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Thema: Tingulin - The saga of fire, water, earth and air

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  1. #6
    ok dann trenne ich das ab jetzt mit einer gestrichelten Linie.
    Die Fehler mache ich auch grad raus und ich finde das Zitat auch sehr komisch. Mmmh, wo war den das nochmal genau, dann editiere ich das noch mal.

    So und jetzt der versprochene letzte Teil:
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    Tingulin -Teil 3

    30. Gajan
    Wenn du denkst, es wird nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Diesen Reim kannte auch Ronaldo und er war erstaunt als er dieses Lichtlein in Form eines kleinen Jungen sah.
    Auf seiner Suche nach den Wächtern hatte Ronaldo sich mal wieder etwas überanstrengt. Zwar wollte er sich nicht ausruhen, aber als er mitten in der Klasse zusammen gebrochen war, hatte Tekote ihn widerstrebend ins Bett gesteckt. Und als Tekote gedroht hatte ihn ans Bett zu fesseln, wenn er sich nicht regenerieren würde, hatte auch Ronaldo klein bei gegeben.
    Das hätte fast verhindert das Ronaldo einen der Wächter fand.
    Tinkabell war gerade im Zimmer ihres Onkels, als es an der Tür klopfte. Natürlich öffnete sie die Tür. Ronaldo hörte wie sie mit jemandem redete. Er konnte nur sie verstehen. Der Besucher sprach zu leise.
    Tinkabell: „Was willst du. Mein Onkel muss sich ausruhen.“
    Tinkabell: „Nein, du kannst ihn jetzt nicht sehen. Ich sagte doch, dass er sich erholen muss.“
    Tinkabell: „Mir ist egal, ob es wichtig ist. Ronaldo ist erschöpft und muss sich erholen.“
    Ronaldo: „Wer ist denn da Tinkabell?“
    Tinkabell: „Ein kleiner Junge. Er will dich unbedingt stören.“
    Kaum hatte Tinkabell den Kopf gedreht, schon war der Junge an ihr vorbei in den Raum geschlüpft.
    Gajan: „Ich störe ganz bestimmt nicht. Ich will doch bloß den Meister, den Retter von Tingulin sehen.“
    Tinkabell: „So jetzt wo du ihn gesehen hast, kannst du ja wieder gehen.“
    Ronaldo: „Wie heißt du den?“
    Gajan: „Gajan. Ich komme aus Rheinsfelden, einem Ort 100 Meilen entfernt von hier.“
    Ronaldo: „So weit. Wie bist du nur hierher gekommen? Wieso hat deine Familie einen so langen Weg gemacht?“
    Gajan: „Meine Familie ist tot. Ich bin ganz alleine hierher gekommen. Meine Mutter starb letztes Jahr am Sumpffieber.“
    Ronaldo: „Du bist ganz alleine hierher gekommen! Einen Weg von 100 Meilen zu Fuß. Wie hast du das geschafft?“
    Gajan: Ich bin nur die ersten 10 Meilen zu Fuß gegangen. Dann hat mich ein netter Flussmann den Rest des Weges auf seinem Fesch mitgenommen.“
    Ronaldo: „Trotzdem eine erstaunliche Leistung für einen Jungen deines Alters. Und warum wolltest du unbedingt zu mir?“
    Gajan: „Hey, ich bin schon 13 Jahre alt. Meine Mama hat gesagt, das es keinen edleren und tapferen Mann als euch gibt und deshalb bin ich hier.“
    Ronaldo: „Wer war denn deine Mutter?“
    Gajan: „Sie hieß Aphrosidie. Ich glaube sie kannte euch.“
    „Natürlich“, schoss es Ronaldo durch den Kopf. „Er hatte die gleichen Augen wie sie.“ Diese schönen blauen Augen, in die er sich damals verliebt hatte. Er hatte Aphrosidie auf seiner Reise zu Tekote kannengelernt. Wenn nicht dieser verdammte Krieg gekommen wäre, wären sie sicher ein Paar geworden. Aber so hatten sie weiterziehen müssen. Das war vor ca. 14 Jahren gewesen. „Moment mal. Hatte der Junge nicht gesagt, dass er 13 ist.“ Ronaldo war geschockt. Wenn er sich nicht sehr täuschte, dann war Gajan sein Sohn. Und er hatte es nie gewusst. Oh Aphrosidie! Wie hart musste es für sie gewesen sein, den Kleinen allein aufzuziehen. Wenn er das gewusst hätte.
    Um ganz sicher zu gehen, fragte Ronaldo Gajan noch nach seinem Vater.
    Ronaldo: „Und wer ist dein Vater?“
    Gajan: „Mein Vater? Ich weiß es nicht. Meine Mutter hat es mir nie gesagt.“
    Ronaldo: „Hat sie dir gesagt, wie er aussah.“
    Gajan: „Nein, aber er hat genauso ein Mal wie ich an der rechten Schulter.“
    Und Gajan zeigte ihm eine Unebenheit auf der Schulter, die aussah wie eine Narbe. Ronaldo war geschockt. Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Gajan war sein Sohn. Wie in Trance griff er sich an die rechte Schulter und entblößte sie. Auch dort sah man eine narbenähnliche Unebenheit. Tinkabell schaute Ronaldo überrascht an. Und auch Gajan starrte auf Ronaldos Schulter. War das wirklich sein Vater? Er konnte es nicht fassen. Er sollte mit diesem Held verwandt sein. Tinkabell brach als Erste das Schweigen.
    Tinkabell: „Er ist also dein Sohn.“
    Ronaldo: „Ja ich konnte es zuerst auch nicht glauben, aber jetzt besteht kein Zweifel mehr.“
    Gajan: „Du..., du ... bist mein Vater ?“
    Ronaldo: „Ja, ich habe deine Mutter vor 14 Jahren kannengelernt. Das war kurz vor dem Krieg mit den Gorgs. Ich wusste nicht, das sie schwanger war. Sonst hätte ich sie mit nach Resarke genommen.“
    Tinkabell: „Sie hat dir nichts gesagt?“
    Ronaldo: „Nein, ich wusste nicht, dass ich einen Sohn habe.“
    Gajan: „Papa!!“
    Gajan umarmte Ronaldo stürmisch und auch Ronaldo drückte den Jungen fest an sich. Er hatte einen Sohn. Nach all den Jahren hatte er einen Sohn.
    Ich sagte, dass Ronaldo einen Wächter finden würde. Und das tat er auch. Er hatte gleich gemerkt, dass der Junge begabt war. Und er war furchtbar stolz auf seinen talentierten Sohn. Doch als er merkte, dass Gajan eine Art von Zauber besonders lag, stellte er ihn auf die Probe. Und Gajan bestand. Er machte eine Erdkugel. Jetzt mussten sie nur noch den Luftwächter finden. Doch das sollte gar nicht so einfach sein.

    32. Der letzte Wächter
    Jetzt wo nur noch ein Wächter unbekannt war, suchten Ronaldo und Tekote noch intensiver. Ronaldo testete reihenweise Magier, aber leider ohne Erfolg. Dann brachte Gajan ihn auf eine Idee. Sie würden einen Wettbewerb veranstalten. Dort würden sie sehen, ob einer der Teilnehmer häufig Luftzauber anwandte und konnten dann fragen oder testen, ob er der gesuchte Wächter war. Gesagt, getan. Ronaldo machte den Schiedsrichter und Gajan nahm am Wettkampf teil. Tekote schaute nur zu. Er wollte nicht zeigen, dass er als einziger Flussmann zaubern konnte. Die Magier traten jeweils zu zweit in Duellen gegeneinander an. Gajan war für sein Alter recht gut, aber es reichte nicht. Er wurde vierter. Dritter wurde Alberto, Zweiter ein gewisser Arachno und Erster wurde zu Ronaldos Überraschung sein Lehrling Djego.
    Natürlich testete Ronaldo gleich alle, die gewonnen hatten und alle anderen, die ihm durch besondere Luftfertigkeit aufgefallen waren. Doch um so mehr er testete, um so enttäuschter war er. Zum Schluss war nur noch Djego übrig. Ronaldo schleuderte ihm gerade einen Feuerball entgegen, als Djego eine Windböe verursachte und so Ronaldos Feuerball zurückschickte. Der überraschte Ronaldo wurde hart von seinem eigenen Zauber getroffen. Schon glaubte Ronaldo den Wächter gefunden zu haben. Aber als Djego eine Luftkugel erschaffen sollte, konnte dieser das nicht. Was für ein Reinfall. Sie hatten diesen ganzen Wettkampf umsonst gemacht.
    Eines Tages trafen sich alle drei übernächtigt beim Frühstück. Sie hatten alle schlecht geschlafen. Sie hatten so einen merkwürdigen Traum gehabt. In dem Traum ging es um eine Frau. Sie hieß Aira. Komisch, dass sie alle drei den gleichen Traum gehabt hatten. Was das wohl zu bedeuten hatte? War die Frau vielleicht der letzte Wächter? Aber sie war doch eine Frau. In der Prophezeiung war doch von Männern die Rede. Was sollte das bedeuten?
    Doch der letzte Wächter hatte auch einen Traum gehabt. Er machte sich auf den Weg nach Resarke. Eigentlich war der Wächter ja eine sie. Es war tatsächlich Aira. Auch Ronaldo, Tekote und Gajan machten sich auf den Weg. Sie suchten Aira. Hoffentlich liefen sie nicht aneinander vorbei. Das wäre tragisch. Doch ich habe mal wieder zu schwarz gesehen. Sie fanden Aira natürlich. Gajan war es, der sie als erstes erkannte. Und Aira war gleich von seinem kindlichen Charme entwaffnet. Sie ließ alle Vorsicht fahren und erzählte ihm ihre ganze Lebensgeschichte. Sie hatte schon früh bemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Deshalb hatte sie schon früher beschlossen nach Resarke zu gehen. Aber ihre Eltern hatten sie einfach verheiratet.
    Ihr Mann hatte ihr nicht erlaubt, nach Resarke zu gehen. Aber nachdem sie diesen merkwürdigen Traum gehabt hatte, hatte sie alle Bedenken fahren lassen, hatte ihren Mann Mann sein lassen und war einfach nach Resarke abgehauen. Sonst hätten die drei sie wohl nie gefunden, außer wenn ihr Mann gestoben wäre. Aber damit war nicht zu rechnen, da ihr Mann kerngesund war. Schnell fanden Ronaldo, Tekote und Gajan heraus, dass Aira der letzte Wächter war. Jetzt musste Gajan nur noch ausgebildet werden und dann konnte dieses Vieh ruhig kommen.
    31. Zeit der Vorbereitung
    Jetzt wo sie endlich komplett waren konnten sie endlich damit anfangen Pläne zu schmieden. Als erstes mussten sie herausfinden wo der Ort war, an dem sie das Siegel erneuern konnten. Doch wie konnten sie das herausfinden? Erst einmal wälzten sie die Bücher in der Bibliothek. Dort hatten sie schließlich auch die Prophezeiung gefunden. Vielleicht fanden sie ja noch mehr. Das war doch möglich. Leider fanden sie nicht ganz so schnell etwas, wie sie gehofft hatten. Es gab einfach zu viele Bücher. Wenn sie weiter in diesem Tempo arbeiteten, würden sie nie fertig werden.
    Tekote: „Wir brauchen Hilfe. Wir müssen ein paar Leute ins Vertrauen ziehen, die uns dann beim Suchen helfen.“
    Ronaldo: „Und wie sollen wie das machen. Wir können doch nicht einfach sagen: Bitte helft uns, sonst geht die Welt unter.“
    Aira: „Wir könnten doch sagen, dass wir gerade nach alten Sagen suchen. Wegen einer Doktorarbeit oder so.“
    Ronaldo: „Das könnte gehen.“
    Gajan: „Aber wen sollen wir bitten, uns zu helfen?“
    Ronaldo: „Wie wäre es mit meinen ehemaligen Schülern? Alberto und die anderen sind vollkommen vertrauenswürdig.“
    Tekote: „Hoffentlich helfen sie uns.“
    Natürlich halfen Alberto und seine früheren Klassenkameraden.
    Jetzt, wo ihnen jemand beim Suchen half, konnte Ronaldo endlich Gajan ausbilden. Das war auch bitter nötig, denn der Unterricht den er in der Schule genoss ließ zu wünschen übrig. Deshalb hatte er bei dem Wettkampf auch nicht gewonnen. Jeden Tag trainierten Vater und Sohn. Schon bald machte Gajan Fortschritte. Und er war schnell genauso gut wie sein Vater. Ronaldo war furchtbar stolz. Am Ende seiner Ausbildung ließ Ronaldo seinen Sohn noch gegen die beiden anderen Wächter antreten. Und man glaubt es kaum, der Junge gewann. So stolz wie Ronaldo danach war konnte nur ein Vater auf seinen Sohn sein. Zur Feier des Tages machte er mit dem Jungen noch einen Ausflug auf den Markt von Resarke. Er erinnerte sich noch gut daran, wie seine Augen geleuchtet hatten, als er als kleiner Junge den Markt das erste Mal zusammen mit Chiron besucht hatte. Der alte Mann würde ihm fehlen. Wie gerne hätte er Chiron seinen Sohn vorgestellt.
    Sie waren schon ein komisches Gespann. Ein Junge, eine Frau und zwei alt Männer wollten zusammen die Welt retten. Wie sollten sie das schaffen? Sie wussten noch immer nicht, wo der Ort war. Auch kannten sie die Gesänge nicht. Sie hatten noch viel Arbeit vor sich. Hoffentlich fanden sie endlich etwas in der Bibliothek. Sonst waren sie aufgeschmissen. Wie sollten sie das Siegel richten ohne zu wissen, wie das zu machen war. Es musste etwas geschehen. Trotzdem schmiedeten sie schon Pläne. Alle trainierten fleißig und suchten nach etwas brauchbaren.

