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Kämpfer
Vom Busfahren
Es kommt mir so vor, als hätte ich schon seit einer Ewigkeit nichts mehr geschrieben.
Hoffentlich gefällt euch diese Geschichte, hab sie gerade fertiggeschrieben, und bin selbst etwas erstaunt, *dass* ich wieder etwas schreiben kann.
Vom Busfahren
Und da gehst du wieder, nimmst ein bisschen Wärme mit, tauschst sie beim Busfahrer gegen eine Fahrkarte ein.
In Sibirien, da brauchen die Menschen keine Wärme, habe ich gehört. Dort leben sie von etwas anderem. Sie lesen Geschichten, vom Atmen, vom Leben, die andere für sie schreiben. Für alle, denen es auch mit Kamin immer ein wenig zu kalt ist, die gerne in morgendlichen Seen baden, wenn die Maisonne erst langsam hervorkommt, aus ihrem Winterschlaf, der immer nur eine Nacht dauert. Nur eine Nacht, um zu schreiben. Aber genug Zeit, um tief durchzuatmen, und zu lesen.
Es genügt eine fremde Hand zu halten, um Gedanken zu lesen. Um auf Reise zu gehen, zu Orten, wo Zeit keine Rolle spielt. Nur um dann aufzuwachen und zu merken, dass man nie weg war, immer hier war, im grau, im blau, wo man sein will. Oder wo man glaubt, zu sein.
Kleine, nuancierte Wärme. Es gibt nichts Unbedeutenderes. Und für mich nichts, das je mehr Bedeutung hatte. Sie bleibt an den Fahrkarten kleben, du bezahlst mit ihr. Das Lächeln kriegt der Busfahrer umsonst, weil er so spät noch draußen sein muss. Weil er seine Kinder so selten sieht, und seine Frau. Weil er glaubt, unglücklich zu sein. Das Essen ist immer schon kalt, wenn er nach Hause kommt.
Er hasst dieses Schild in seinem Bus: Nicht mit dem Fahrer sprechen.
Doch hier laufen die Uhren noch richtig herum, und die Menschen immer falsch herum, im Kreis, auf dem Kopf. Sie sehen Dinge, die gar nicht da sind. Spüren Wärme, die nie da war. Suchen Wege durch ein Labyrinth aus Weiß und Schwarz, obwohl sie sich nur umdrehen müssten, um den Ausgang zu finden.
Es bringt mir nichts, der einzige zu sein, der ohne Regenschirm im Regen spazieren geht, weil er den Regen so mag, das habe ich gelernt. Nur etwas Zeit, und eine kleine Portion nuancierte Wärme habe ich gebraucht, um zu lernen, wie man lebt, falsch herum, wie die anderen. Ich fahre nie mit dem Bus, und du immer zu früh. Deswegen sind wir uns nie begegnet. Nie richtig. Begegnungen aneinander vorbei, Gespräche um einander herum und Wärme, viel zu tief in einem drin. Ich würde sie gerne auch gegen eine Fahrkarte eintauschen, wenn ich könnte.
„Letzte Haltestelle in P., bitte alle aussteigen.“
„Auf Wiedersehen“, lächelst du und spannst deinen Regenschirm auf.
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