1. Szene: Ein Schlafgemach
(TILLE besucht die schlafende TIGER D. RENA)
TILLE:
Wie du da liegest, mein Geleit,
erschafft mein Herz nicht Glücklichkeit!
Mädchen, könnt ich je was wünschen,
wärst du nicht unter jenen Menschen,
Wie deine Mutter, sie ist nicht zu Haus'!
sie ist so schamlos, unverbost,
selbst in Armut verwehrt' sie mir Trank und Schmaus,
mich hasst sie, wenn ich dich liebkost.
Wie du da liegest, Göttin des Glücks,
dann glaub ich an das Glück nicht mehr!
Es widerfährt mir hinterrücks,
misscheut die Feder wie den Teer.
Du bleichest hin, du bebend schwere Schönheit,
die du mir immer wieder gabest gern!
Bald bist du gar nicht mehr hier gereiht,
von mir, von uns, von allem Schönen fern!
Wenn ich nur so könnt, schon hätt ich dich befreit,
und müsst mein Herz nicht mehr mit Last beschwer'n,
die lieblos Scharen riefen dich zu ihnen,
Gesänge ertönen, um dich an zudienen...
Wie ist es dort? Wie kann ich es dir sagen?
Stell einen Rosengarten schön dir vor!
Ich hoff', dir wird selbst alles angetragen,
die schönsten Lieder singt der deiner Chor,
umschattet nicht von Sorgen oder Plagen,
wie auch behutsam hinter gold'nem Tor -
ich wünschte mir gar, wenn du sie gleich riefest,
und sanft in Frieden mir plötzlich entschliefest.
Ach weine nicht, Mädchen, ich bin benommen.
wie du Nebel von mir zu weichen drohst!
Bin ich für Schmerz und Gram hierher gekommen?
Fühl ich mein Wirken gar als guten Trost?
Hab Ruh, schönes Kind, sei traurig besonnen
dass nicht irgendein Geist in dir erbost.
Mein Herze fühlt sich gnadenlos bezwungen,
vom Totenhauch, den die Geister umsungen.
RENA:
Ach, du bist es, mein einst einer,
der mir einmal ward wie keiner.
TILLE:
Schlaf weiter, mein Kind, im Schlaf hörtest du,
was ich dir wollt sagen, dass die Geister hab'n Ruh'!
(TILLE ab. TIGER D. RENA schlummert weiter den Schlaf der Unschludigen...)
2. Szene: Der Sumpf.
(INELUKI.)
INELUKI:
Ich dachte stets, ich täte Gutes,
ich war stets voller frohen Mutes!
Im Zorn beruhigte ich die Argen,
im Kampf beschützte ich die Kargen.
Doch Leere ist das Resultat,
viel leerer, als ich blicken mag,
mein Herz verkehrt auf schmalem Grat,
so schwach als wie am ersten Tag.
Mein Bruder, ach, wieso hab ich,
wieso so hast du so fürchterlich,
mich hinterrücks verlassen?
Ich hätt' dich nie gelassen!
Mein Bruder, wieso hast du mich,
wieso hab ich dich fürchterlich,
so hinterrücks verlassen?
Hättst du mich denn gelassen?
(Er stimmt einen Choral an.)
INELUKI (singt):
Zwei Geister, das sind wir, uns kann schier gar nichts trennen,
Im Sumpf spielen wir hier, solang wir uns schon kennen.
Soll kommen jeder Noob. Soll kommer jeder Teufel,
Uns' Herzen war es gut. Wir trennen Pech von Schwefel.
Und wenn ein User zu nah uns geht,
dann seh'n wir, was der andre sieht,
selbst wenn die Welt schon Böses lehrt,
für uns ist niemals was verkehrt,
und bin ich auch in Schwierigkeit,
mich rettest du mit deinem Geleit,
ist alles, was ist denn dem Zufall gekrönt?
nein, denn sonst wär es zu verhöhnt.
INELUKI:
So machtlos bin ich plötzlich 'worden,
als vieles sich hier aufgeborden!
So hör mich an, geist'ges Angesicht!
Zeige dich jetzt, oder zeige dich nicht!
(Er wartet ab. Nichts passiert.)