    32. Aufzeichnungen
    Doch dann fanden sie endlich etwas. Wieder war es Gajan, der ihnen mit seinen scharfen Augen half. Er zog das zerfledderte Manuskript aus dem Stapel von Bücher. Es war eine Art Tagebuch, geschrieben auf Tierhäute. Sonst wäre es wahrscheinlich nicht erhalten geblieben. Denn nach dem Inhalt zu schließen, war es schon mehrere tausend Jahre alt. Jetzt fragt sich der Leser, wofür sie ein Tagebuch brauchen konnten, das mehrere tausend Jahre alt war. Doch in diesem Fall war es wirklich brauchbar, denn der Verfasser war ein gewisser Boreas. Und der aufmerksame Leser weiß, dass Boreas einer der Wächter war. Nämlich der Luftwächter.
    17. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Heute hat Pyrus eine Prophezeiung gefunden. Diese hat ihn auf die Idee gebracht, das Vieh in einer anderen Welt zu verbannen. Wir haben schon einige Sachen ausprobiert. Aber es hat nichts gebracht. Bis jetzt wissen wir nur, dass wir Luft, Erde, Feuer und Wasser verbinden müssen. Auch habe ich eine Vermutung, wo die Zeremonie abgehalten werden muss. Es gibt da so einen Platz im alten Wald, wo ich eine besonders starke Magie spüre. Dieser Ort war schon früher eine Opferstätte bei den alten Gelten. Und dort befindet sich auch das Grab eines Hohenpriesters; eine Art Gruft. Das alles sind Gründe für mich, die dafür sprechen, dass dies der gesuchte Ort ist.

    20. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Wir hatten einen Durchbruch. Endlich haben sich Feuer, Wasser, Luft und Erde im richtigen Verhältnis verbunden. Auf einmal entstand eine Kugel. Doch dann geschah nichts mehr. Wir müssen es im alten Wald beim Grab des Hohenpriesters ausprobieren. Erst dort wird es uns möglich sein das Vieh zu bannen. Aber ich spüre, dass das noch nicht alles sein kann. Irgendetwas fehlt. Ein Zauberspruch oder eine magische Hymne. Es muss da noch etwas geben. Ich weiß nur noch nicht was.

    25. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Wir haben es gebannt. Vor drei Tagen trafen wir uns am Grab des Hohenpriesters und vollzogen den Zauber. Aber etwas war merkwürdig. Wir wurden beobachtet. Es war eine Gruppe von schwarzgekleideten Männern, die uns beobachteten. Sie gingen uns bis jetzt noch aus dem Weg. Aber wie lange noch? Was haben sie im Sinn? Als wir unseren Zauber durchführten, konnte ich ihre misstrauischen Blicke förmlich spüren. Es war gespenstisch, die dunklen, druidenähnlichen Gestalten um sich zu sehen. Und es waren gut zwei Dutzend Männer. Wir könnten sie leicht abwehren, wenn sie keine Magier waren, doch wenn sie magische Kräfte hatten, sah die Sache schon etwas anders aus. Ich werde sie im Auge behalten.

    26. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Wir werden immer noch bewacht. Langsam werden die Typen mir unheimlich. Es kam zum ersten Mal zu Streitigkeiten unter uns. Pyrus und Aquan konnten sich nicht einig werden, was zu tun war. Auch ich bin mir nicht sicher. Aber wir sollten zusammen bleiben. Wenn die Druiden wirklich angreifen, sollten wir zu viert sein. Wir können uns als Gruppe besser wehren. Aber wenn es weiterhin so gespannt zwischen uns bleibt, werden wir uns wohl trennen.

    27. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Die Streitigkeiten haben zugenommen. Pyrus und Aquan sind wie Feuer und Wasser. Wir werden uns wohl bald trennen. Wir waren doch mal so gute Freunde. Was ist bloß los? Es ist fast so, als ob der Lange Krieg jetzt zwischen uns ausgebrochen wäre. Wieso kommt es sooft zu Streit zwischen uns? Das ist doch unnormal. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich mache mir wirklich Sorgen. Übt es vielleicht doch noch Macht auf uns aus? Aber wir haben es doch gebannt. Es ist fast so, als hätte es uns mit seiner letzten Kraft noch verflucht.

    29. Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Wir haben uns getrennt. Jetzt geht wieder jeder seinen eigenen Weg. Ich weiß nicht, ob das gut war. Die Druiden beobachten mich immer noch. Was wollen die bloß?

    Letzter Tag des 3ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Einer der Druiden hat Kontakt zu mir aufgenommen. Gerade als ich dacht meine Schatten abgehängt zu haben, trat er aus dem Gebüsch. Ich wollte schon einen Wirbelsturm heraufbeschwören, als er mir zu verstehen gab, dass er nichts böses im Sinn habe. Er habe mich schon einige Zeit beobachtet und dabei habe er bemerkt, dass ich Seinem Einfluss am wenigsten Unterlegen sei. Das Vieh hatte uns also wirklich verhext. Maluck, so heißt der Druide, hat mir noch mehr gesagt. Wer oder was er ist. Und er ist sehr freundlich. Wenn die anderen Druiden genauso sind, werden wir gut miteinander auskommen. Trotzdem werde ich die Augen offen halten.

    1. Tag des 4ten Mondes im 103ten Jahr des Langen Krieges:
    Obwohl Maluck eindeutig den Eindruck erwecken wollte, dass es keinen Grund zur Sorge gab, bestand er darauf, eine wache aufzustellen, wenn wir schliefen. Merkwürdig. Was ist da los? Und wieso sehe ich die anderen Druiden nicht mehr? Irgendwas ist da im Busch. Und ich werde herausfinden was. Selbst wenn ich den freundlichen Maluck foltern muss. Unsere Mission ist zu wichtig. Und sie ist erst zu Ende, wenn ich denke, dass dieses Vieh für immer eingekerkert ist.

    3. Tag des 4ten Mondes im 0ten Jahr nach dem Langen Krieg:
    Maluck begleitet mich immer noch. Ich habe auch ohne Folterung etwas aus ihm herausgebracht. Die Druiden sind Jünger des Hohenpriesters, der hier begraben liegt. Sie haben uns verfolgt, Weil sie wissen wollten, wer wir waren und was wir im alten Wald zu suchen hatten. Als ich ihm meine Befürchtung mit dem Ausbruch des Viehs sagte, reagierte er abwehrend. Er sagte dass nicht mal Es es schaffen würde, so einen starken Zauber zu überwinden. Aber stimmt das wirklich. Ich meine, Maluck ist kein Zauberer und versteht deshalb nichts davon. Soll ich ihm wirklich vertrauen und wieder nach Hause zurückkehren, als ob nichts passiert wäre? Nein, meine Aufgabe hier ist noch nicht erfüllt. Ich muss das Siegel bewachen und dafür sorgen, dass Es nie wieder herauskommt.

    5. Tag des 4ten Mondes im 0ten Jahr nach dem Langen Krieg:
    Nach fast zwei Wochen im Wald, gehen die Vorräte zur Neige. Wir werden bald ein Dorf aufsuchen müssen oder ich gehe auf die Jagd. Das habe ich zwar seit meiner Zeit als Lehrling nicht mehr gemacht, aber es wird schon gehen. Beim Grab hat sich bis jetzt nichts getan. Es sieht so aus, als ob Maluck Recht gehabt hätte. Aber man kann nie vorsichtig genug sein.

    7. Tag des 4ten Mondes im 0ten Jahr nach dem Langen Krieg:
    Heute war ich auf der Jagd. Ich war ganz schön aus der Übung. Trotzdem habe ich es geschafft durch ein paar Windböen einige Vögel zum Absturz zu bringen. Wir hätten noch eine Wildsau erlegen können. Aber als wir sahen, dass sie zur Zeit ihre Ferkel groß zog, haben wir sie ihrer Wege ziehen lassen. Ich werde noch bis Ende des Monats im Wald bleiben. Dann kehre ich nach Hause zurück. Aber nur, wenn ich mir ganz sicher bin, dass die Welt sicher ist. Ich werde das Siegel bewachen. Und wenn es wirklich ausbricht, werde ich dafür sorgen, dass es wieder im Kerker schmort. Ich würde mein Leben dafür geben diese Welt zu retten.

