Parallelhandlung 1: Das Mädchen und der Rabe
Parallelhandlung 2: Der Auftrag des Inquisitors

Parallelhandlung 3: Der Söldner aus Kostaki

Link Konzept-Artwork des Söldners (made by Mopry)

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"Der Söldner aus Kostaki"
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Die Stufen nach oben Knarrten mit jedem seiner Schritte. Als der Söldner endlich die Tür aufschloss, strömte ihm eine wohlige Wärme entgegen - endlich Ruhe. Das Feuer knisterte bereits im Kamin, während draußen wieder einmal einer der gefürchteten kostakischen Schneestürme tobte. Hoffentlich hatte ihn niemand erkannt. Die Stadt war ihm fremd und der Herbergsbesitzer hatte ihn so misstrauisch von der Seite angestarrt. Er langte in seine Tasche und zog die kleine schwarze Statuette heraus. Nun erst spürte er den Schmerz und die Verbrennungen an seiner Hand. Sein Blick richtete sich kurz auf den vermeintlichen Übeltäter, seine Arkebuse. Eine wahrlich tödliche Waffe - und schneller als jede Armbrust. Ein Prototyp der sicher noch einiger Nachbesserungen bedurfte, jedenfalls nach dem momentanen Zustand seiner Hand zu urteilen, doch wäre er ohne diese Waffe sicher nicht heil aus dem Militärlager herausgekommen. Sein Blick fiel wieder zurück auf die Statuette, die er erbeutet hatte. Wieso war sie dem Kommandanten des Lagers so wichtig gewesen? Doch was sollte es ihn auch interessieren? Was der Kommandant auch immer in der Reliquie sah, warum "sie" diese Relique auch immer von ihm haben wollte, es war ihm gleich, solange "sie" nur ihren Teil der Abmachung einhielt. Seine Brust schmerzte. Er musterte die Statuette genauer. Ein paar alte Runen waren auf ihr eingraviert. Was diese Runen auch immer bedeuteten, sie waren jedenfalls nicht kostakischen Ursprungs.

"Acedia!" Der Söldner drehte sich blitzschnell um in die Richtung, aus der die Stimme kam. Am Fenster stand eine wunderschöne Frau. "Ihr? Wie seit ihr hier reingekommen?", fragte der Söldner. "Ach Adrik!", entgegnete die Frau, "Du solltest doch so langsam wissen, dass ich meine Mittel und Wege habe." "Acedia also...", Adrik starrte die Runen auf der Statue an. Seine Gedanken rasten. Wieso nannte sie ihn Adrik? Adrik war lediglich der Name, den er sich einst gegeben hatte. Ein Name, der für die Dunkelheit stand. Ein passender Name für einen Söldner, der blitzschnell auftauchen und dann wieder in der Dunkelheit verschwinden musste. Sie war eine der wenigen, die seinen echten Namen kannten, und dabei hatte er ihn ihr nicht einmal verraten. Und dennoch wusste sie ihn, und dennoch nannte sie ihn gerade jetzt Adrik. Adrik merkte, wie seine Gedanken wieder um die kleine Statuette und die Bedeutung der Runen kreisten. Acedia, bedeutete das nicht eigentlich... "Trägheit - ja du hast recht. Die sieben Reliqien, die du für mich suchen sollst, tragen alle die Namen der sieben Todsünden." Hatte sie etwa seine Gedanken gelesen? "Dir mag sicher aufgefallen sein, wie leicht es dir gefallen ist, diese Reliquie zu erbeuten. Das hat damit zu tun, dass die Macht der Reliquie nach und nach auf ihren Besitzer abfärbt. Wer weiß was sich der Eigentümer mit dem Besitz dieser Statue erhofft hatte. Möglicherweise hatte sie ihm die Möglichkeit gegeben seine Aktionen kräftesparender und effektiver durchzuführen. Doch am Ende verfallen alle der Macht der Statue. Ich warne dich, lass dich nie auf diese Reliquien ein. Nur ich weiß wie man mit ihnen umgehen muss." "Und das soll ich dir glauben?", entgegnete Adrik. "Wer sagt, dass ich nicht das nächste Opfer der Statue bin?" Adrik hatte eigentlich nicht wirklich geglaubt, dass ihn die Statue auch nur irgendwie beeinflussen könnte, doch er war neugierig. "Mein Lieber, mach dir da mal keine Sorgen. Du hast schon lange deine Gefühle begraben. Du wirst sicherlich der letzte sein, auf den die Statue Einfluss nehmen können wird. Erfülle du deinen Teil der Abmachung und ich erfülle den meinen." Es klopfte an der Tür. Adrik drehte sich um. Eine Stimme drang durch die Tür. "Mein Herr, haben sie noch Wünsche? Ansonsten geht die Dienerschaft nun zu Bett." "Nein, keine!", erwiderte Adrik. Er wunderte sich. Konnte es schon so spät geworden sein. Adrik drehte sich wieder der Frau zu, doch der Platz wo sie stand, war auf einmal leer.