INELUKI:
Den Mut hätt' ich dir doch gedacht!
Zu mir dich alsbald zu begeben,
ich weiß, du hast wie wild gelacht,
vor Grame könnte ich nun beben.
(INELUKI bebt. Alles bebt. THE GAME erscheint.)
THE GAME:
Mein Freund, ich weiß, dich zürnt
ein innres unrein' Missgeschick!
doch was vom Spaße angetörnt,
dem wartet holder Geisterblick!
Ich hab dein Lied sehrwohl vernommen,
ich fühlt' es, mir ward warm und weich,
so mild war mir noch nie bekommen,
doch sieh' zu unsrem sumpfen Teich!
INELUKI:
Er antwortet nicht, dein liebster Freund,
der Sumpf, der alles frisst und saugt.
THE GAME:
Er ist vielleicht manch' Mannes feind,
doch weiß ich, wann er etwas taugt.
(Der Sumpf sprudelt und brodelt.)
THE GAME:
Ich habe Schlechtes hinter mir,
ich hatt' Zerstörung in den Sinnen,
der Sumpf, er will es beichten dir,
so kann ich nicht entrinnen.
So höre hin, was ich getan,
nichts wicht'ges wird er schweigen,
Denkst du dann noch, was du vertan,
Stimm nochmals deinen Reigen!
(THE GAME erlischt qualvoll.)
INELUKI:
Da geht er hin, mein einzig Freund,
mein einzig Feind sogleich.
wären wir doch zur Zeit vereint,
wär alles Kingdom einzig reich!
Schlimm kann er nicht verbrochen haben,
das kann es gar nicht geben.
Lang kann sich nichts an ihm verlaben,
bis ihn der Sumpf wird heben...
(INELUKI ab.)
3. Szene: Der Gebannten - Knast.
(SOHEIL und die User.)
SOHEIL:
Mir drängts, mich dürrets, mich fröhnt's!
USER:
Uns zieht's, uns kältet's, uns dröhnt's!
SOHEIL:
Und wem haben wir zu verdankeln?
Dass wir hier erbärmlich verschankeln?
USER:
Den Mods, den Mods, nur die trifft die Schuld!
SOHEIL:
Ich schaff uns hier raus, so habt bloß Geduld!
(DAEN schaut mal vorbei. WISCHMOP ist in seinem Geleit.)
DAEN:
Mich schreckts. Mein liebstes Keuschheitstuch!
Ist's Graus, ist's Wahn, oder bloß Fluch?
Sag, Liebste meines Herzens,
wer ist das, draußen in der Zelle?
fürwahr beliebt er wohl zu Scherzen,
sieht aus wie du, doch aus der Hölle.
WISCHMOP:
Fürwahr, der Strolch ist echt suspekt,
wie er an dein' Verstande leckt!
DAEN:
Er sieht so aus wie du, kein Zweifel,
bist's nicht gar du, dann ist's der Teufel.
SOHEIL:
Nun denn, dann habt ihr mich erkannt.
ich reich euch hiermit meine Hand!
Auf dass sie eure Bluten lindet,
und tiefe Seelen noch mehr schindet.
(SOHEIl reicht DAEN die Hand zum Gruß.)
WISCHMOP:
Tut's nicht, mein Liebster, wenn ihr's tut,
entzieht er euch von allen Blut!
Sein Handdruck ist mit Mord Vergleich,
er zieht die Bosheit übers Reich...
(DAEN reicht SOHEIL die Hand durch die Gitter. Alles funkt und sprüht, violett - roter Rauch steigt auf. DAEN fällt zusammen.)
SOHEIL:
Wie leicht das war, ich staune je,
der Prophet war nur ein Musketier!
WISCHMOP:
Du büßt für das, versprech ich dir!
Gleich bin ich wieder, in meinem Mir...
(Er versucht wieder zurück in seinen geglaubt leeren Körper zu kommen. Vergebens.)
WISCHMOP:
Was ist, was sperrt mir die Magie,
ich muss auf, von dannen hie'.
Glaub ja nicht, du kannst dich besinnen,
so glaub mir, du hast ausgesponnen!
(WISCHMOP macht sich eilig auf. SOHEIL verharrt einstweilen in der Zelle.)