    14. Tag des 4ten Mondes im 0ten Jahr nach dem Langen Krieg:
    Heute habe ich zum ersten Mal eine Veränderung am Siegel festgestellt. Irgendetwas geht da vor. Ich muss herausfinden, ob sich das Vieh befreit. Außerdem habe ich Maluck ausgesendet, um die anderen zu suchen. Wenn das Vieh wirklich ausbricht, müssen wir gemeinsam gegen es kämpfen. Die Veränderung ist nicht zu sehen, aber man spürt sie. Das magische Spektrum hat sich gewandelt. Man spürt da eine andere dunkle Magie. Einen düsteren Hauch in der Luft, der kaum bemerkt wird. Ein Odem des Bösen. Man kann es schlecht beschreiben. Ich hoffe die anderen kommen bald. Zwar kann ich kurzzeitig den Ausbruch des Tieres verhindern, aber es wird nicht lange ohne die anderen gehen. Ich liebe das Leben. Ich liebe diese Welt. Für diese Welt würde ich alles tun. Alles. Sogar sterben, wenn es sein muss. Freunde! Bitte beeilt euch! Ich will noch nicht sterben. Ich liebe das Leben. Von Luft alleine kann man nicht leben. Merkt euch das, wenn man von mir nur noch diesen letzten Gruß finden sollte.
    An dieser Stelle ändert sich die Handschrift. Man merkt, dass jemand anderes das Tagebuch weitergeführt hat. In diesem Fall war das Pyrus.

    27. Tag des vierten Mondes
    Mein alter Freund, es war tatsächlich dein letzter Gruß. Nachdem das Tier wieder sicher verwahrt war, gingst du von uns. Du hast tapfer bis zu unserer Ankunft ausgeharrt. Wir sind schuld. Wir hätten uns nicht trennen dürfen. Ich hätte dir so gern meinen Sohn vorgestellt. Als du noch lebtest, war meine Frau noch schwanger. Gestern, drei Tage nach deinem traurigen Schicksal, kam er zur Welt. Ich habe ihn Ikarus genannt. Er soll wie du ein Künstler der Luft werden. Zwar ist das keine Begabung, die in der Familie liegt, aber ich spüre schon jetzt, dass der Junge deinen ruhigen, ausgeglichenen Charakter hat. Ich werde dich vermissen.
    Dein ewiger Freund,
    Pyrus.

    Hier endet das Manuskript. Ronaldo, Tekote, Aira und Gajan, der vorgelesen hatte schauten sich verwundert an. Jetzt wussten sie wenigstens mit was sie es zu tun hatten. Und vor allem, wo der Ort war, and dem sie zu zaubern hatten. Aber warte mal. Das wussten sie doch nicht, denn es war fraglich, ob der Alte Wald nach dieser langen Zeit noch existierte und sie hatten noch nie etwas von den Gelten gehört. Wo konnte dieses Grab nur sein? Und ob es diesen Druiden-Orden noch gab? Mal wieder Fragen über Fragen. Sie konnten nichts weiter tun, als die Bücher zu wälzen. Das war zwar mühselig, aber sie hatten wenigstens einen Anhaltspunkt. Sie suchten nach einem alten Wald, in dem sich das Grab eines Hohenpriesters befand. Am besten wäre es sie würden eine alte Karte finden auf der der Alte Wald noch verzeichnet war. Doch war es unwahrscheinlich, dass so eine Karte bis heute noch erhalten war. Wie sollten sie nur den Ort finde, an dem die Zeremonie zur Erneuerung des Siegels abgehalten werden musste.

    35. Das Grabmahl
    Eine Karte war dann doch schneller gefunden als erhofft, aber jetzt musste man noch herausfinden, wo dieser alte Wald heute war. Danach musste man auch noch das Grab des Hohenpriesters finden. Und das war mal wieder gar nicht so einfach, denn auf der Karte war kein Grabmahl verzeichnet. Sie musste also vor Ort das ganze Gelände abgehen und danach suchen. Das war wie nach einer Nadel im Heuhaufen zu suchen. Sehr mühselig. Dort stand nämlich noch immer ein Wald und der machte das vorankommen nicht gerade einfach. Immer wieder stolperte einer der vier über eine Wurzel oder bekam einen tiefhängenden Ast ins Gesicht. Schon bald hatten sie viele Kratzer und blaue Flecken. Doch dann fanden sie so etwas wie eine Opferstätte.
    In der Mitte befand sich ein Altar. Rundherum waren Steine aufgestellt. (Stonehenge ähnlich) Aira ging in die Mitte des Kreises zu dem Altar. Da sah sie, das im Altar etwas eingraviert war. Das war tatsächlich das Grab des Hohenpriesters. Hier würden sie also den Zauber durchführen. Hier würden sie Feuer, Wasser, Luft und Erde verbinden und somit das Siegel erneuern. Doch es war so karg. Was war an diesem Ort so besonders?
    Schon einen Augenblick später spürte sie die Magie des Ortes. Dies war wirklich ein magischer Ort. Man konnte das Knistern in der Luft spüren. Hier konnte man wahrlich einen starken Zauber machen. Dieses Vieh würde sich vorsehen müssen. Mit ihnen war an so einem Platz nicht zu spaßen. Die Umgebung stärkte sie förmlich. Sie sog die Energie in sich auf.
    Das Grabmahl war ein verwunschener Ort. Schon immer erzählten sich die Bauern, die rund um den Wald wohnten sich merkwürdige Geschichten. Von dunklen Gestalten, Geistern und bösen Mächten war hier die Rede. Es war so, als ob die normalen Menschen die Anwesenheit der Magie spüren würden. Darum beäugte man die vier Fremden auch sehr misstrauisch. Es hatte Stunden gedauert einen Führer zu finden, der sie wenigstens in die Nähe brachte. Und auch der hatte ganz genau wissen wollen, was sie denn vor hätten. Da kam wieder die alte Geschichte von den Sagen und der Doktorarbeit. Das brachte den sonst so wortkargen Führer dazu, ihnen lang und breit über die einzelnen Gestalten zu berichten, die er und seine Vorfahren hier schon gesichtet hatten. Das gab ihnen zwar Aufschluss über die heimischen Sagen, war aber nicht sehr hilfreich. Was sollten sie auch damit anfangen, dass es an dem Ort an dem sie einen mächtigen Zauber vollziehen wollten angeblich spukte. Was war daran dran? Stimmte auch nur ein Körnchen oder war es nur harmloses Bauerngewäsch. Wenn man von der Intensität ausging mit der er sprach konnte schon ein Teil stimmen.
    Langsam drehte sie sich im Kreis. Sie konnte das Siegel spüren - den Wall der sie alle davor bewahrte von dem Vieh angegriffen zu werden. Behutsam strich sie mit ihrem Geist über die Oberfläche. Es war gute Arbeit. Der Wall würde noch bis zum Ende der Welt stehen. Doch dann fühlte sie den Riss und spürte seine Macht. Das traf sie wie ein Hammerschlag. Gierig starrte man sie hinter dem Wall an. Der Riss war an den meisten Stellen nur haarfein, doch in der Mitte war er schon daumendick. Und wenn der Riss größer würde, könnten die ersten kleinen Tiere schon hindurch schlüpfen. Das musste verhindert werden. Sie musste herausfinden, wie es zu dem Riss gekommen war.
    Dazu drang sie tiefer in den Wall ein. Sie hörte die alten Gesänge. Was für eine Harmonie. Im Gleichklang ertönten die Stimmen der Sänger. Sie ließ sich in der Melodie treiben. Doch was war das?! Ein Missklang. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie bei jedem Ton. Was war das für ein schrecklicher Klang? Sie versuchte sich die Ohren zu zu halten, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie wand sich vor Schmerzen. Es wurde immer schlimmer. Da war ein Sog, der sie genau in das Zentrum des Lärms zog. Was konnte sie nur tun? Die Schmerzen waren unerträglich. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Dann brachte sie ein anderer Schmerz zurück. Jemand rief ihren Namen und schlug ihr dabei immer wieder ins Gesicht. Langsam kam Aira wieder zu sich.
    Ronaldo: „Was war bloß los mit dir? Du hast geschrieen wie am Spieß und dich vor Schmerzen gekrümmt.“
    Aira: „Ich war im Wall.“
    Die Anderen schauten sie erstaunt an.
    Aira: „ Ich habe den Riss im Siegel gesehen. Er kommt von einem Missklang in den Gesängen. Es war schrecklich.“
    Ronaldo: „Was war den los? Warum hast du geschrieen?“
    Aira: „Es war dieser Missklang, der mich an den Rand des Wahnsinns brachte. Er hämmerte in meinem Kopf und verursachte unglaubliche Schmerzen.“
    Da erinnerte Sich Ronaldo an die Schlacht mit den Gorgs und wie er von Rhotos gefoltert worden war. Er wusste, wie Aira jetzt zumute sein musste. Er ließ sie in Ruhe und sagte auch den Anderen, dass sie sich jetzt ausruhen müsse.
    Nachdem sich Aira erholt hatte, fragten die Anderen sie aus. Sie musste Alles ganz genau erzählen. Der Riss musste so schnell wie möglich geschlossen werden. Dazu musste neue Magie verwoben werden und der Missklang musste verschwinden. Doch wie sollten sie das machen? Aira hatte da schon eine Idee. Zuerst würden sie die Kugeln verbinden und während die anderen drei die Gesänge sangen und die Magie verwoben, würde sie in den Wall eindringen und den falschen Klängen ihre richtige Melodie aufzwingen. Dadurch würde das Siegel geheilt werden.
    Die vier standen im Kreis um den Altar. Ronaldo stand Tekote gegenüber und Aira Gajan. Die Energie pulsierte durch ihre Körper. Langsam vereinigten sich die Elemente. Jetzt drang Aira in den Wall ein. Diesmal suchte sie den Missklang. Schon vorher sang sie mit den vier Echos aus vergangener Zeit. Immer noch dröhnten die falschen Töne in ihrem Kopf. Doch jetzt war sie vorbereitet und sang laut den Gesang. Stück für Stück veränderten sich die falschen Klänge und reihten sich in die Melodie ein. Während dessen wartete Es schon. Es würde sich die Frau schnappen, wenn sie nah genug war. Doch Aira ahnte so etwas schon und hielt genug Abstand. Dann waren der Missklang und der Riss verschwunden. Aira konnte in ihren Körper zurückkehren.
    Jetzt wo das Siegel wieder erneuert war machten sie sich keine Sorgen mehr. Sie übernachteten beim Grabmahl. Außerdem hatten sie vor noch eine Weile auf das Siegel aufzupassen.
    Spät in der Nacht nach einer ausgelassenen Feier gingen die Vier zu Bett. Erschöpft von den Ereignissen des Tages schliefen sie schnell ein. Doch durch das Übernachten an diesem Ort, machten sie den gleichen Fehler wie ihre Vorgänger. Zwar konnte Es nicht durch den Wall, aber es konnte noch immer seine Ränke schmieden. Das damals war kein Fluch gewesen.

