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Ehrengarde
Als Villon gerade die Kammer verlies und seine Sinne nach der Pergamentrolle aussandte, bemerkte er im Hinterkopf ein leichtes Ziehen. Er hielt inne und suchte der Unruhe auf dem Grund zu gehen. Er sah tief in sich und erforschte die dunklen Seiten seiner selbst. Wiedereinmal musste Villon feststellen, dass keineswegs die Kontrolle über sich hatte, wieder war er nur ein Beobachter, der einem Schatten folgte, als dieser durch die verschiedenen Ebenen von Villons Geist wanderte und Villon zeigte, was in ihm Selbst schlummerte, von dem er keine Ahnung hatte.
Er bemerkte, das vieles, was er in den Schatten sah, tatsächlich zu seinem eigenen Wesen gehörte und nicht durch die fremde Präsenz eingeschleppt wurde. Fasziniert folgte er den Gedanken weiter und befand sich plötzlich in einem anderen Teil seines Geistes wieder. Doch er musste sich korrigieren, denn dieser Teil war nicht allein sein Platz. Villon betrachtete erstaunt eine Reihe von schattenhaften Gestalten, die sich kreisförmig um Villons Selbst. Einige der Figuren waren klarer zu erkennen, hatten Form und, so schien es Villon zumindest, sogar Substanz. Einzelheiten waren zu erkennen und schnell erkannte Villon sie, obwohl er sie nie zuvor gesehen hatte. Entsetzen stieg in Villon auf, als Bilder vor ihm aufstiegen und ihm Schrecken zeigten, die auf sein Rufen aus der Dunkelheit und der Vergangenheit aufstiegen und die Struktur der Ordnung und des Guten zu zerstören suchten. Angst schnürte Villon die Kehle zu, als er merkte, dass er mit einer Art Liebe an diese Wesen dachte und sie in eine Kategorie einteilte, die Villon für tot hielt: „Familie“.
Eine der Figuren schien die Aufmerksamkeit des Schattens auf sich zu ziehen und nach einigen Sekunden, in denen eine Art Kommunikation zwischen dem Schatten und der Figur stattgefunden hatte, riss es Villon wieder in die Wirklichkeit. Er blinzelte einige Male und fand sich in der Lage wieder, seinen Körper zu kontrollieren. Zwar wusste er nicht richtig, wie er in den Feuertempel gekommen war, oder was diese gedrungenen Wesen waren, die eifrig Tunnel in den Felsen hauten und Kisten verluden. Doch ehe er sich eine Antwort auf diese Fragen hatte zusammenreimen können, wurden seine Gedanken wieder in den Hintergrund geschoben und Hass, wie er reiner nicht hätte sein können, stieg in ihm auf. Seine Augen verwandelten sich in tiefschwarze Seen unendlicher Finsternis. Der Topas auf der Spitze seines Stabes wurde in Schatten gehüllt und Rauch umstrudelte ihn. Shiro wollte etwas sagen, doch Villon war bereits verschwunden. Wie todbringender Wind rauschte Villon durch den Tempel, suchte die Schatulle mit dem Pergament, dass der Schlüssel zu seinem finalen Sieg sein wird und fand es endlich.
Immernoch in einer Aura aus Bosheit und schwarzen Flammen wandte sich Villons Körper Tekla'gor zu. Villons Stimme war diesmal jedoch anders. Sie troff nicht mehr vor Hass und Leid, sondern klang kalt, berechnend und schnitt dem Zuhörer in den Geist. Wer dieser Stimme ausgesetzt war, wünschte sich schnelle Erlösung. „ Tekla'gor, hör mir genau zu. Nocres, der Nekromant und Erschaffer unserer Armee gegen die Bastion des Lichts, wurde von dieser Sphäre vertrieben. Die Krieger des Lichts haben nun doch gehandelt und bereiten sich auf den Krieg vor. Lade alle Waffen, die du in der Dunkelheit geschmiedet hast in die Flammenwagen und schicke sie Suëss. Sie wird Villon erwarten, mit dem was Nocres erschuf, ehe er Opfer des Lichts wurde. Sei auf der Hut, denn ich fühle die Präsenz des Lichts auch in der Nähe des Tempels.“ Tekla'gor erwiderte nichts, sondern brüllte Befehle in einer widerlichen Sprache. Als Villon sich Shiro zuwandte, hielt Villon ein Schwert in seiner Hand. „Hier. Ein Diener braucht eine passende Waffe, und deine alte Klinge wird es nicht würdig sein, der Dunkelheit zu dienen. Dieses Schwert wurde extra für diesen Moment geschmiedet und durch die Finsternis gesegnet. Nur der treuste Krieger Villons darf es tragen, denn es ist er, der meine Rache ausüben wird.“ Wortlos nahm Shiro das Schwert an sich. Grüner Nebel wallte um die Schwertscheide und Stöhnen und Wimmern gingen von dem Heft aus. Shiro wollte sein Schwert abnehmen, doch fand es nicht an seinem Platz. „Das Schwert erlaubt keine anderen Waffen neben ihm.“ erklärte Villon nur und lies Shiro stehen.
Ein Lächeln erschien auf Villons Gesicht und eine Bewegung seines Stabes genügte einen Riss in die Realität zu schneiden, durch den Villon und Shiro traten und auf der Steppe wieder erschienen.
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