass jeder Muskel in seinem Körper angespannt war. Villon lächelte nicht mehr, und der Topas an der Spitze seine Stabes war noch immer von Schatten und Rauch umhüllt. Die schwarzen Augen des Magiers wanderten ein weiteres Mal über die Anwesenden und mit Abscheu bemerkte er mehrere Bürger vor dem Altar knien und zu den Göttinnen beten. Der Magier verzog das Gesicht und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Hauptmann zu, der noch immer wachsam vor ihm stand. „In der Tat, ich bin ein Flüchtling. Aber ich komme nicht aus der Stadt Hyrule, noch fliehe ich vor den gleichen Dingen, die euch veranlasst haben, eure Häuser aufzugeben und den Schutz dieser Mauern aufzusuchen. Nein, ich fliehe vor dem Licht, welches mich einst dazu trieb, diese Welt zu verlassen. Jenes Licht, welches euch Geborgenheit und Sicherheit verspricht und dem ihr bedingungslos vertraut. Jenem Licht, welches Euch retten soll, vor der Finsternis, die nun über diese Stadt hereingebrochen ist und euer minderwertiges Leben bedroht.“ Der Hauptmann wich vor Villon zurück. Angst und Unsicherheit spiegelten sich in seinen Augen wider, als er versuchte, einen Sinn in dem zu erkenne, was er eben mitanhören musste. Worte, die an sich lächerlich und verrückt waren, doch mit einer Stimme vorgetragen, die Vorstellung an stumpfe Rasierklingen erweckte, die über weiche Haut schabten. Villon schien indes noch etwas zu wachsen und die klägliche Beleuchtung der Zitadelle, die eine unheilige Dunkelheit getaucht war, flackerte stark, drohte zu verlöschen und zeigte doch einen schrecklichen Mann, der inmitten von Flüchtlingen und Gardisten einen Pol der Ruhe und der Macht darstellte. Schön wie Feuer und schrecklich wie der neue Morgen strahlte der Topas auf, lies die Finsternis hinter sich, die ihn solang bedeckte, überstrahlte die spärlichen Fackeln und warf schaurige Schatten an die Wand. Erschrecktes Keuchen und ängstliches Murmeln erfüllte die Zitadelle, und manch einer schaute sich panisch um, in Angst, die Schatten könnten sich bewegen und sich auf die Menschen stürzen. Nervös und doch betont ruhig blickten sich die Gardisten um, die Hände nahe bei den Waffen, bereit jederzeit zuzuschlagen. „Bürger von Hyrule! In solch dunklen Stunden suchtet ihr nach einem Schimmer der Hoffnung im Schatten und saht die Zitadelle. Ein Irrlicht, welches zu eurem Leuchtfeuer wurde und euren Tod besiegelte. Ich bin Kataris, dunkle Göttin, vergessen von Zeit und Geschichte und dies ist Villon, durch den meine Rache auf eurer Ebene vollzogen werden wird!“ Schlagartig wandelte sich Licht in Dunkelheit und das einst wundervolle Strahlen des Topas wurde schrecklicher Tod, als die Lichtstrahlen zu Speeren wurden und die Gardisten an Ort und Stelle durchbohrte. Laute Schreie und Panik erfüllten den Raum und Bewegung geriet in die Menge, als sie, wilden Tieren gleich, dem Massaker zu entkommen suchte. Doch das schwarze Dreieck auf Villons Handrücken machte die Hoffnung auf Rettung zunichte und ehe jemand reagieren konnte, ergoss sich eine Flut aus schwärzester Finsternis über die Flüchtlinge, sodass sie Augenblicklich starben, doch als Statuen ewiglich als Zeugnis der Gräueltat dienten.
Noch immer von Rauch und Schatten umgeben, ging Villon gemächlich zu dem großen Steinportal, welches Zeitportal genannt wurde und den Eingang in das Goldene Reich darstellte. Mit einem infernalischem Lächeln schleuderte Villon seinen Willen gegen das Portal und sah wenig überrascht, wie es sich öffnete. Er trat hindurch...
... und fand sich an dem Ort wieder, den er aufzusuchen gedacht hatte. Selbst Villon musste zugeben, dass dieser Raum schön war und von Magie strotze. Der Tempel des Lichts, mit der Halle der Weisen, hatte schon zu Zeiten Ganondorfs als letzte Bastion des Lichts gedient und war niemals vom Bösen berührt worden. Die halle der Weisen, umgeben von Wasser und blauem Licht, diente sowohl als Beratungsort, als auch als Zuflucht der Weisen. Waren die Tempel auch verlassen und Schutzlos gewesen, so hätte die einfache Anwesenheit des jeweiligen Weisens gereicht, die uralten und heiligen Bauten zu reinigen und zu läutern. Nicht zuletzt aus diesem Grund mussten die Weisen sterben.
Ein erschrockenes Keuchen ging durch die 5 verbliebenen Weisen, als sie den Ankömmling bemerkten und auf welchem Zeichen er seinen Platz gefunden hatte: das Zeichen der Geister. „Der Weise der Geister... Du bist es also tatsächlich.“ Ein alter Mann in kostbaren Gewändern und auf einen Stab gestützt sprach mit brüchiger Stimme. Villon erkannte sofort, dass es sich hierbei um den Weisen des Lichts handelte und auch die anderen Anwesenden konnte er einordnen. Zu seiner Enttäuschung war jedoch keine Angst in ihren Augen zu sehen. Der Schock über das Auftauchen des Monsters hatte sich gelegt und grimmiger Entschlossenheit Platz gemacht. Geballte Macht war in dem Raum zu spüren und man konnte gleich erkennen, dass sie auf Villon gerichtet war. Fünf Weisen konzentrierten ihre Kraft auf ein Ziel und wahrscheinlich gab es nichts, das einem solchen Angriff widerstanden hätte. Doch Villon wusste um größere Mächte als die der Weisen oder gar des Lichts. Selbst Finsternis hatte sich einigen Kräften unterzuordnen und mit diesen Wissen ging Villon in die Schlacht gegen die wahrscheinlich letzte Hoffnung der Bewohner von Hyrule. Die Weisen entließen ihre Energien und Villons wahnsinniges Lachen hallte durch die Bastion des Lichts, ungehört von allen Außenstehenden...
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