    36. Sand der Zeit
    Ein dunkler Strudel riss ihn mit sich und brachte ihn an einen Ort seiner frühsten Erinnerung. Er saß auf seinem Stein und starrte ins Wasser. Tecko spielte mit seinem Fesch. Wieso konnte er nicht auch einen Fesch bekommen, so wie Tecko? Nur weil er keine Schwimmhäute hatte?
    Stimme: „Weil sie anders sind als du.“
    Ronaldo: „Anders?!“
    Stimme: „Ja, sie sind anders als du. Sie werden nie so sein wie du. Sie werden dich nie verstehen können.“
    Ronaldo: „Aber Tecko versteht mich doch.“
    Stimme: „Nein, er ist auch anders als du. Schau! Während du hier alleine sitzt, spielt er unbekümmert mit seinem Fesch. Er wird dich nie wirklich verstehen.“
    Ronaldo: „Aber!“
    Stimme: „Kein aber. Sie hassen dich, weil du anders bist. Weil du keiner von ihnen bist. Und weil sie nie so sein werden wie du, werden sie dich auch nie verstehen können.“
    Ronaldo: „Ja, sie werden nie so sein wie ich.“
    Auch Tekote erinnerte sich. Er hatte gerade seinen Vater beerdigt. Er lehnte mit der Schaufel in der Hand an einem Baum. Erinnerungen an seinen Vater schossen ihm durch den Kopf. Und zum wiederholten mal fragte er sich, warum er allein war. Seine Eltern hatten ihn geliebt wie einen richtigen Sohn, trotzdem war er nie am Grab von Fatma gewesen.
    Tekote: „Er weiß ja nichts von ihrem Tod.“
    Stimme: „Trotzdem hätte er euch mal besuchen können.“
    Tekote: „Er ist sehr beschäftigt.“
    Stimme: „Ist er das wirklich?! Es ist doch so, dass er nicht wie du ist und deshalb eure Traditionen nicht richtig kennt. Er weiß nicht, dass die Eltern von allen lebenden Söhnen begraben werden sollen.“
    Tekote: „Er weiß es nicht.“
    Stimme: „Trotzdem er kann dich nicht verstehen. Er ist nicht wie du. Er hasst dich, weil er anders ist als du. Er wurde als Kind schon immer anders behandelt, weil er etwas besonderes war. Er hat dich immer gehasst, weil er deine Eltern für sich alleine haben wollte. Und jetzt ist er nicht mal auf der Beerdigung.“
    Tekote: „Er hätte uns wenigstens mal besuchen können.“
    Stimme: „Das stimmt. Er war schon immer anders als du. Er wird dich nie verstehen. Er ist nicht wie du.“
    Und wie alle anderen hatte auch Aira eine unangenehme Erinnerung. Er hatte sie benutzt. Er hatte sie ausgenutzt und verbraucht. Und jetzt sollte sie heiraten. Nur weil er so ein A**** war.
    Aira: „Ich hasse die Männer. Alles ein Haufen von rohen Schlägern und Heuchlern.“
    Stimme: „Und sie sind alle gleich.“
    Aira: „“Ja, aber die drei sind anders.
    Stimme: „Nein, sie sind auch Männer. Sie wissen nichts von den Gefühlen einer Frau.“
    Aira: „Aber!“
    Stimme: „Denk doch an Gajan. Sein Vater hat seine Mutter einfach im Stich gelassen und er hat ihm verziehen, als ob nichts gewesen wäre.“
    Aira: „Er wusste doch nicht von seinem Sohn.“
    Stimme: „Trotzdem hätte er seine alte Liebe mal besuchen können. Auch sie hätte jemanden heiraten müssen den sie nicht liebt, wegen dem Kind.“
    Aira: „Ich weiß nicht davon, dass sie das getan hätte.“
    Stimme: „Aber sie musste dafür viel erdulden, weil diese Welt von Männern dominiert wird.“
    Aira: „Von rohen Schlägern und Heuchlern.“
    Stimme: „“Und sie helfen den Frauen kein bisschen. Nicht einer, sie halten immer zusammen. Aber hat deine Mutter zu dir gehalten?
    Aira: „Nein.“
    Stimme: „Sie sind alle so.“
    Aira: „Ja.“
    Gajan war mal wieder auf den Heuboden geflüchtet. Er hatte mit seiner Mutter gestritten. Sie wollte ihm nicht sagen, wer sein Vater war. Wieso? Liebte er ihn nicht? Wie sah er aus? Wie hieß er? War er tapfer und stark? Wie war er? Er wusste es nicht. Jeder hatte einen Vater, nur er nicht. Wieso? War er nicht genauso hübsch und nett wie andere Kinder?
    Gajan: „Wieso?!“
    Stimme. „Weil er dich hasst.“
    Gajan. „Aber er kennt mich doch gar nicht.“
    Stimme: „Du bist für5 ihn bloß ein Bastard.“
    Gajan: „Bastard?“
    Stimme: „Er will dich nicht. Du bist unerwünscht.“
    Gajan. „Aber!“
    Stimme: „Still! Er hasst dich. Glaube mir!“
    Gajan: „Nein!!“
    Stimme: „Was!“
    Gajan. „Er liebt mich. Er hat mich mit offenen Armen aufgenommen.“
    Stimme: „Er behält dich nur so lange, er dich braucht. Weil du einer der Wächter bist. Doch jetzt will er dich so schnell wie möglich los werden.“
    Gajan: „Er wusste zuerst nicht, dass ich ein Wächter bin.“
    Stimme: „Aber er spürt es doch, wenn jemand magische Kräfte hat. Wiso sollte er dann nicht auch spüren, wenn jemand ein Wächter ist?“
    Gajan. „Ich glaube dir nicht. Du bist Es.“
    Stimme: „Du glaubst mir nicht? Das wirst du bereuen.“
    Gajan: „Du wirst es bereuen, es versucht zu haben."
    37. Dicke Luft
    Und wieder war es nur einem Wächter möglich gewesen, ihm zu wiederstehen. Würde der Widerstandskämpfer auch diesmal sterben? Ich hoffe, dass die Anderen das falsche Spiel diesmal früher erkennen.
    Als Gajan aufwachte, merkte er gleich, dass dicke Luft herrschte. Tekote, Ronaldo und Aira stritten sich. Es ging anscheinend darum, ob sie abreisen sollten oder nicht.
    Tekote: „ Ich dich nicht verstehen!? Ich verstehe dich klar und deutlich. Du willst uns mal wieder im Stich lassen. So wie damals.“
    Ronaldo: „ Du verstehst ja nicht mal dich selbst.“
    Tekote: „Ach! Und was verstehe ich nicht? Kann der Meister mir das vielleicht sagen!“
    Ronaldo: „du verstehst einfach nicht, dass ich Verpflichtungen habe. Ich habe die Verantwortung für eine ganze Menge von Leuten.“
    Tekote: „Verpflichtungen! Das ich nicht lache. Du hattest auch mir und meiner Familie gegenüber Verpflichtungen und hast du sie eingehalten?“
    Ronaldo: „Du weißt, dass ich viel um die Ohren habe.“
    Aira. „Um die Ohren habe! Wenn ich das schon höre. Ihr Männer habt doch immer eine Ausrede. Wir haben auch viel um die Ohren und trotzdem schauen wir immer nach unseren Kindern und vergessen sie nicht einfach.“
    Ronaldo: „Vergessen? Was soll das schon wieder heißen? Ich habe meinen Son nicht vergessen. Ich wusste nicht mal, dass er existiert.“
    Aira: „Du hättest seine Mutter wenigstens mal besuchen können, wenn du sie so geliebt hast.“
    Ronaldo: „Wir hatten uns aus den Augen verloren. Ich dachte, sie hätte schon eine eigene Familie gegründet.“
    Aira: „Das hat sie ja auch gemacht. Aber kannst du dir vorstellen, wie es ist als Frau ein uneheliches Kind zu haben. Man ist ausgestoßen aus der Gesellschaft. Man wird behandelt wie ein Aussätziger.“
    Tekote: „Jetzt hör aber auf!“
    Aira: „Du hast ja keine Ahnung. Ihr Männer seid alle gleich.“
    Tekote. „Aber was hat das alles mit unserer Abreise zu tun?“
    Aira: „Jetzt behauptest du auch noch, dass ich vom Thema abgelenkt habe.“
    Gajan: „Was macht ihr denn da. Wieso streitet ihr euch. Solltet ihr nicht lieber überlegen, was zu tun ist?“
    Aira: „Du stellst dich also auf seine Seite, obwohl er an all deinem elend schuld ist.“
    Gajan: „Ich stelle mich auf Niemandes Seite. Natürlich hatte meine Mutter es schwer und natürlich hätte mein Vater uns besuchen können, aber mit Trauer und Hass kann man nichts ändern. Es ist wichtig, was jetzt ist. Und nicht mehr was einmal war.“
    Zuerst schien Aira von Gajans Worten sehr berührt. Sie lächelte sogar etwas, aber dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie schrie ihn an.
    Aira: „Heuchler!“
    Ronaldo: „Was soll das schon wieder heißen? Merkst du nicht, dass der Junge dir gerade sein Herz ausgeschüttet hat?“
    Aira: „Ihr sagt doch alle nicht die Wahrheit, sobald du den Mund aufmacht.“
    Tekote: „Du übertreibst mal wieder maßlos.“
    Aira: „Ach ja!“
    Tekote: „Ja!“
    Gajan: „ Hört doch endlich auf. Das bringt doch nichts. Ihr seid doch Freunde. Ihr habt eine Aufgabe. Ich persönlich werde nicht eher gehen, bis ich weiß, dass dieses Vieh sicher verwart ist. Wir müssen zusammen halten. Sonst gehen wir unter. Nur gemeinsam sind wir stark. Merkt ihr nicht, dass hier das gleich geschieht wie bei den anderen Wächtern. Ihr streitet euch und werdet euch trennen und dann wird einer sterben. Ich weiß auch schon wer.“
    Den letzten Satz sagte Gajan nicht laut. Er dachte ihn nur.
    Von Gajans Worten wach gerüttelt blieben sie noch ein paar Tage beim Grabmahl. Doch man merkte, das die Situation immer angespannter wurde. Von Tag zu Tag stritt man sich mehr und es fiel Gajan immer schwerer die Streithähne zu beschwichtigen.
    Bald half es auch nicht mehr, dass er darauf hinwies, dass das alles zu seinem Plan gehörte. Sie stellten sich sogar bald gegen ihn. Was sollte er bloß tun, um die Spaltung der Gruppe zu verhindern? Er brauchte Hilfe. Da fasste er Gajan einen verzweifelten Plan. Hatte ihr Führer nicht von dunklen Gestalten geredet? Könnte es sich dabei um die Druiden handeln? Gajan würde sie suchen und mit ihnen Kontakt aufnehmen. Vielleicht konnten die ihm helfen.
    Es war schwieriger als er gedacht hatte die Druiden zu finden. Anders als bei seinen Vorgängern hielten sie sich nämlich versteckt. Doch davon ließ Gajan sich nicht entmutigen. Er suchte einfach weiter. Jeden Tag ging er in den Wald. Er erzählte den anderen einfach, dass er einen Spaziergang mache. Zwar bereitete es ihm Unbehagen sie alleine zu lassen, aber es ging nicht anders. Erbrauchte dringend Hilfe. Wenn er nicht bald etwas unternahm, würden sie sich trennen. Und das wollte er auf jeden Fall verhindern.

