Zitat Zitat von Latency
Das ist ja ein ziemlich komplexes Themengebiet. Deswegen möchte icht zuerst mal ein wenig um den heißen Brei herum reden und ein paar andere Dinge klären, wie z.B. das "Es".

Die Frage, Was ist "Es", ist z.B. schlecht geklärt. Freud redet von elementaren und unterbewussten Bedürfnissen. Jedoch welche Bedürfnisse hat die Psyche? Es sind sicherlich nicht Essen, Schlafen und Trinken, sondern vielmehr sich eigene Vorteile auszuhandeln, aber vielleicht auch den Drang sich einer Gemeinschaft, einer Gruppe anzupassen, anzuschließen.
Er redet doch von den "triebhaften Elementen der Psyche". Dies müssten auch Sexualtrieb/Fortpflanzungstrieb, Schlafen, Essen u.s.w. beinhalten. Beispielsweise kannst du mir nicht sagen, dass beim Fortpflanzungstrieb es nicht von der Psyche ausgeht, sondern vom Körper, dass man auf's andere Geschlecht steht. Das, was du nennst, empfinde ich ebenfalls als richtig.
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Man könnte z.B. sagen das ich diese oder jene Handlung nicht mit meinem Gewissen ins reine bringen kann. Da das Gewissen aber vom "Über-Ich" ausgeht, also einem Teil unserer Psyche der sich unserem Bewusstsein entzieht" könnte es gut sein, dass einfach das Gewissen der Meinung ist, dass diese Handlung in unserer Umwelt auf Kritik stoßen wird und deswegen nicht tragbar ist für die jeweilige Person. Und uns diesen Umstand als "Gewissen" erklären will.
Mich wundert deine Auslegung vom Gewissen. oO
Wenn es stimmen, würde, was du sagst, dann würde sich das Über-Ich wie ein Chameleon der Umgebung anpassen. Das "Über-Ich" hätte dann sich nicht entwickelt, sondern wäre genauso unbeeinflussbar wie das "Es" oder das "Ich", wobei vom "Über-Ich" der beeinflussbare Teil ausgeht. Ich habe aus dem Grund extra den Begriff "Wertvorstellungen" hervorgehoben, denn darum geht es im Endeffekt - was man mit seinem Denken erreichen will und was für Grundsätze man selbst hat (die man teilweise auf seine Mitmenschen projeziert).
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Wenn nun unser "Es" tatsächlich das Bedürniss hat sich einer Gruppe von Menschen anzuschließen, angenommen es ist sogar das Oberste Ziel des "Es". So ist es gut Möglich, dass das "Über-Ich" nur eine Art Kontroll-Mechanismus ist die "Elementaren-Bedürfnisse" des "Es" zu kontrollieren um dieses oberste Ziel zu erreichen und nicht seinen sekundären Elementaren Bedürfnissen zu unterliegen. Denn generell lässt sich sagen dass Moral, Gewissen und das gesamte "Über-Ich" nur dann eine Bedeutung erlangen wenn andere Artgenossen oder die Reaktion anderer eine Bedeutung haben.
Stimme mehr oder weniger zu. Ich sehe es zum einen nicht als oberstes Zieh an, dass das "Es" sich einer Gruppe von Menschen anschließen möchte. Zum anderen kombinierst du das "Über-Ich" scheinbar mit dem "Ich". Das "Über-Ich" gibt nur die Richtung an, in die man denkt, während das "Ich" denkt und handelt (und erst darüber sich das "Über-Ich" verändert (und dies imo auch erst über den Umweg über die Bedürfnisse des "Es", die zentral stehen)).
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Denn angenommen ihr steht vor einer Klippe und habt einen Stein in der Hand. So ist es für euch ein leichtes den Stein einfach runter zu werfen ohne sich mit seinem Gewissen plagen zu müssen, da darauf keine Reaktionen der Umwelt folgen werden. Angenommen aber ihr habt die Absicht jemanden anderen der am unteren Ende der Klippe steht mit diesem Stein zu treffen. Sofort werdet ihr eine Reaktion der Umwelt erwarten können und ihr müsst abwägen ob diese Reaktion tragbar für euch ist.
Ist das erwarten einer Reaktion der Umwelt nicht unterbewusst? ^^ Wobei sich dieses unterbewusste dann auf das "Über-Ich" projeziert (Realisierung) und dieses sich dann auf das handelnde "Ich" (Handlung: Soll man den Stein werfen oder nicht?).
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Als Fazit lässt sich sagen, dass sofern die elementaren Bedürfnisse des "Es" nicht geklärt sind es schwer zu sagen ist ob die vom "Über-Ich" kontrollierten Handlungen tatsächlich ein Produkt unserer Umwelt sind oder unsere eigenen Handlungen "gesellschaftsfertig verpackt". Wenn mir also jemand die Frage "Wie können wir wir selbst bleiben entgegen den Erwartungen von außen?" stellen würde ich nur mit "Dazu müsste ich erstmal wissen was "Ich" ist." antworten würde.
Es lässt sich doch zumindest aus dem Grund, dass der Mensch ein Rudeltier ist, sagen, dass das "Es" ganz sicher Bedürfnisse besitzt, die sich auf andere Menschen beziehen. Das "Über-Ich" hat damit dann auch sicher etwas mit anderen Menschen zu tun, und da es sich entwickelt, ist es ein Produkt unserer Umwelt. Werfe beispielsweise Menschen mit verschiedenen Lebensweisen und unterschiedlicher Erziehung zusammen. Es bräuchte sehr lange Zeit, bis gegenseitiger Umgang vernünftig möglich ist (würde man allerdings die Handlungen gesellschaftsfähig verpacken, dann wäre man ja direkt angepasst wie ein Chameleon ^^).

Naja, ich kann deinem Verständnis des "Über-Ich's" nicht ganz zustimmen. Empirisch zeigt sich doch schon, dass sich Sitten, Moral, Werte in der Umgebung entwickeln, in der man aufwächst, und dies fängt in der eigenen Familie an.