Mottenkugel oder Lavendelsäckchen, Vinni wusste nicht, welcher Geruch sie im Moment am meisten störte, vielleicht war es aber auch die Mischung aus beidem, aber es war allemale besser, als der Geruch ihres Blutes, welches überall auf ihrem Körper klebte. In einem unbemerkten Moment hatte sie es geschafft, sich in Myrnas Kleiderschrank zu teleportieren, doch es war so eng hier drin, dass sie stehen musste, und das machte ihr zu schaffen. Ständig kämpfte sie gegen eine aufkommende Ohnmacht, gegen ein taubes Gefühl in den Beinen, gegen ein Kribbeln in den Schläfen, gegen eine unangenehme Flaute im Magen.... kalter Schweiß bildete kleine Perlen auf ihrer Stirne, schubweise...jedes Mal, wenn der Schmerz aus ihrem zerfetzen Arm seine Impulse aussandte. Der Arm selber baumelte, seines Symbionten beraubt, leblos an ihrer Seite, war unbrauchbar. Durch einen Spalt zwischen den Schranktüren konnte sie die Geschehnisse in Raum verfolgen und aufgrund ihres feinen Vampirgehörs ebenfalls jedes Wort verstehen, genau wie jene Worte, mit denen Dante ihr Leben rettete, und die sich nun immer und immer wieder in den Gehirnwindungen der Elfe wiederholten...“ sie ist nicht meine Freundin....nur eine Eintrittskarte in die Hölle....ich brauche ihr frisches Blut...“...eine Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus wie ein kalter Schauer. Vinni wusste, dass Dante sehr überzeugend lügen konnte, aber diese Geschichte bestach durch ihre Logik, sie war so überzeugend, dass in Vinni starke Zweifel aufkamen, ob es sich nur um eine Notlüge oder vielleicht eher um die Wahrheit handelte, es würde so vieles von Dantes sonderbarem Verhalten erklären.
Wieder sah sie durch den Spalt, Myrnas schrille Lache hatte sie aus ihren düsteren Gedanken gerissen. Sie hasste diese Frau, sie hasste ihr Lachen, sie hasste sie dafür, was sie ihr angetan hatte...und vor allem hasste sie, was sie mit Dante machte. Jetzt streichelte sie ihn wieder, dann ein leidenschaftlicher Kuss, und das Schlimmste daran war, dass Dante darauf einstieg, ihre Zärtlichkeiten erwiderte. Vinni ballte eine Faust, war es die Eifersucht, die einen Kloß in ihrem Hals entstehen ließ, oder die Angst, Dante zu verlieren? Vielleicht aber auch die Wut über ihre eigene Ohnmacht?....wie auch immer, sie musste etwas unternehmen, aber was und wie?
Ihre zittrige Hand wischte ein paar schweißgetränkte Strähnen aus den Augen, anschließend glitt sie langsam und tastend ihre Hüfte entlang über den Griff des Dolches, der in ihrem Gürtel steckte...der Dolch, die einzige Waffe, die ihr noch geblieben war. Fest umklammerte ihre Hand den Griff, als wäre es der Strohhalm, der sie vor dem Ertrinken retten sollte...jetzt band Myrna ihren Gefangenen los und führte ihn zu ihrem Bett, Vinni konnte zwar nicht ganz verstehen, was nun passierte, aber es schien mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben, und es sah so aus, als ob Myrna entschlossen war, kurzen Prozess mit dem Vampirteufel zu machen...wenn Vinni jetzt eingreifen würde, würde die Schneide der Masamuneklinge schneller durch Dantes Kehle gleiten, als ein Brotmesser durch ein Stück Butter. Der Angriff musste präzise und gut durchdacht erfolgen, ein kleiner Fehler wäre tödlich, wahrscheinlich für beide...und das alles in ihrem wackligen Zustand.
Vinni schluckte....wieder lief ihr der Schweiß in die Augen, brannte unangenehm und verschleierte die Sicht, mit dem Handrücken wischte sie über ihre Augen, ihr Atem ging heftig, der Puls raste....die Zeit lief ihr davon....Dante redetet um sein Leben.....vielleicht, aber nur vielleicht hatten sie noch eine Chance, wenn es ihr gelingen würde, der Hexe die Aufrufsubstanz zu entreißen....vielleicht...würde Tiamat ihr noch gehorchen...