    38. Die Druiden
    Wieder war Gajan auf einem seiner Spaziergänge. Er streifte durch den Wald und achtete auf Spuren. Gerade wendete er sich enttäuscht von einer Fährte ab, die eindeutig von einem Hirsch stammte, als er etwas entdeckte. Ein Stück schwarzer Stoff hing an einem Ast. Das konnte nur von einem der Druiden stammen. Denn die Bauern mieden den Wald und sie hatten nichts schwarzes an. Bald entdeckte er die frischen Fußstapfen eines Menschen. Endlich hatte er einen Anhaltspunkt. Vorsichtig folgte er der Spur. Doch was war das? Hier endeten die Spuren abrupt. Er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Da schaute er zufällig nach oben und entdeckte jemanden im Baum. Es war ein schlanker schwarz gekleideter Mann. Er sah jung aus, aber Gajan konnte schlecht sagen wie alt er war, da der schwarze Umhang seinen ganzen Körper bedeckte. Langsam ging er auf den Baum zu. Und sprach den jungen Mann an, als er nah genug dran war.
    Gajan: „Hallo, wer bist du? Ich heiße Gajan.“
    Druide: „Das wissen wir.“
    Gajan: „Wirklich! Woher?“
    Druide: „So bleiben die Wächter,
    die Magiepächter
    auf ewig am Leben
    das Schicksal zu weben“
    Gajan: „Was?!“
    Druide: „Du bist ein Sohn Gaias, ein Sohn von Mutter Erde.“
    Gajan: „Ja daher kommt mein Name. Meine Mutter gab ihn mir.“
    Druide: „Das Schicksal gab ihn dir. Nomen est omen.“
    Gajan: „Wie, was?“
    Druide: „Du bist so unwissend. Deshalb war es bestimmt, dass wir uns treffen.“
    Druide: „Ich bin der Maluck.“
    Gajan: „Der Maluck?“
    Druide: „Ja mir war es bestimmt den Widerstandskämpfer zu finden.“
    Gajan: „Zu finden? Ich habe dich gefunden. Und wie heißt du eigentlich?“
    Druide: „Ich bin Nektarius und das ist Argus.“
    Und schon landete ein Falke auf seinem Arm.
    Gajan: „Was für ein schönes Tier.“
    Nektarius: „Auch er hat dich gefunden. Nicht umsonst heißt er Argus. Aber ich weiß nicht, wer dich zuerst erspäht hat.“
    Gajan: „Ich brauche Hilfe.“
    Nektarius: „Auch das ist uns bekannt. Es beginnt wieder.“
    Gajan: „Es beginnt!“
    Nektarius: „Wieder sind die Samen der Zwietracht gesät worden und sie fange schon an zu keimen.“
    Gajan: „Woher weißt du das?“
    Nektarius: „Schon damals gab es das Problem.“
    Natürlich kam Nektarius mit zum Lager. Nicht zu früh, denn schon wieder war ein heftiger Streit im Gange. Die Saat ging auf. Gajan fragte sich, ob der Druide ihm wirklich helfen konnte. Der Streit war so heftig, das sie ihn anfangs nicht bemerkten.
    Aira: „Heuchler! Du gibst nie deine Fehler zu.“
    Ronaldo: „Falsche Schlange!“
    Aira: „Was hast du da gesagt? Du falscher Fuffziger!“
    Ronaldo: „Immer wieder behauptest du Dinge, die nicht stimmen. Ich habe sie nicht im Stich gelassen.“
    Tekote: „Aber mich und meine Familie hast du allein gelassen.“
    Nektarius: „Habt ihr eure Bestimmung vergessen?“
    Tekote: „Wer bist du denn?“
    Gajan: „das ist Nektarius, einer der Jünger des Hohenpriesters.“
    Nektarius: „Habt ihr eure Aufgabe aus den Augen verloren?“
    Ronaldo: „Was?“
    Nektarius: „Ihr seid so blind. Merkt ihr denn gar nichts?“
    In diesem Moment kam es ihnen so vor, als ob von dem Druiden eine magische Kraft ausgehen würde. Und sie spürten Seine Anwesenheit. Es von dem sie geglaubt, hatten es verbannt zu haben. War der Zauber nicht stark genug gewesen? Wieso konnte Es noch Macht auf sie ausüben? Jetzt flog es ihnen wie Schuppen von den Augen. Sie waren benutzt worden. Gajan hatte recht gehabt. Es war wie bei den ersten Wächtern.
    Doch dieses Wissen half nur wenig, wenn man es nicht nutzte. Den ganzen Tag sammelte Nektarius Kräuter. Er musste Seinen Einfluss brechen. Dazu wollte er einen Trank brauen. Auch Gajan war im Wald und half beim Suchen von Kräutern und Wurzeln. Doch schon bald merkte er, wie müde er war. Der Einfluss des Viehs hatte ihn nicht schlafen lassen und dazu war natürlich noch die Sorge um seine Freunde gekommen. Er setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm. Wie gut es tat, sich einmal auszuruhen. Und schon bald schlief er ein. Doch auch hier blieb er nicht in seinen Träumen verschont.
    Er sah Nektarius beim Brauen des Trankes zu. Er mischte allerlei Pflanzen in den Topf. Was daraus wohl entstehen würde. Es sah nicht gerade lecker aus. Freundlich lächelte ihm Nektarius zu. Doch irgendetwas stimmte nicht an diesem Lächeln. Es war falsch. Doch Gajan ignorierte das. Er schob es auf seine überreizten Nerven. Nektarius würde ihm endlich helfen. Am Abend war der Trank fertig. Nektarius gab allen zu Trinken. Gajan setzte den Becher an die Lippen und trank. Doch was war das? Er hustete. Alles drehte sich um ihn und ihm wurde langsam schwarz vor Augen. Was hatte Nektarius ihm da gegeben? Als er langsam zu Boden sank, hörte er ein Lachen: „Ihr werdet alle sterben. Ha, ha, ha, ... “
    Man hatte ihn vergiftet.
    Schweißgebadet wachte Gajan auf. Er war vom Stamm gerutscht. War das eine Warnung gewesen? Oder war das wieder Sein Werk? Schon oft hatten ihnen Träume geholfen. Aber auch Es bediente sich der nächtlichen Bilder, um sie zu beeinflussen. Er würde auf jeden Fall vorsichtig sein. Wenn Nektarius ihm etwas anbieten sollte, würde er nichts trinken. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte. Sollte er nicht lieber doch Nektarius vertrauen. Das war eine schwere Entscheidung. Wenn er sich irrte, konnte das weitreichende folgen haben. So oder so würde sein weiteres Vorgehen Konsequenzen mit sich ziehen.
    Vier tranken einer nicht. Nektarius wollte sie nicht vergiften. Er hatte einen Trank gebraut, der sie vor Seinen Übergriffen schützen und einen traumlosen Schlaf schenken sollte. Jetzt war Gajan seinem Einfluss ganz alleine ausgeliefert. Deshalb hatte er es in dieser Nacht besonders schwer, da Es sich alleine auf ihn konzentrierte. Es war ein Fehler gewesen, den Trank nicht zu trinken. Gajan durchlebte eine Nacht voller Schrecken und Alpträume. Es redete ihm ein, dass die vier einen Schlaftrunk getrunken hatten, gegen den Nektarius immun war. Er sei Sein Jünger und würde versuchen Es zu befreien, während die anderen schliefen. Dieser Traum war natürlich genauso falsch wie der letzte.
    Endlich konnten Aira, Ronaldo und Tekote ruhig schlafen. Sie waren die letzte Nacht durch Es gestört worden. Da war es nicht verwunderlich dass sie bis in den späten Vormittag schliefen. Daran war kein Schlaftrunk schuld. Doch das konnte Gajan nicht wissen, der durch Alpträume gepeinigt schon früh aufwachte. Als er seine schlafenden Gefährten sah, glaubte er natürlich an die Wahrheit des nur letzten Traumes und dass er den anderen nur falsch gedeutet habe. Leise schlich er durch das Lager. Er suchte nach Nektarius, um herauszufinden, was dieser tat. Wie von ihm erwartet, war dieser nicht mehr im Lager anzutreffen.
    39. Nektarius
    Schon früh war Nektarius aufgestanden, um seinen Vorrat an frischen Kräutern aufzufüllen. Er konnte jetzt endlich mit den Anderen zusammen arbeiten. Sie waren nicht mehr von Ihm beeinflusst. Er musste ihnen dabei helfen, Es zu besiegen. Es musste für immer vernichtet werden. Bannen, war zwar gut und schon, aber es bestand immer die Gefahr des Ausbruchs. Das musste ein für allemal beendet werden. Es sollte nie wieder einen Krieg geben. Und es sollte nie wieder nötig sein, dass mutige Männer wie Boreas sich opferten. Das sollte nie wieder geschehen. Deshalb half er ihnen und gab sich so viel Mühe beim auswählen der Kräuter.
    Steinklee, Wiesenkerbel, Geißfuß, Brunnenkresse, Hellerkraut, Hederich, Labkraut, Teufelskralle, Schafsgabe, Stendelwurz, Scharbockskraut, Hahnenfuß, Gilbweiderich, Leinkraut, Mohn, Baldrian, Thymian, Pestwurz, Minze, Günsel, Salbei, Aaselwurz, Bingelkraut und vieles mehr musste gesammelt werden. Da kam ein ganzer Korb zusammen. Schon bald waren Nektarius Finger von den Stacheln durchstochen und seine Haut brannte wegen den vielen Brenneseln. Nach 2 Stunden war Nektarius schon so gut wie fertig. Ihm fehlte nur noch eine Sterdolde. Aus seiner Studienzeit wusste er noch, dass dies Gewächs oft in Auenwäldern, Nadelwäldern und auf Bergwiesen zu finden ist. Er war also genau am richtigen Ort. Nur war es schwer die Pflanze zu finden. Er konnte die weißen Blüten einfach nicht sehen. Gab es sie hier nicht? Oder war er heute mit Blindheit geschlagen? Ahh da war sie ja. Die Sternendolde war gefunden und Nektarius konnte zum Lager zurückkehren. Zuerst brauchte er aber eine kleine Verschnaufpause. Er bückte sich zum Wasser des Flusses zu seinen Füßen. Das Wasser war kühl und erfrischte sein Lebensgeister. Doch was war das? Nektarius landete im Wasser. Jemand hatte ihn geschuppst.
    Wieso hatte er das bloß getan? Er hatte das nicht gewollt. Gajan war nur so sauer auf den Nektarius aus seinem Traum gewesen. Wie hatte er das nur tun können? Er hatte ihn einfach in den Fluss gestoßen. Gajan sah auf den Korb mit den Kräutern und erinnerte sich an den gestrigen Tag. Nektarius war richtig nett zu ihm gewesen, obwohl er einfach eingeschlafen war.
    Wieso tauchte Nektarius nicht wieder auf? Er war schon viel zu lange unter Wasser. Was sollte er nur machen? Doch endlich sah Gajan Bläschen an einer Stelle aufsteigen und wollte schon ins Wasser tauchen als Nektarius auftauchte. Doch schnell ging er wieder unter.
    Verdutzt starrte Gajan auf die Stelle an der Nektarius Kopf gewesen war. Und schon war er wieder an einem Platz weiter flussabwärts zu sehen.
    „Hilfe...“, schrie er „Ich... kann nicht schwimmen.“ Schon war er wieder untergetaucht. Gajan hatte keine Zeit zum Überlegen, er musste handeln.
    Schnell zog er seine Schuhe und seine Jacke aus und sprang ins eiskalte Wasser. Nektarius war schon ein Stück abgetrieben. Er musste ihm schnell hinterher und ihn herausholen. Nicht nur der Luftmangel konnte dem Nichtschwimmer zum Problem werden, auch das kalte Wasser konnte ihn zum Verhängnis werden. Wenn er auskühlte, bestand die Gefahr, dass er sich nicht mehr bewegen konnte und einfach absoff.
    Daran war nur er schuld. Gajan spähte nach Nektarius. Da hörte er den Schrei eines Vogels. Es war Argus, der die Szene aus der Luft verfolgt hatte. Langsam flog der Vogel weiter flussabwärts. Und Gajan verstand. Anscheinend wusste das Tier, wo Nektarius sich befand. Er schwamm hinterher. Als er den Vogel eingeholt hatte, tauchte er unter. Und tatsächlich da war Nektarius. Er war schon blau angelaufen und sein Körper war furchtbar schwer. Schnell zog Gajan Nektarius an die Oberfläche und brachte ihn ans Ufer. Er wusste zwar nicht wirklich, was jetzt zu tun war, aber er tat trotzdem das richtige. Bald schlug Nektarius wieder die Augen auf und spuckte Wasser. Natürlich dachte Nektarius, dass Gajan ihn nur gerettet habe, aber Gajan gestand ihm schnell die Wahrheit. Das war ein kleiner Schock für Nektarius, doch er verstand, warum das geschehen konnte. Er machte Gajan keine Vorwürfe und tröstete ihn, dass ja nichts passiert sei. Es hätte sich jeder von Ihm beeinflussen lassen. Er versprach Gajan, gleich einen neuen Trank zu brauen, der ihn in dieser Nacht schützen würde.
    Es war jetzt wichtig, einen klaren Kopf zu bewahren. Sie mussten alle ihre Kräfte zum Kampf sammeln. Es sollte endlich ein Ende nehmen. Es spukte schon lange genug auf dieser Erde. Nektarius braute diesmal gleich zwei Tränke. Einen zum Schutz und einen zur Energiegewinnung. So würde dieser Schlaf wirklich erholsam werden. Sie würden gut vorbereitet sein.

