Kapitel 1: Meine Flucht

Eine Menschenmasse von unglaublicher Anzahl. Menschen begegnen sich wieder, Menschen verlassen sich, Menschen sehen sich zum ersten Mal, Menschen fliehen, Menschen kommen an. Kein Ort auf der Welt hat solch eine Fluktuation wie ein Flughafen. Kein Ort der Welt trennt Menschen und führt sie wieder zusammen in einer Weise, wie es nur ein Flughafen kann.

Auch er sucht diesen Flughafen aus, allerdings nicht um zurückzukehren, sondern um zu fliehen. Er verschwand und verbarg sich, dennoch wurde er gefunden. Er erinnert sich noch daran, als wäre es gestern gewesen.

Er war in einem Hotel... einer Absteige... einem Loch. Seine Abende bestanden daraus, sich mit einem alten Fernseher berieseln zu lassen und den Zeitpunkt zu finden, an dem er einen Fehler gemacht hat, der dazu führte, dass er es so beenden musste. Er war ein Flüchtling. Wovor er flüchtete, wusste er selbst nicht genau, aber er fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit sicher, bis er in die Dusche stieg. Als er wieder herauskam lag ein Briefumschlag auf dem Tisch. In diesem war ein Zettel und ein Foto. Ein Schnappschuss von ihm. Bärtig, gealtert, von den letzten Wochen gezeichnet. Auf dem Zettel stand nichts anderes als: "Kehre zurück!".

Genau das tat er aber nicht. Er packte seine Sachen und verschwand. Hierhin, zum Flughafen. Er will dieses Kapitel endlich beenden, endlich frei sein, obwohl er gar nicht weiß, was Freiheit bedeutet. Kennt er nicht. Nie gehabt. Schon immer war er im gleißenden Licht des Erfolgs gefangen. Und irgendwas will ihn in dieses Licht zurückholen. Noch glaubt er an seine Rettung, an seine Flucht. Er wird nun in diesen Flieger steigen und das Land verlassen. Und er wird niemals wieder zurückblicken.