„soso...im Wald also...und in welche Richtung seid ihr unterwegs gewesen?“

„ich...ich weiß...nicht....glaube....Richtung...Sumpf“

„Was gibt es denn im Sumpf? Ist dort eine der Auserwählten?“

„weiß...nicht...es ist...ein Ziek“

„ein Ziek? was zur Hölle wollt ihr mit einem Pierreaimant?

„öhhh...hä?“

„egal, Hauptsache, ich weiß, wo ich diesen Konsum finden kann. Ist deine Elfe eine der Auserwählten?“

„öhhh...nein“

verzweifelte Todesangst muß in Dantes Gesicht gestanden haben, denn die Hexe brach in ein unheimliches Gelächter aus. Sie hatte gehört, was sie wissen wollte, und nun war ihr Gefangener wertlos. Ja, Dante war ein Seelenverwandter und er wußte, welche Konsequenzen dieser Tatbestand hatte und trotzdem zwang ihn eine unerklärliche Macht, wenigstens seine Elfe zu retten.

„egal, ich werde sie trotzdem töten, du brauchst sie ja jetzt nicht mehr....jetzt wo du selber stirbst......hyarhyrhyr.....danke für die nette Auskunft mein Schnuckelchen *hihihihi* “

„woher.... willst.... du wissen, dass ich.... dir.... die Wahrheit erzählt.... habe?“

stockend und kaum hörbar verspielte der Halbteufel seinen letzten Trumpf in der hoffnungslosen Aussicht, sein Ende noch etwas herauszuzögern

„aber sicher weiß ich das, ich weiß ja auch, dass du gerade gelogen hast, als du sagtest, die Elfe wäre keine Auserwählte, und genau deshalb werdet ihr auch sterben...“

„nur nicht so voreilig, du Miststück!“

Alles ging so schnell, dass Myrna von der Wucht des Aufpralls überrascht wurde, Vinni hatte sich genau vor ihr materialisiert, mit einem gezielten Tritt die Schwerthand nach oben befördert, die Klinge vollführte einen Salto und hätte Dantes Schulter an Myrnas Bett genagelt, wenn er sich nicht hätte rechtzeitig abrollen können

„Dante!!! schnell, die Substanz!"