    40. Die Welt hält den Atem an
    Die Luft war frisch und rein. Die Umrisse der Bäume zeichneten sich scharf am Himmel ab, wie nach einem Regen. Eine riesige Wanderheuschrecke machte ihre Sprünge in der Nähe eines Fenchelgewächses. Von einem Maulbeerbaum aus beobachtete ein Specht scharf ihre Bewegungen.
    Nektarius und die Anderen hatten eine Unterredung. Sie mussten endlich einen Plan fassen. Natürlich war es nicht einfach für Nektarius, die Anderen davon zu überzeugen, dass Es vernichtet werden musste, denn dazu mussten sie Es erst befreien und das war in ihren Augen ein zu großes Risiko.
    „Verdammt, das können wir nicht machen. Es war schon schwer genug es zu fangen, wie sollen wir Es dann zerstören? Das ist unmöglich.“, sagte Aira.
    „Nicht mit meiner Hilfe.“
    „Wie sollst du uns schon stark helfen? Du bist ja nicht einmal ein Magier, das würde ich schließlich spüren.“, erwiderte Ronaldo.
    „Ich habe nur sehr wenig magische Kräfte, das stimmt,“, gab Nektarius zu „aber ich kann euch mit meinen Tränken stärken und das ist mehr wert als 100 Magier.“
    „Lasst uns spazieren gehen! Ich muss mir mal die Beine vertreten. Außerdem brauche ich einmal etwas Abstand. Dieser Ort ist mir unheimlich. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber als ich im Wall war, habe ich Es gespürt und ich fühle Es noch jetzt.“
    Langsam gingen die fünf in den Wald. Tekote schlug einen Weg ein, den er wieder verließ, sobald ein anderer Pfad auftauchte, lohnenswerter erschien. Sie drangen immer tiefer in den Wald ein und waren schon ein gutes Stück vom Ort entfernt. Sie hatten den Eindruck, sich in einem Gebiet zu befinden, in das noch nie jemand einen Fuß gesetzt hatte.
    Aira, Ronaldo und Tekote waren durstig, sie wollten nach Wasser suchen. Da bat Gajan um eine Pause und Nektarius blieb bei ihm zurück. Auf einem Baumstamm sitzend, lauschten sie dem wohlklingenden Vogelgesang. „Manchmal frage ich mich, ob ich nicht träume“, sagte Gajan. „All das ist verrückt, wahrhaft fantastisch.“ Einige Kiefernzweige knackten. Die anderen kehrten langsam zurück. Nektarius sah in die Richtung des Geräusches. Dann sah er erneut Gajan ins Gesicht und sagte: „Es gibt Dinge die man mit deiner Denkweise nicht verstehen kann, denn es gibt bestimmte Dinge die den meisten Menschen entgehen. Du wirst dich schon noch davon überzeugen.“
    Die Anderen kamen mit aufgefüllten Trinkflaschen zurück. Ronaldo gab seinem Sohn etwas von seiner Flasche. Nachdem sich nun auch Nektarius und Gajan erfischt hatten, konnten sie einen Plan ausarbeiten. Nach einigen Stunden stand fest, was zu tun war. Es würde nicht einfach werden, aber es war ihre Bestimmung.
    Am Mittag des nächsten Tages würde es los gehen. Zu dieser Zeit, wenn die Sonne im Zenit stand, war es am schwächsten. In Erwartung auf seine Freiheit würde Es schnell herauskommen und sie würden angreifen können. Gestärkt von Nektarius Tränken dürfte es dann kein Problem sein, Es zu zerstören. Dies sollte durch einen geballten Energiestrahl aus allen Elementen möglich sein. So sah der Plan aus, ob er funktionieren würde, sollte sich noch zeigen.

    Wie am vorherigen Tag war es strahlendes Wetter. Es war als, ob die Welt noch ein letztes Mal ihre ganze Pracht zeigen wollte, bevor sie für immer unterging oder gerettet wurde. Die Entscheidung würde heute fallen. Es gab kein zurück mehr. Man stand am Wendepunkt. Die Zeit verging langsam und träge, nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren. Obwohl sie zuerst rasend schnell zu verrinnen schien, so dass Gajan angstvoll zum Himmel geblickt hatte, um den Stand der Sonne zu prüfen. Aber so war es ja immer.
    Der Einzige, der nicht nervös war, war Nektarius. Er strahlte eine innere Ruhe aus. Als ob er schon wüsste, wie der Tag enden würde. Aber vielleicht wusste er das ja wirklich. Gab es da eine Prophezeiung, die ihm alles verraten hatte?
    In einer halben Stunde war es so weit. Dann würde die Sonne im Zenit stehen. Sie hatte alle den Trank getrunken und fühlten sich so gut wie noch nie. Ronaldo, Tekote, Aira und Gajan machten sich bereit. Langsam drang Aira in den Wall ein, aber diesmal erzeugte sie einen Missklang. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ein Riss entstanden war, der sich rasch vergrößerte, kehrte sie schnell in ihren Körper zurück. Sie wollte nicht da drin sein, wenn Es heraus kam. Wenn man Ihm zu Nahe kam bestand Gefahr verrückt zu werden. Zwar konnte das natürlich niemand wirklich beweisen, aber sie wollte es nicht ausprobieren.
    Nektarius: „Jetzt heißt es warten. Ich sehe die Sonne ist bald im Zenit. Wir haben den rechten Augenblick erwählt. Bündelt schon mal eure Kräfte. Sagt eure Gebete, wenn ihr mutlos werdet. Ich fühle mich, als ob ich neben mir unter diesem Himmel stehen würde. So lange habe ich auf diesen Augenblick gewertet. Ich schwöre, dass ich alles geben würde es zu zerstören. Was ich weiß, was ich fühle konzentriert sich auf eine Sache. Danach wird die Tür wieder verschlossener sein als die Augen eines Toten. Ich werde die Schlüssel dazu tief verbergen. Konzentriert eure Macht. Die Risse wachsen. Ich verstehe es, wenn ihr nervös seid, aber das braucht ihr nicht. Ich sehe die Sonne. Das Tor öffnet sich. Hätten wir es wirklich tun sollen? Sie Seiten der Geschichte bewegen sich. Es kommt. JETZT SEHE ICH ES. Schreiben wir Geschichte!“
    Langsam kam Es aus dem Tor. Sein langer schwarzer Arm tastete nach vorne. Doch als der erste Lichtstrahl aus Es viel, zog Es sich blitzschnell zurück. Die Sonne war schon von jeher sein Feind gewesen. Besonders dann, wenn sie im Zenit stand. Zu dieser Zeit hatte Es keinen Schatten und ohne Schatten fühlte Es sich immer furchtbar schwach. Es würde warten, bis die Sonne tiefer stand. Hatten sie wirklich geglaubt, dass Es so leicht zu überlisten war?
    Die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Da kam einer Seiner Tentakel zum Vorschein. Doch was war das? Wieso zog Es sich zurück? Hatte Es die Falle bemerkt? Auf alles war Nektarius vorbereitet gewesen, nur auf das nicht. Wieso kam Es nicht? Sie warteten schon seit einer Stunde gespannt auf Sein Erscheinen. Aber das Einzige, was herausgekommen war, waren kleinere Bewohner Mors.
    Sie hatten schon ein paar Biss- und Schnittverletzungen von einigen Scharmützeln mit diesen Viechern. Sie durften keines entkommen lassen. Nicht auszudenken, was die alles anstellen konnten. Deshalb mussten sie alles vernichten, was durch die Öffnung gekrochen kam. Aber das kostete Kraft und die mussten sie sich doch für den großen Kampf bewahren. War das Vielleicht Sein Plan? Wollte Es sie müde machen? Wie heimtückisch!
    „Wir müssen etwas machen“, dachte Nektarius. „So geht das nicht weiter.“ Das sahen auch Aira, Tekote, Ronaldo und Gajan. Sie bemerkten selbst, dass ihre Kräfte nicht ewig hielten und machten sich aus diesem Grund Sorgen. Was da zu machen war, wusste wie immer Nektarius. „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten.“ „Äah!!“ „Verstehst du nicht, Gajan? Wir müssen zu Ihm nach Mors. Wir müssen Es jetzt angreifen, so lange unsere Kräfte noch ausreichen.“ Aira starrte ihn überrascht an: „Das ist doch Wahnsinn! Da rein!“ Doch Ronaldo ignorierte ihren Einwand und sagte nur: „Das könnte gehen. Ich würde alles riskieren, damit der Frieden dauerhaft gesichert ist.“ Das war auch der Standpunkt der anderen. Ein Entschluss war gefasst.

    Da Es nicht kam, mussten sie kommen. Das war auch nicht so einfach. Zwar war die Öffnung schon vorhanden, aber sie mussten erst einmal dorthin kommen. Das Loch befand sich acht Meter über der Erde. Wie sollten sie dorthin kommen? Da kam Ronaldo ein Gedanke: „Erinnert ihr euch an dieses Tagebuch von Boreas? Am Ende hat Phyrus doch etwas von `auf den Lüften schweben` geschrieben. Hast du jemals versucht zu fliegen, Aira?“„Naja, eigentlich nicht. Aber ich habe schon ein paar mal die Winde gelenkt. Ich werde es versuchen. Geht aber bitte auf die Seite! Ich bin mit diesen Winden noch nicht vertraut.“ Auf einmal kam ein starker Wind auf. Schnell wichen die anderen zurück. Das Brausen nahm zu. Airas Kleidung flatterte wie ein Segel im Wind. Ihr war die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Doch nach einer weiteren Steigerung des Windes, hob sie endlich ein paar Zentimeter in die Luft.
    Erschrocken über ihren Erfolg stürzte Aira wieder ab. „Ich brauche mehr Aufwind.“ „Könntest du auch mehrere Personen gleichzeitig tragen?“ „Wenn ich die Winde erst mal unter Kontrolle habe, dürfte das kein Problem mehr sein. Ich muss mich noch mit ihnen vertraut machen.“ Das dauerte leider länger als geplant. Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihr, mehrere Meter über dem Boden zu schweben. Jetzt verging nicht mehr viel Zeit, bis alle durch die Lüfte flogen. Es stand ihnen nichts mehr im Weg nach Mors. Es sollte sich auf etwas gefasst machen.
    Jetzt wollte man keine Zeit mehr verlieren. Darum ließ Aira sie schnell mit Hilfe der Winde aufsteigen. Langsam kamen sie auf die Öffnung zu. Und drangen dann auch schon in Mors ein. Es war stockdunkel. Die Finsternis war allgegenwärtig und ließ sich fast anfassen. Man konnte regelrecht spüren, wie böse dieser Ort war. Etwas krabbelte über Airas Fuß. „Iih, was war das?“ Sie hatten die anderen Viecher ganz vergessen. Niemand hinderte sie jetzt daran , ihre Welt zu bevölkern. Das Problem musste schnell gelöst werden. „Ich sollte eine Barriere erschaffen. Die wäre dann aber relativ schwach. Es könnte dort leicht hindurch.“ „Das ist egal. Wieso sollte Es gerade jetzt versuchen nach draußen zu gelangen. Außerdem suchen wir Es ja.“
    Kurze Zeit nachdem sie die Barriere erschaffen hatten, fanden sie auch schon das Gesuchte. Sie musste nicht weit nach Mors vordringen. Für einige Momente waren sie geschockt. Mit so einer Gestalt hatten sie nicht gerechnet. Aber auch Es war verwirrt. Noch nie hatte es jemand gewagt, in Sein Gebiet einzudringen. Das waren neue Erfahrungen für beide Parteien. Jetzt kam es darauf an, wer zuerst wieder zu sich fand. Das sollte über das Schicksal der Welt entscheiden.

    41. Erster Kontakt
    Dieser Ort war so düster. Es war so finster, dass man nichts richtig erkennen konnte. Man musste immer damit rechnen, von einem dieser Viecher angegriffen zu werden. Das einzige, was man erkennen konnte, waren die Augen dieser Tiere, die im Dämmerlicht zum leuchten gebracht wurden. Sie musste mit solch großen Pupillen von dem Licht, das durch die Öffnung fiel, geblendet sein. Doch dann bemerkte Sie eine Veränderung. Schlagartig war eine ganz andere Stimmung. Aira war die erste die diese Veränderung spürte. Sie kannte dieses Gefühl. Sie wusste, was das bedeutete. Es war in der Nähe. Was für eine Aura. So stark und böse. Sie war wie paralysiert. Dieses Wesen war so schlecht und man fühlte sich so klein und verloren. Wie sollten sie Es jemals vernichten?
    Gajan ging neben Aira. Er fühlte sich unwohl an diesem Ort. Es war ihm unheimlich durch diese Finsternis zu gehen, immer dieses Gefühl des Angestarrt Werdens zu haben. Doch das Gefühl nahm nicht ab. Im Gegenteil es nahm sogar zu. Plötzlich bemerkte er, wie Aira zusammenzuckte. Sie unterbrach ihre begonnene Bewegung und blieb abrupt stehen. Da bemerkte Gajan diese düstere Atmosphäre. Er hatte sich noch nie so klein und verloren gefühlt. Nicht einmal als seine Mutter gestorben war und er ganz alleine auf der Welt gewesen war. Er dachte an seinen Vater. Ohne ihn wäre er ganz verlassen. Hoffentlich würde er auch später noch Gelegenheit haben, ihm zu sagen, wie sehr er ihn liebte. Doch wenn er sich dieses Vieh da vorne ansah, war er sich da nicht mehr so sicher, dass es ein Später geben würde.
    Hinter Gajan und Aira gingen Ronaldo und Tekote. Ronaldo bemerkte natürlich die Nervosität seines Sohnes. Auch er fühlte sich nicht wohl. Wie die anderen spürte er diese schlechte Stimmung. Doch wie Tekote versuchte er, diese negativen Gefühle zu unterdrücken. Da bemerkte er wie Aira zusammenzuckte und sich gehetzt umblickte. Auch Gajan sah sehr nervös aus. Die beiden blieben stehen, so dass Tekote aufpassen musste, um nicht mit Aira zusammenzustoßen. Ronaldo ging vor zu seinem Sohn und blickte in dessen erschrockenen Augen. Wie sehr er diesen Jungen mochte, bemerkte er jetzt umso mehr. Er würde immer für ihn da sein. Da erblickte auch er Es und nahm Gajans Hand fest in seine.
    Es fühlte sich großartig. Sein Triumph war nicht mehr fern. Es würde in aller Ruhe hier warten, bis die Sonne tiefer stand oder noch besser Untergegangen war. Es war sich sicher, dass Es diese Würmer dann leicht zerquetschen konnte. Dann stand nichts mehr zwischen Ihm und Seiner Weltherrschaft. Es wäre dann wie früher. Es würde sich vom Hass und Zorn dieser Menschen ernähren können. Sie würden sich gegenseitig zerstören, wenn Es sie erst aufeinander gehetzt hatte. Doch was war das? Jemand stand vor Ihm. Das konnte nicht sein! Es kam noch schlimmer. Zwei dieser Personen mochten sich sehr. Sie empfand so was wie Liebe. In seinem Reich entfand jemand Liebe für einen anderen!!!!
    Der einzige, der nicht paralysiert durch Seine Anwesenheit war, war Nektarius. Er hatte Es schon lange gespürt und war nicht überrascht. Zwar fühlte auch er sich nicht wirklich wohl an diesem Ort, doch hatte er seine Emotionen besser unter Kontrolle und konnte daher klarer denken. Er bemerkte die Bestürzung der anderen. Doch anders als sie blieb er nicht stehen, sondern näherte sich Ihm immer weiter. Er ließ sich nicht von seiner Aura abschrecken. Da bemerkte er etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Es war genauso erschrocken wie seine Gefährten. Dabei starrte Es besonders Gajan und Ronaldo ungläubig an. Er drehte sich zu den beiden um und bemerkte, dass Ronaldo Gajans Hand hielt. War das der Grund für Seine Bestürzung? Spürte Es ihre Zuneigung? Konnte Es ihre Gefühle ausmachen und sogar fühlen? Das war eine wichtige Information. Vielleicht ließ sich das zu ihrem Vorteil nutzen. Wie genau musste er noch herausfinden. Aber das würde ihnen sicher beim Kampf helfen. Apropos Kampf. Sie mussten endlich damit anfangen, ihre Kräfte zu bündeln. Sie sollten zuerst Es angreifen, bevor Es Gelegenheit dazu bekam, sie zu töten. Sie mussten den Überraschungseffekt nutzen. Es lief besser für sie, als er zu hoffen gewagt hatte. Schließlich hatte noch keine der Kreaturen versucht, sie anzugreifen oder zu verspeisen. Obwohl sie im Vergleich relativ klein waren und ohne große Klauen und Hauer unwehrhaft aussehen mussten. Man musste abwarten, wie sich die Sache entwickeln würde.