Das war der große Vorteil der Vampire, ihr übernatürliche Schnelligkeit. Mit einem katzenartigen Sprung, ohne lange nachzudenken warf er die Hexe nach hinten, diese prallte gegen ein kleines Regal voller buntgefüllter Reagenzgläser, Glaskolben und Pulversäckchen, und sackte benommen unter einer Lawine diverser Zaubertränke zusammen.
Beherzt kniete sich die Elfe neben die im eigenen Gebräu badende Hexe und setzte ihr den Dolch auf die Brust, während sich Dante mit seinem Stilett um die Subtanzentfernung kümmerte. Doch in dem Moment, als sich mit brachialer Gewalt die Klinge in die mystische Waffe bohrte um das umklammerte Schmuckstück zu entfernen, zuckte eine Art Stromstoß durch alle Adern des metallenen Gewächses und ein ohrenbetäubender Lärm, fast wie der Todesschrei einer Frau, erfüllte den Raum, brachte die Wände, ja sogar den Boden der Höhle zum Beben...aber der Halbteufel ließ sich dadurch nicht beirren, und einige Momente später war es geschafft, die Substanz aus ihrer Einfassung gelöst das Beben verstummte und Vinni nahm sie glücklich an sich. Doch die Ruhe war trügerisch, es war noch nicht zu Ende, eine alte knochige Hand umklammerte den Dolch-haltenden Arm der Elfe mit eisigem Griff und dort, wo eben noch ein blühender blutjunger Körper seine verführerischen erotischen Rundungen unter nasser Seide im rhythmisch atmenden Auf und Ab bewegte, befand sich nun nichts weiter, als eine abgemagerte, knochige Erinnerung einer Frau. Ein schrilles psychopathisches Lachen signalisierte Vinni, sich aus der Umklammerung zu befreien, dann plötzlich verselbstständigte sich die Hexenklinge, trieb ihre Ranken in alle Richtungen, in die Wände, den Boden, die Decke....panikartig sah Dante sich um, Vinni war verschwunden, sie hatte sehr schnell reagiert und sich in sichere Entfernung teleportiert....und er musste auch hier raus, und zwar schnell, bevor.....bevor ihn die Ranken erwischen konnten. Er griff sich sein Schwert, bekam auch noch im Vorbeifliegen seinen Mantel zu fassen, mit einem gewaltigen Satz die Füße nach vorn gestreckt, bretterte er durch die geschlossene Türe...und stand in einem düsteren Gang. Er sah hinter sich, die Ranken der Hexenklinge hatten den Boden aufgebrochen, der ganze Raum war erfüllt von ihnen, sie fraßen sich durch die felsigen Wände, wie durch Käse, von der Hexe war nichts mehr zu sehen, doch an Aufatmen war nicht zu denken, denn die Waffe war außer Kontrolle geraten...und er musste die Höhle verlassen, wenn er ihr nicht zum Opfer fallen wollte. Er rannte den Gang entlang, es war niemand mehr hier, auch die Türe nach draußen stand sperrangelweit offen, scheinbar hatten die Bewohner der Höhle diese schon beim ersten Beben fluchtartig verlassen. Nur noch ein rettender Meter bis ins Freie, wenn da nicht von einer Sekunde auf die Andere eine metallene Schlinge im Eingangsbereich gewachsen wäre, in der Dante nun mit seinem Fuß hängen blieb und den letzte Meter fliegend mit dem Gesicht nach unten in einer Schlammpfütze im Eingangsbereich beendete. Er versuchte sich schnell aufzurappeln, doch die Hexenklinge hatte sich bereits um sein Bein gewickelt und wollte ihr Opfer nicht gehen lassen. Verzweifelt krallte sich Dante mit seinen Fingern im Erdboden fest um sich von seiner Verankerung loszureißen und schrie nach Vinni, aber statt einer Antwort rauschte der Sturm in den Wipfeln der Bäume, wurde immer stärker, dann flogen Äste in alle Richtungen und ein mächtiger schwarzer Drachenkörper bahnte sich seinen Weg zum Boden. Tiamat!

---------------------------------

Teil 2 demnächst hier im Kino

harre noch etwas aus, Liftylein, dein Michi bekommt bald sicher noch genug zu tun

Zitat Zitat
Irgendwie hab ich gewusst, dass du das sagen wirst, war nur eine Frage der Zeit... (hat länger gedauert als ich dachte). War es der 7. Sinn? oder kenn ich euch schon so gut? oder ist es ein Hauch weiblicher Intuition die von meinem Char auf mich abfärbt? Eine Frage die wahrscheinlich nie gelüftet werden wird.
*Frage nimmt und aus dem Fenster hängt* *lüft*
die Antwort ist ganz einfach: da du mit deiner Aktion schließlich genau das bezwecken wolltest, war meine Reaktion einfach nur logisch ^^, und daß es so lang gedauert hat, lag einfach daran, daß ich ne Weile in Deutschland war und nicht ins Netz konnte.

@Kamahl, solang er nicht Urlaub ins Karlsruhe macht, ist alles noch im grünen Bereich

@Arty, das wirst du noch bitter bereuen, daß du uns so schändlich im Stich gelassen hast