    42. Der Kampf
    Der erste der vier, der wieder zu sich kam, war Tekote. Er raunte Aira etwas zu und kurze Zeit darauf reagierte auch Gajan und Ronaldo. Schon bald konnte man ein leichtes knistern in der Luft spüren. Natürlich bemerkte auch Es, was da vor sich ging. Bestand Es doch in gewisser Weise auch aus Magie und konnte diese Veränderung schon früh fühlen und aufspüren. Bevor Tekote reagieren konnte, wurde sein Energiefluss unterbrochen. Einer der schwarzen Tentakel traf ihn hart an der Schulter. Zusammen mit Ronaldo, der von einem anderen Arm getroffen wurde, flog er durch die Luft und prallte gegen einen verkrüppelten Baum. Stöhnend richtete er sich auf und sah wie die anderen versuchten, sich gegen die heranschnellenden Fangarme zu wehren. Niemand verschwendete mehr einen Gedanken daran, seien Energien zu bündeln.
    Aira versuchte, sich mit einer Art Schutzschild zu verteidigen. Aber das klappte nicht wirklich. Gerade musste sie sich wieder blitzschnell ducken, um nicht von einem der durch ihr Schutzschlid brechenden Tentakel getroffen zu werden. Tekote richtete sich etwas auf und bewegte sich Hacken schlagend auf Nektarius zu, der mit unglaublicher Geschicklichkeit einige der schwarzen Fangarme mit einer Art Sichel abtrennte. Als Tekote endlich bei Nektarius angekommen war, zog er fragend eine Augenbraue hoch und blickte auf die metallisch glänzende Sichel. „Zum schneiden der Kräuter.“, entgegnete Nektarius. Nich weiter aud dieses Thema eingehend fragte Tekote: „Und was nun?“ Mit einem schnellen Blick auf die anderen gab Nektarius ihm zu verstehen, dass sie sich versammeln sollten. Auch die anderen verstanden und mit viel Mühe gelang es ihnen sich in der Nähe eines dieser verdorrten Gestrüppe zu treffen. Aira war noch immer mit ihrem Schutzschild beschäftigt.
    Gereitzt entgegnete sie: „Toller Plan! Hierher zu kommen war schon immer einer meiner unerfüllten Träume.“ Sie lachte kurz ironisch auf. „Ihr müsst eure Enerien bündeln.“, erwiderte Nektarius trocken. „Wenn du ne Weile den Schutzschild übernehmen könntest, gerne. Das Vieh schlägt uns noch kurz und klein.“ „Ich habe eine bessere Idee. Ich habe ein paar Kräuter, die uns dabei helfen dürften, dieses Vieh abzulenken. Schon vor Hunderten von Jahren habe Hexen sie zur Geisterbeschwörung benutzt.“ „Was sollen wir mit einem Geist. Glaubst du Es erschrickt sich dann zu Tode.“ „Natürlich nicht. Damit kann man gar keine Geister beschwören. Mit den Kräutern kann man, wenn man sie anzündet, einen Rauch erzeugen, der die Aura derjenigen verschleiert, die dahinter verborgen stehen. Es kann uns dann nicht mehr spüren und auch nicht sehen. Dann könnt ihr unbemerkt eure Energien bündeln und Es mit dem Energieball vernichten.“ „Worauf wartest du dann noch? Zünde es endlich an!“ „Naja, ich habe kein Feuer. Kannst du mir vielleicht aushelfen, Ronaldo?“
    „Ja, klar!! Leg das Kraut aber vorher auf den Boden, sonst verbrenne ich dir die Hand.“
    Nachdem Nektarius die Kräuter auf den Boden gelegt hatte, zündete Ronaldo sie mit einem seiner Feuerbälle an. Sofort fing das Kraut Feuer und dicke Rauchschwaden zogen gen Himmel. Schon wenige Sekunden danach konnten sie die Auswirkungen bemerken. Seine Bewegungen waren nicht mehr zielgerichtet. Es schlug nur wild um sich. Jetzt konnten sie endlich ungestört ihre Energien bündeln. Schnell erzeugten sie vier große Elementkugeln. Die Kräuter würden nicht ewig brennen. Bis sie niederbrannten, mussten sie ihre Kräfte gebündelt haben. Schon vereinigte Ronaldo seinen Energieball mit dem von Tekote. Feuer und Wasser fügten sich zu einer Kugel zusammen. Doch dann wurde Ronaldo von Ihm getroffen. Wie von einer Dampfwalze erwischt ging er zu Boden. Er versuchte, sich aufzurichten, aber der Versuch misslang. Immer wieder knickte er ein. Es hatte sich die Stelle anscheinend gemerkt. Wieder holte Es mit einem seiner Fangarme aus. Ronaldo konnte sich gerade noch schnell auf den Boden werfen.
    In dieser Verfassung würde er keinen weiteren Energieball hervorbringen können. Sie mussten es bei diesem Versuch schaffen, Es zu vernichten. Wieder mal schwang Es einen seiner Tentakel und zielte auf den Platz auf dem Ronaldo lag. Diesmal würde er nicht so leicht ausweichen können. Es hob den Arm weit in die Luft. Es wollte ihn in Boden stampfen. Bevor Es Ronaldo mit einem neuerlichen Angriff töten konnte, reagierte Nektarius blitzschnell. Er zog einen reich verzierten Dolch aus seinem Stiefel und schleuderte ihn zielsicher in eins Seiner Glubschaugen. Gepeinigt schrie Es auf und wand sich vor Schmerzen. „Schnell, ich weiß nicht, wie lange das Gift anhält.“ Erstaunt sah Gajan Nektarius an. Woher hatte dieser einen vergifteten Dolch? Doch dem konnte er auch später nachgehen. Schnell bündelte er die Erde-Luft-Kugel mit dem Feuer-Wasser-Ball. Vereint schleuderten sie den riesigen Energieball auf Es.
    Ein markerschütternder Schrei gellte durch die Luft, als Es in einem Lichtblitz verging. Für Sekunden war es totenstill. Doch plötzlich erwachten die anderen Kreaturen zum Leben. Sie griffen die fünf an. In wilder Flucht stürzten sie auf den Ausgang zu. Gajan stützte seinen verletzten Vater. Schnell entfernte Aira die Barrikade und sie sprangen durch die Öffnung ins Freie. Noch im Fallen versuchte Tekote, das Loch wieder zu schließen, währen Aira ihren Sturz etwas milderte. Nicht gerade weich prallten sie auf dem Boden auf. Ronaldo sah nicht gut aus. Der Aufprall hatte ihm den Rest gegeben. Nun war er bewusstlos. Voller Sorge blickte Gajan auf sein schneeweißes Gesicht und spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Nektarius ahnte, dass er die nächste Woche ohne Hilfe nicht überleben würde. Tekote und Aira verschlossen die Öffnung entgültig. Nie wieder würde einer der Bewohner von Mors nach Tingulin gelangen.
    Während Gajan bei seinem Vater wachte, baute Nektarius eine Art Trage, die Ronaldo in dieser Nacht auch als Lager dienen sollte. Niemand schlief ruhig in dieser Nacht. Trotz ihres grandiosen Sieges machten sie sich Sorgen. Machten sich Sorgen um Ronaldo, der fiebernd auf seiner trage lag. Gajan schlief diese Nacht nicht. Er wachte bei seinem vor Schmerzen stöhnenden Vater. Kurz vor Sonnenaufgang erwachte Nektarius. Er bemerkte Gajan, der immer noch bei seinem schlafenden Vater saß. Leise, um die anderen nicht zu wecken, setzte er sich zu ihm. „Woher hattest du eigentlich diesen Dolch, Nektarius?“, fragte Gajan leise. „Ich habe dieses alte Familienerbstück vor vielen Jahren von meinem Vater erhalten. Der Dolch war schon über 300 Jahre alt. Das Gift auf seiner Klinge hätte 30 Menschen töten können.“ „Trotzdem hast du ihn einfach in deinem Stiefel aufbewahrt? Hattest du nicht Angst, dich selbst zu vergiften?“ „Schon mein Urgroßvater bewahrte ihn auf diese Weise. Nie ist jemand verletzt worden.“ Gajan dachte darüber nach. Es war sicher hart für Nektarius gewesen, dieses alte Erbstück zu opfern. Trotzdem hatte er nicht eine Sekunde gezögert. So hatte er seinen Vater gerettet. Er würde ihm das nie vergessen.
    „Du solltest dich etwas ausruhen. Wir müssen Morgen aufbrechen.“ „Aufbrechen? Aber wie willst du Ronaldo transportieren? Er ist noch viel zu schwach für eine anstrengende Reise durch diesen Wald. Das kann ich nicht zulassen.“ „Ronaldo muss von einem Arzt versorgt werden. Ich werde ihm ein fiebersenkendes Mittel geben. Dann dürfte er Morgen kräftig genug sein, um auf der Trage in den nächsten Ort gebracht zu werden. Dort lebt ein mit mir gut befreundeter Arzt, der auch mich schon behandelt hat. Ich hatte mir damals auf der Such nach Kräutern eine schwere Lungenentzündung geholt. Er ist ein sehr guter Arzt und er wird deinem Vater besser helfen, als wir es hier können.“ „Ok. Ich sehe ein, dass mein Vater dringend einen erfahrenen Medikus braucht. Wenn es ihm morgen besser geht, brechen wir auf.“ „Geh jetzt etwas schlafen. Ich wecke dich, wenn Ronaldo erwacht. Du musst dich erholen. Der Weg zu meinem freund ist nicht leicht.“ Widerstrebend legte sich Gajan hin. Nektarius musste ihm versprechen, gut auf seinen Vater aufzupassen.
    Gegen Mittag wachte Ronaldo auf. Schnell holte Nektarius Gajan und erklärte Ronaldo, was sie vor hatten. Er versprach ihm, ihm ein Narkotikum zu geben, damit er nicht zu viele Schmerzen auf ihrer Reise erdulden musste. Kurze Zeit danach schlief Ronaldo wieder ein. Am nächsten Tag brachen sie auf. Dank des Narkotikums erlitt Ronaldo keine Schmerzen und bekam nicht mit, wie sie ihn über Felsen und umgestürzte Bäume trugen. Nach einer mehrtägigen qualvollen Reise kamen sie bei Nektarius’ Freund Vitus Balsamus an. Der Arzt war bestürzt über Ronaldos Zustand. Schnell stellte er fest, dass er ein gebrochenes Bein und hohes Fieber hatte. Auch fehlte ihm eine menge Energie durch die vorhergegangenen Anstrengungen. Mehrere Tage kümmerte sich der Doktor mit Gajan und Nektarius intensiv um Ronaldo. Gajan gab seinem Vater sogar etwas von seiner Energie, um den Heilungsvorgang zu fördern. Es ging Ronaldo zusehends besser und schon nach zwei Wochen kam er mit einer Schiene am Bein und einem dicken Knotenstock in der Hand zurück nach Resarke. Auch Nektarius begleitete sie. Es gab für ihn nicht mehr in diesem Wald zu tun. Das war ihr Abenteuer. Tingulin war gerettet. Hoffentlich würde der Frieden noch Jahrtausende andauern.

    43.Epilog
    Angeregt unterhielt sich Nektarius mit Asklepius über Heilkräuter und deren Wirkung, so dass er fast Gajan übersehen hätte, der schnell um eine Ecke eilte. „Grüß dich, Gajan. Wohin willst du den so eilig?“ „Ich bin spät dran zu meiner Unterrichtsstunde. Heute muss ich den kleinen Rabauken zeigen, wie mein einen Lichtblitz erzeugt.“ „Na dann, beeil dich! Aber vergiss nicht die Hochzeit von Tekote und Aira um sechs Uhr. Du kommst doch mit Ronaldo?“ „Wenn ich ihn von seiner Arbeit loseisen kann, gerne. Aber ich glaube nicht, dass er die Hochzeit seines Bruders verpassen will.“ „Was macht er eigentlich? Ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen.“ „Er schreibt seine Memoiren. Er will unser ganzes Abenteuer schriftlich niederlegen.“ „Da hat er sich ja viel vorgenommen.“ „ Er schreibt schon seit über einem halben Jahr wie ein Besessener. Die Nachwelt soll aus den früheren Geschehnissen lernen.
    Viele Jahre später, Ronaldo war schon lange tot, tauchte ein junger Mann mit erstaunlichen Fähigkeiten in Resarke auf. Voller Bewunderung blickte er zu seinem großen Vorbild auf, das als Statue vor ihm stand. „Ronaldo, Behüter und Bewahrer von Resarke, Retter von Tingulin.“ Und wie das 2-Mann-hohe Standbild ließ er einen kleinen Feuerball entstehen und kreiselte ihn auf seiner Fingerspitze.

    -Ende-

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    Viel Spaß beim Lesen und schreibt mal, ob sich lohnt einen weiteren Teil zu schreiben!
    Gruß kate

    Geändert von kate@net (03.05.2007 um 21:59 Uhr)

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